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233 - Enklave der Träumer

233 - Enklave der Träumer

Titel: 233 - Enklave der Träumer
Autoren: Michelle Stern
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Energie und Feuer, von dem die Wandler einst vor dem Streiter und seinen Findern geflohen waren?
    Ein winziges grünes Licht flammte auf, und er sah vor sich Konsolen, einen Steuerknüppel. Ein Cockpit! Die Transportqualle? Das bekannte Geräusch, das gedämpft zu ihm drang, belehrte ihn eines Besseren. Das hier war nicht der Prototyp. Er saß in einem Kampfjet! In einem Kampfjet mitten im All…
    Ich muss träumen.
    Das war es: Er träumte! Er erinnerte sich.
    Erschütterungen. Die kosmischen Schreie sterbender Wesen, fremder noch als die der Hydree! Erinnerungen aus Fieberträumen. Sie hatten ihm zugesetzt, nachdem sein Sohn Daa’tan versucht hatte, ihn mit einem Dornengeflecht zu töten. Albträume vom Streiter. Vom Untergang. Aber nie so deutlich wie jetzt.
    Angst stieg in Matthew Drax auf. Er wollte sich nicht erinnern! Es nicht noch einmal sehen müssen!
    Das Bild um ihn herum veränderte sich. Die Dunkelheit des Alls verblasste. Sein Kampfjet flog durch die Stratosphäre. Er war wieder unterwegs, wie damals, am 8. Februar 2012. Doch dieses Mal war er allein. Seine Staffel war längst verloren. Er war auf sich gestellt, und er hatte keine Waffe, die das aufziehende Grauen aufhalten konnte!
    Er spürte die Präsenz des Streiters. Noch war nichts am tiefblauen Horizont zu sehen. Noch nicht. Doch Matt fühlte mit jeder Faser seines Körpers, dass die Ankunft des Feindes unmittelbar bevorstand. Eine eisige Klaue griff nach seinem Herzen.
    Nicht das… Nicht der Schatten…
    Unter ihm lagen die Alpen. Von einem besonders hohen Berg sah er Rauch aufsteigen. Das große Feuer. Ein Signal. Aruula und Rulfan warteten auf ihn. Sie hofften auf ihn. Genau wie der Weltrat und die Hydriten. Sie glaubten, er habe die Waffe…
    Wie soll ich ihnen erklären, dass ich versagt habe?
    Matt stieg höher. Sein Jet zog nach oben, einer Rakete gleich. Wut stieg in ihm auf.
    Ich will ihn wenigstens sehen! Dieses Mal will ich den verdammten Schweinehund sehen!
    Aber es gab nichts zu sehen außer flirrenden dunklen Flecken. Eisige Schatten, die sein Herz gefrieren ließen, noch bevor sie sich seinem Flieger entgegen drängten wie die Schwelwolken eines kosmischen Brandes. Matt wich ihnen aus. Er wusste, dass dieses Spiel nicht ewig währen würde.
    Die Schatten verdichteten sich, warfen sich auf das Land. Der grüne Stiefel Italiens unter ihm verfärbte sich. Wo der Schatten ihn traf, wurde er braun. Die Pflanzen verdorrten und starben ab. Es ging rasend schnell. Schon wurde aus dem Braun ein aschiges Schwarz. Staubflocken trieben in kleinen Wirbeln auf.
    Dort wo der Schatten das Meer berührte, erstarrte das Wasser in seiner Bewegung. Die Wellen wurden zu abstrakten Kunstwerken, gefangen in eisiger Kälte. Jegliche Farbe wich aus ihnen. Die Welt unter ihm verwandelte sich in ein Szenario des Grauens.
    Nein! Gegen seinen Willen stieg Matt immer höher, mitten hinein in die Schwärze, die sich über ihm ausbreitete und nach und nach die Welt verdunkelte.
    Die Apokalypse! Das Ende allen Seins! Todesangst ließ ihn zittern. Sein Herz hämmerte so stark, dass er glaubte, es seien die beschlagenen Hufe der herannahenden apokalyptischen Reiter.
    Wenn er wenigstens sehen könnte, was der Streiter war! Aber er ließ sich mit den menschlichen Sinnen nicht erfassen. Mit letzter Kraft klammerte sich Matt an einen Gedanken: Ein Traum! Es ist nur ein Traum!
    Dann flog er ins Zentrum der Finsternis hinein. Seine Gedanken wurden ausgelöscht wie das Land unter ihm. Alles was blieb, war tiefe, namenlose Angst; schwarz wie der Schatten, der die Erde unter ihm vernichtete. Er verlor die Kontrolle über die Maschine und stürzte dem Untergang entgegen…
    ***
    »Maddrax!«
    »Nein!« Matt keuchte, riss die Augen auf und begriff erst nicht, wo er sich befand. Neben ihm stand Aruula, die Hand auf seinen Unterarm gelegt. Ihre angespannte Stimme alarmierte Matt.
    »Du darfst jetzt nicht schlafen! Wir haben Besuch!« Aruula ließ ihn los und wies nach unten. Matt folgte der Linie ihres ausgestreckten Fingers und blickte durch das halb transparente Material der Qualle. Er schauderte: Unter ihnen zogen sechs gewaltige graublaue Schatten ihre Kreise. Sie maßen gut zwanzig bis dreißig Meter in der Länge. Durch das klare Wasser konnte man die spitzen Flossen auf ihren Rücken und die hellen Streifen und Flecken der Musterung gut erkennen. Mehrere weiße Querlinien reihten sich über die Oberseite der tonnenschweren Tiere. Das größte von ihnen war fast fünf Mal
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