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2339 - Ein halber Mensch

Titel: 2339 - Ein halber Mensch
Autoren: Unbekannt
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Korridore und Hallen schnell hinter sich und wechselte mehrmals auf ein höheres Deck. „Wenn du mir helfen willst, bring mich zu einem Hangar! Ich brauche ein Beiboot, um die Bark zu verlassen."
    „Zu gefährlich!", flüsterte er. „Sie suchen dich! Ich bringe dich in meine Kabine."
    „Die Mor'Daer werden mich auch dort aufspüren."
    „Wenn wir uns einem Hangar nähern, werden sie uns beide erschießen. Aber Untar will leben, verstehst du, Roidanton?"
    „Ich nehme dich mit in meine Welt. Wir Terraner achten jedes Leben."
    „Die Soldaten werden uns vorher töten!"
    „Dann musst du deinen Körper verhärten, Untar."
    Er machte noch zwei seiner zeitlupenhaft anmutenden Sätze und stemmte sich auf den Laufarmen hoch.
    Wir befanden uns offenbar in einer Verteilerhalle. Ich konnte zwar keine Hauptdeckstruktur erkennen, aber mehrere Etagen mündeten hier offen. Rampen und Rundgänge waren stark frequentiert. Ich sah Kolonnen-Anatomen und einige Mor'Daer, die Soldaten zum Glück nur auf den oberen Ebenen und nicht in unserer unmittelbaren Nähe, außerdem in der Mehrzahl missgestaltete Geschöpfe, die meisten in Gewänder gekleidet, wie ich eines trug. „Wir müssen hier weg, Untar!"
    Seine Augen glühten, als er mich anschaute. Ein dumpfes Grollen quoll aus dem lippenlosen Rachen. „Ich kann meinen Körper nicht widerstandsfähig machen. Enkaraqon hat das schon oft von mir verlangt. Er hat mich geschaffen, sagt er, und er wisse, dass ich das kann. - Wieso weißt du davon, Roidanton?"
    Noch war niemand auf uns aufmerksam geworden, doch einige Vermummte machten einen weiten Bogen um Gabus riesige vierarmige Gestalt. Ich schätzte, dass er gut vier Meter groß war und in, den Schultern nur wenig schmaler. Zu meiner Erleichterung setzte er sich langsam wieder in Bewegung. „Die besten Freunde der Terraner sehen dir ähnlich. Untar. Deshalb weiß ich das. Sie nennen sich Haluter und stammen von den Bestien ab ..."
    „Bestien?" Ich hörte seine Erregung deutlich. „Der Hohe Anatom Enkaraqon hat mich einmal als Makro-Bestie bezeichnet. Ich glaube, Bestie ist ein gutes Wort. Es passt zu mir. Ich sehe Furcht erregend aus, sagen viele, und deshalb gehen sie mir aus dem Weg. - Erzähl mir mehr über diese Bestien, Roidanton!"
    „Erst wenn du mich in Sicherheit gebracht hast."
    Er entblößte sein Gebiss zu einer unheilvollen Grimasse, und ich fragte mich, ob er damit Felsen, vielleicht sogar Stahl zerbeißen konnte. Die Anatomen hatten also versucht, Bestien in normaler Größe zu züchten. Aus irgendeinem Grund schien ihnen das bislang nicht gelungen zu sein.
    Untar Gabu tauchte in einen von vielen stollenartig anmutenden Korridoren ein.
    Ich hatte die Orientierung ohnehin wieder verloren, denn keineswegs alle Gänge verliefen geradlinig.
    Aus dem Kom-Stecker erklangen für kurze Zeit Anweisungen. Die kodierten Bezeichnungen sagten mir nichts, aber zweifellos wurden die Einsatzbereiche für die Suchtrupps festgelegt.
    Die Luft schmeckte plötzlich beißend, ein dumpfes Gurgeln und Brausen war hörbar geworden. Monströse Tanks reihten sich in unüberschaubarer Vielfalt hintereinander, und die Decke der Halle lag über einem Dickicht von Leitungssystemen verborgen.
    Eine Schlammschicht bedeckte den Boden, gelegentlich von metallisch schimmernden Lachen durchsetzt.
    Nie hätte ich es für möglich gehalten, eine solche Kloake an Bord eines Raumschiffs vorzufinden. Mein vierarmiger Freund brauchte erst gar nicht zu erklären, dass hier alle Abwässer der Bark zusammenliefen, denn dass es sich überwiegend um Chemikalien und medizinische Stoffe handelte, roch ich.
    Sehr schnell bemerkte ich zudem, dass die Dämpfe meine Nasenschleimhaut verätzten, auch die Lippen brannten bereits. In diesem Abschnitt wurde gefiltert, wiederaufbereitet, in großem Maßstab Osmose betrieben und destilliert. „Was nicht mehr brauchbar ist, geht über Bord", sagte Untar Gabu. „Es ist meine Aufgabe, diese Arbeiten zu bewältigen."
    Ein gewisser Stolz war ihm anzuhören.
    Die Makro-Bestie tappte zur Seite, tauchte unter einem Regenbogen sprühender Flüssigkeit hinweg und bückte sich nach einem halb aufgelösten Behälter, der auf wer weiß welchem Weg hierher gelangt sein mochte.
    Mit einem Arm drückte er mich an seinen massigen Leib, mit der freien Hand hob er das halbrunde Plastikteil aus dem Dreck. „Abfall!", schimpfte er. „Einsammeln und aufbereiten oder in den Müllboxen ausstoßen. Die Toten werden in den Konvertern verbrannt,
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