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2310 - Strukturpiloten

Titel: 2310 - Strukturpiloten
Autoren: Unbekannt
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Doll’Arym. Zwei Treffer noch, und du kannst dieses Semester vergessen. Bist halt einfach zu dick für einen Strukturflieger. Und langsamer als eine Taubschleiche."
    „Taubschleiche! Taubschleiche!"
    Kempo stand da, zitternd, schwer atmend, die Hände geballt. Sheerdurn konnte sehen, dass er innerlich kochte.
    „Die körperlichen Qualen steckt er weg", sagte Auhara leise. „Auch die Demütigungen vor den Augen so vieler Kinder schluckt er. Obwohl er es nicht leicht verwindet, als Verlierer gebrandmarkt zu werden. Aber was er wirklich schwer erträgt, ist die Ungerechtigkeit."
    „Und genau da setzt Yllay den Hebel an", gab Sheerdurn zurück. „Beim letzten Treffer war mit Sicherheit ein Traktorstrahl im Spiel."
    „Unterbrechung endet in zehn Sekunden", verlautbarte Hor’Boran. „Und demnächst auch deine Karriere, Doll’Arym. Na, es wird schon etwas dran sein an dem Gerücht, dass du nur zugelassen wurdest, weil der reiche Vater deiner abgrundtief hässlichen Freundin ein Wörtchen für dich eingelegt hat. Komm schon, wehr dich, Papagünstling!"
    Buhen mischte sich in die „Papagünstling!"-Sprechchöre der Fratzenmeute. Sheerdurn sog scharf die Luft ein.
    Jetzt bloß nicht die Beherrschung verlieren!, rief er dem Bengel in Gedanken zu. Hör gar nicht hin! Jeder weiß, dass sie die Unwahrheit sagt ...
    Doch es war zu spät. Kempo bückte sich, hob den Diskus auf und pfefferte ihn in Richtung des nächsten Lautsprechers.
    Als er erfasste, was er getan hatte, wich das Blut aus seinem Gesicht.
    Kraftlos klappte er zusammen, hockte sich hin und barg den Kopf in den Händen.
    „Disqualifiziert!", schnarrte die Stimme ohne eine Spur von Triumph. „Tja. Bedaure, meine Lieben, die Show ist vorüber. – Doll’Arym, wir sehen uns in drei Minuten bei der Nachbesprechung."
     
    *
     
    Während sie am Hallenausgang auf Kempo warteten, fragte Auhara: „Was meinst du?"
    Sheerdurn wiegte den Kopf. „Tut mir Leid für den Bengel, aber mir wäre nichts Ungewöhnliches aufgefallen.
    Klar agiert Yllay perfid, doch die Ausbilder zu meiner Zeit haben ebenfalls alle Register gezogen, um uns aus dem Gleichgewicht zu bringen."
    „Musstest du auch in die Arena?"
    „Nein. Gehörte nicht zu den Hochbegabten. – Du?"
    Auhara nickte. „Hab’s mit knapper Not überstanden." Sie seufzte. „Ich dachte schon, diesmal schafft er’s. Zumal er wusste, dass das mit dem verlorenen Semester eine leere Drohung ist.
    Selbst wenn er noch ein paar Treffer eingesteckt hätte. Er ist topfit, kein Gramm Fett zu viel. Das wiegt mehr als die Minuspunkte, die ohnehin im guten Durchschnitt lagen."
    Nachdem sie ihn gebeten hatte, sich das grausame Spiel mit ihr anzusehen, hatte Sheerdurn erwogen, hinter Hor’Borans Schikanen stecke eine weitere Verschwörung. Vielleicht wollte Khal Pif’Deran nach wie vor unterbinden, dass sein „explosiver" zukünftiger Schwiegersohn Strukturflieger wurde, und zog weiter hinter den Kulissen die Fäden ...?
    Der Verdacht hatte sich – leider – nicht bestätigt. Sheerdurn konnte keinerlei Indizien für ein Komplott feststellen. Was Yllay mit dem Bengel angestellte hatte, war nicht schön, bewegte sich jedoch absolut im Rahmen des Üblichen.
    Sollte Kempo am Ende über seine eigene Genialität straucheln?
    Sheerdurn räusperte sich und spuckte aus. „Ich sag’s nicht gern, aber die Hor’Boran macht nur ihren Job. Mit Fug und Recht – der Bengel muss einfach lernen, seinen verdammten Jähzorn im Zaum zu halten. Ein Pilot darf ganz einfach nicht hochgehen, bloß weil jemand ihn oder seine Freundin beleidigt."
    „Du weißt das, ich weiß das, Kempo weiß das. Trotzdem findet er kein Mittel dagegen. Sein Aggressionspotenzial entspricht unglücklicherweise seinem Talent. – Da kommt er."
    Gesenkten Kopfes, mit hängenden Schultern schlurfte Kempo auf sie zu.
    „Hallo", sagte er flach. „Erspart euch bitte die Trostworte. Ich bin selbst schuld. Sie kriegt mich immer wieder dran."
    „Du hast bewundernswert gekämpft und dich gut gehalten, bis knapp vor Schluss ..."
    „Ja, sicher, ich war toll." Er lachte bitter auf. „Wenn man davon absieht, dass ich dann doch die Nerven weggeschmissen und alles in den Sand gesetzt habe. Ah! Ich könnte Yllay die steinerne Larve mit den Fingernägeln vom Gesicht kratzen!"
    „Was eher kontraproduktiv wäre", sagte Sheerdurn.
    „Auch schon egal. Sie hat mir gerade erklärt, dass ich die Linearflug-Befähigung für diesmal abschreiben kann. Bevor ich meine
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