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2339 - Ein halber Mensch

Titel: 2339 - Ein halber Mensch
Autoren: Unbekannt
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ihm den Fetzen Stoff entgegen. „Das hier gehörte einem Terraner!"
    „Ich weiß." Die Makro-Bestie sackte sichtlich in sich zusammen. „Ich will nur hören, woher du das Emblem hast, dann gehe ich."
    „Müll", sagte Untar Gabu schwerfällig. „Sie brachten ihn zum Konverterraum."
    „Sprichst du von anderen Terranern?"
    „Von einem wie dir, Roidanton. Er war schon tot, ein Anschauungsobjekt der Anatomen, mehr nicht."
    Ein Versuch also. Womöglich um zu erproben, was an mir hatte vollendet werden sollen. In dem Moment wollte ich nur noch weg und stürmte einfach los.
    Untars Pranke stoppte mich. „Warum siehst du dir nicht an, was ich beschafft habe?" Er warf das Bündel vor mir auf den Boden. Erst dann ließ er mich los.
    Ich schüttelte den Kopf. „Egal, woher du das hast. Untar, der Schutzanzug hilft mir im Grunde nicht weiter."
    „Zieh ihn dir an!"
    Ich unterzog den Anzug wenigstens einer kurzen Überprüfung. Er war alt und schmutzig wie so vieles an Bord, aber er schien funktionsfähig zu sein. Der Sauerstoffvorrat würde allerdings nur für kurze Zeit reichen. „Wenn ich das Ding trage, Untar, bin ich in spätestens drei Tagen erstickt,"
    „Ich habe dir Sauerstoffvorrat für mehrere Monate besorgt, Roidanton. Und Wasser.
    Und etliche Konzentrate."
    Ich schaute den Anzug an, dann ihn und fragte mich, warum ich weiter hier stand, anstatt mein Schicksal wieder in die eigenen Hände zu nehmen. „Das alles hast du an Bord eines Beibootes geschleppt?"
    „In eine Müllkapsel!"
    Ich wollte lachen, aber ich konnte es nicht.
    Was Untar da eben gesagt hatte, klang gar nicht einmal so dumm. Wenn der Müll mehr oder weniger regelmäßig ausgestoßen wurde, erregte ein solcher Vorgang nicht den geringsten Verdacht.
    Und wenn er tatsächlich ausreichend Vorräte zusammengetragen hatte ...
    Ich wollte wissen, wie diese Müllkapseln aussahen.
    Untar Gabu beschrieb sie gestenreich.
    Nach allem, was ich verstand, handelte es sich um fünf Meter durchmessende Kugeln aus einfachstem Kunststoff ohne jede technische Ausstattung. Die Kapseln wurden aus der Bark ausgestoßen, und das war es. Niemand kümmerte sich darum, ob sie auf ewige Zeit durch den Weltraum trieben oder innerhalb weniger Wochen in der nächsten Sonne verglühten. Ich wusste nicht einmal, ob so eine Kugel wirklich stabil genug war. Andererseits konnte ich mir ziemlich sicher sein, dass die Suchmannschaften genau damit nicht rechneten.
    Untar war ein kluges Kerlchen, und ich hätte ihm beinahe unrecht getan. Je mehr ich darüber nachdachte, desto besser erschien mir seine Option. Um an ein Beiboot zu kommen, musste ich in einen überwachten Hangar eindringen.
    Unbekannte, zumindest auf Anhieb schwer zu beherrschende Kontrollelemente ... das Außenschott öffnen, starten ... und dann schnell genug den Waffensystemen der Bark entkommen ... Wahrscheinlich hatte ich mir größere Chancen eingeredet, als ich sie wirklich gehabt hätte.
    Welcher Kommandant ließ hingegen schon auf eine Müllkapsel feuern? „Ich habe dir sogar einen kleinen Sender beschafft", sagte Untar Gabu. „Kolonnen-Funk und geringe Reichweite ..."
    „... aber besser als gar nichts", bestätigte ich. „Urstar, wenn das klappt ..."
    „Dann freue ich mich, dass ich dir helfen könnte, Roidanton. Ich wünsche mir, dass du zurückkommst und mich zu den Halutern bringst. Wirst du das tun?"
    Mir steckte mit einem Mal ein Kloß im Hals. Es wäre so verdammt einfach gewesen, die Makro-Bestie anzulügen, aber genau das konnte ich nicht.
    Da war wieder die Stimme in meinem Ohr. „Der Hoch-Medokogh hat angeordnet, die Mikro-Bestien sofort freizulassen. Uns bleiben nur wenige Stunden, um Danton aufzuspüren."
    „Warum diese Frist, Lenker Nomashir?"
    „Ich weiß es nicht. Ich konnte nur erfahren, dass eine Nachricht des Dualen Kapitäns eingetroffen ist."
    Ich griff nach Urstars Pranke. „Es ist so weit, mein Freund", sagte ich. „Ich habe eben gehört, dass Enkaraqon die Mikro-Bestien auf mich hetzen lässt."
     
    *
     
    Es war ein langer und beschwerlicher Weg gewesen, vom einfachen Anatomen hinauf zur Position des Hoch-Medokogh auf einer Skapalm-Bark. Ein Weg unermüdlicher Forschung, geprägt von den Zwängen der Kolonne und der Notwendigkeit, den eigenen Körper in immer neuen Operationen anzupassen.
    Ungeachtet aller Schwierigkeiten hatte Imarit Enkaraqon in seinem unermüdlichen Streben erreicht, was nur sehr wenigen Kolonnen-Anatomen vorbehalten blieb: Ihm wurde die Ehre zuteil, ein
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