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2323 - Kinder der Erde

Titel: 2323 - Kinder der Erde
Autoren: Unbekannt
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runder Felsen zwischen anderem Geröll.
    Stunden vergingen, ohne dass sich etwas auf der Insel regte. Die Schildkröte schien zu dösen, unbeeindruckt von den Aktivitäten rings um die vor der Bucht gelegene Siedlung Schohaakar, von der zwei Meter durchmessenden strahlenden Kugel an den Hängen des mächtigen Kalkfelsens und von der noch viel größeren Wölbung des Raumschiffs auf der anderen Seite der Doppelbucht.
    Die Sonne hatte ihren Höchststand erreicht, als sich eine braun gescheckte Ziege dem Strand näherte.
    Das Tier trottete heran, hob den Kopf, sah sich um, sah die Schildkröte... ... näherte sich zögernd weiter...
    Wenige Meter vor dem gepanzerten Koloss blieb die Ziege stehen. Wie gebannt starrte sie auf das andere Tier, eine Minute lang, zwei, dann schüttelte sie mit einem kläglichen Meckern den Kopf und drehte sich um.
    Langsam, mit unsicheren, mechanischen Bewegungen, stakste sie unter dem zwingenden Blick der Riesenschildkröte über den Strand und ins Meer, bis sie, ohne sich noch einmal umzublicken, in den heranschäumenden Wellen verschwunden war. Es geschah ohne Aufbäumen.
    Der seelenlose Blick der Schildkröte verharrte noch einen Augenblick an der Stelle, an der das Tier schließlich untergegangen war. Sie hatte nicht einmal versucht zu schwimmen, nicht gegen ihr Schicksal aufbegehrt.
    Der schuppige Kopf nickte langsam. Die Raubfische, Krebse und anderen Meerestiere in Küstennähe würden sich des Kadavers annehmen und die Spuren des kurzen Dramas schnell und verlässlich beseitigen.
    Mit der Schildkröte jedoch begann eine unheimliche Veränderung.
    Kopf, Hals und Gliedmaßen zogen sich in den Panzer zurück, der plötzlich sanft schillerte und sich wie eine Seifenblase ausdehnte. Bewegungen liefen über die Oberfläche, dann wurden tentakelartige Fortsätze ausgestülpt und gerannen in der Luft zu braun behaarten, dürren Beinen, zu einem Euter, einem drahtigen, langen Schweif, einem mageren Hals mit knochigem Schädel ... bis schließlich eine leidlich gute Kopie jener braun gescheckten Ziege zwischen dem beginnenden Geröll stand, die vor wenigen Minuten in den Fluten des Pazifiks ihr Leben ausgehaucht hatte.
    Die „Ziege" starrte noch für einige Sekunden auf das Meer. Dann drehte sie sich um und begann, ihre Schritte inseleinwärts zu setzen. Anfangs noch unbeholfen, wurden sie mit jedem Meter sicherer.
     
    1.
     
    26. Oktober 1344 NGZ Isla Bartolomé „Langeweile?" Der junge Mann in der Uniform des Terranischen Liga-Dienstes stand mit einem dampfenden Becher in der Hand vor der schönen, samthäutigen Frau mit dem langen dunklen Haar. Sie hatte das Kinn 'in eine Hand gestützt und schien zu grübeln. „Darf ich mich zu dir setzen?"
    Mondra Diamond hob den Kopf und blinzelte, als sei sie gerade aus einem Traum erwacht. „Schenko", sägte sie erfreut und schob ihm einen Stuhl zu. „Na klar. Entschuldige, ich war in Gedanken."
    „Ich weiß schon", sagte er, als er sich an den kleinen, runden Tisch setzte.
    Sie waren allein in der Cafeteria. In der HOPE war es ruhig. Wer nicht gerade Dienst hatte, schlief oder befand sich auf der Insel. Der Leichte Kreuzer der MERKUR-Klasse schwebte nach wie vor gegenüber der Bucht mit dem Nukleus der Monochrom-Mutanten und der Schohaaken-Siedlung. .„Du denkst an ... ihn." Er zeigte mit dem Finger zur Decke. „Rhodan."
    „Natürlich." Sie seufzte. „An Perry, an den Nukleus, an Daellian, an das, was jenseits des TERRANOVA-Schirms lauert... Es gibt so vieles, von dem in diesen Tagen alles abhängen kann."
    „Das tun wir alle." Er nickte. „Aber bei dir ist es, ich kann es nicht anders bezeichnen, besonders >intensiv<. Man spürt förmlich, wie eng du ... eng du ... mit ihm verbunden bist. - 'tschuldige, wollte dir nicht zu nahe treten", schickte er rasch hinterher, als er ihres Blickes gewahr wurde. „Das bist du nicht." Die Regierungsverantwortliche für den Nukleus und alles, was damit zusammenhing, nahm einen Schluck aus ihrem Becher. „Wenn du mal in mein Alter gekommen bist und auch ein bisschen was erlebt hast, werden sie das auch über dich sagen."
    „Du siehst so ... jung aus wie eine Mittdreißigerin", sagte der junge Mann hastig.
    Mondra lächelte. „Das ist ein nettes Kompliment."
    Der junge Mann errötete, was seiner Haut einen dunklen Kupferton verlieh.
    Eigentlich sah dieser schlaksige Bursche attraktiv aus, wenn er auch etwa zwei Generationen nach ihr geboren worden war. Mondra tat, als habe sie dies nicht bemerkt.
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