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233 - Enklave der Träumer

233 - Enklave der Träumer

Titel: 233 - Enklave der Träumer
Autoren: Michelle Stern
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sichernde Maßnahmen treffen!
    Der weiße Ritter sank vor dem goldenen Lichtball auf die Knie. »Ich bin dir zu Diensten, Ahne.«
    ***
    24. Dezember 2524, Indischer Ozean, nahe der australischen Westküste
    Commander Matthew Drax saß in dem weichen, eigens für ihn ausgeformten Sessel vor den Konsolen der Transportqualle. Der hydritische Prototyp bewegte sich träge durch das tiefblaue Meer. Das rhythmische Klatschen der Wellen machte Matt schläfrig. Er fuhr sich mit den Händen durch das verschwitzte Gesicht und versuchte sich auf die beständig gleich bleibende Umgebung der Meeresoberfläche zu konzentrieren.
    Seit acht Tagen waren sie nun unterwegs. Hinter sich her zogen sie ein selbst zusammengebautes Floß aus Palmstämmen. Darauf kauerten die Überlebenden der USS HOPE unter notdürftig aufgespannten Segeln aus Pflanzenblättern und alten Stofffetzen. Sie versuchten sich so gut es ging vor der Sonne zu schützen. Zwei große Kisten waren in der Mitte des Floßes festgezurrt: eine für Proviant und eine für die Waffen.
    Vierzehn Menschen teilten sich den Platz auf dem Floß, wobei sie tunlichst davon absahen, ihre Arme oder Beine ins Wasser hängen zu lassen. So wohltuend das erfrischende Nass auch war, eine Abkühlung sorgte schnell für einen tödlichen Zusammenstoß mit der unterseeischen Fauna. Bereits zwei Mal waren sie von Shaakas angegriffen worden. Jack Ibrahim, der ehemalige Kommandant der HOPE, hatte sie mit Schüssen aus einem Schnellfeuergewehr vertrieben.
    Matt, Aruula und ihre beiden Gäste in der Qualle, die achtzehnjährige Zarah und die zwei Jahre jüngere Lisette, waren besser vor dem grellen Licht und der Hitze geschützt als die Menschen auf dem Floß. Das bionetische Material der Transportqualle filterte die Hitze und machte sie erträglich.
    Obwohl Matt über sich den weiten Himmel sehen konnte, fühlte er sich beengt. Der Prototyp war mit vier Passagieren voll besetzt.
    Hoffentlich sind wir bald da. Die Reise war lang geworden, die Freizeitaktivitäten waren spärlich, das Konfliktpotenzial auf so begrenztem Raum groß.
    Er rechnete die Entfernung aus, die sie inzwischen zurückgelegt haben mussten. Wenn er sich nicht irrte, hatten sie nur noch wenige Meilen vor sich. Es sollte eigentlich nicht mehr lange dauern, bis sie das Gebiet des ehemaligen François-Peron-National-Parks erreichten. Dort war er vor anderthalb Jahren zusammen mit Rulfan gewesen. Damals hatten sie sich auf der Suche nach Aruula befunden und gehofft, in dem Park ein U-Boot zu finden, das sie für die Weiterfahrt nach Afra benutzen konnten. Leider war das Forschungs-U-Boot der am Ufer liegenden Park-Station unbrauchbar gewesen.
    Nach anfänglichen Problemen waren die Menschen im »Paak« – wie sie ihr durch einen Elektrozaun abgegrenztes Revier nannten – ihre Freunde geworden. Besonders die Kriegerin Airin und den Anführer Herak würde Matt gerne wieder sehen. Was wohl aus ihnen geworden war?
    Die Menschen im Paak konnten mit Elektrizität umgehen und betrieben ein primitives Thermikkraftwerk. Obwohl sie keine Technos waren, hatten sie sich in ihrer »Stejchon« – einer alten Forschungsstation – einen Teil des Wissens aus der Zeit vor der Kometenkatastrophe in schriftlicher Form aufbewahrt. Lesen galt bei ihnen als Dienst an der Göttin Piama. Sie war die menschliche Gründerin ihrer postapokalyptischen Kultur. Schon zu Lebzeiten hatte sie an ihrem Gottesstatus nach ihrem Tod gearbeitet.
    Matt hoffte, dass Airin und ihre Leute die Überlebenden der HOPE aufnehmen würden. Nach der Flucht von der Hölleninsel brauchten sie einen Platz, an dem sie sich ansiedeln konnten.
    Und etwas essen und trinken.
    Er selbst spürte den bohrenden Hunger, und auch der Durst setzte ihm zu. Ihre Vorräte waren gestern zu Ende gegangen und die Hitze dörrte sie aus. Was die Transportqualle an Süßwasser produzieren konnte, reichte für insgesamt achtzehn Leute nicht aus.
    Es fiel Matt schwer, die Augen offen zu halten und sich zu konzentrieren. Ein kurzer Blick auf die Kontrollanzeigen – alles in Ordnung. Der Kurs stimmte. Er unterdrückte ein Gähnen. Seine Lider sanken herab. Er blinzelte und versuchte sich wach zu halten, doch der Wunsch nach Schlaf war stärker. Er nickte ein…
    Die Transportqualle verschwand. Dunkelheit umgab ihn. Kosmische Finsternis. Etwas geschah. Etwas war dort draußen in der Schwärze des Alls. Matt versuchte zu verstehen, wo er war. Noch auf der Erde? Auf dem Mars? Oder bei jenem Planeten aus
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