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2310 - Strukturpiloten

Titel: 2310 - Strukturpiloten
Autoren: Unbekannt
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zuckte die Achseln. „Ist ja für den Bengel. Und der hat’s bedeutend schwerer."
    Kempo, unten in der Arena, kam gerade wieder auf die Beine. Kaum hatte er den Schlick notdürftig vom Gesicht gewischt, als er erneut von einem Diskus getroffen wurde und zurück in den Schlammtümpel stürzte.
    „Treffer zählt nicht", kommentierte die kalte Stimme von Yllay Hor’Boran, die als Schiedrichterin, wenngleich keineswegs als Unparteiische fungierte.
    „Kontrahent war noch nicht spielbereit.
    Das ist aber kein Grund, ein Nickerchen einzulegen, Doll’Arym! Oder hast du da unten auf Bocyn gelernt, in Drecklöchern zu pennen wie ein Erdschliefer?"
    „Erdschliefer! Erdschliefer!"
    Sheerdurn war seit Jahrzehnten nicht mehr in der Sporthalle an der Rosentalstraße gewesen. Als Kind hatte er das Spiel geliebt. Aber damals war er Teil der Meute auf den Rängen gewesen und hatte nicht im Entferntesten geahnt, was hinter dem scheinbar harmlosen Gaudium steckte.
    Das Innere der Arena bildete eine hügelige Landschaft nach, voller natürlicher und künstlicher Hindernisse. Sieben kurz vor der Pubertät stehende Burschen und Mädchen machten darin Jagd auf einen deutlich Älteren. Klar, mit wem die Zuschauer sympathisierten.
    Punkte wurden durch Wurfscheiben-Treffer erzielt. Von eingebauten Miniprojektoren erzeugte Prallfelder milderten die Verletzungsgefahr, weil sie die Aufschlagfläche vergrößerten. Zugleich steigerten sie die Wucht, sodass der Getroffene oft meterweit über den Boden kugelte. Was jedes Mal Begeisterungsstürme nach sich zog.
    Der Kadett, der als „Wild" herhalten musste, durfte auf keinen Fall einen der Disken zurückwerfen oder sonst wie die Verfolger angreifen. Für ihn ging es darum, möglichst wenige Treffer abzukriegen. Die Spielzeit war mit einer Stunde bemessen, wobei es kaum Verschnaufpausen gab.
    „Das Ergebnis zählt zur Fitness-Bewertung", erinnerte Auhara. „Wer sehr schlecht abschneidet, kann zurückgestuft werden, schlimmstenfalls sogar von der Akademie fliegen."
    Dass der Gehetzte also auch um seine Karriere rannte, wussten die Kinder im Rund natürlich nicht, die ihre Schulfreunde anfeuerten und sich an jedem Missgeschick des Gegners ergötzten.
    Dessen Verhalten floss außerdem in die Note für „Autogene Konflikt- und Frustrationsbewältigung" ein. Dabei bevorzugten die Schiedsrichter die Jäger schamlos, manipulierten variable Landschaftsteile der Arena zu deren Gunsten und provozierten das Opfer zusätzlich fast pausenlos durch hämische Kommentare.
    Kempo hatte gerade dank einer Finte ein wenig Abstand herausgeholt und einen Erdwall zwischen sich und die Häscher gebracht. Prompt senkte sich der Boden davor ab. Das Erdreich geriet ins Rutschen, Kempo musste zurückweichen, um nicht verschüttet zu werden, und seine Deckung war ebenfalls weg.
    Sofort flogen die Wurfscheiben dicht an dicht. Er rettete sich per Hechtsprung in einen Tümpel, tauchte ab, blieb lange unter Wasser – bis dieses gurgelnd versiegte und er auf den glitschigen Kieseln erst recht in Schwierigkeiten kam. Zwei, drei Disken wich er aus, ein vierter verfehlte ihn knapp, während er die Böschung erkletterte.
    Die Anstrengung stand ihm ins hochrote Gesicht geschrieben.
    „Hättest weniger futtern sollen auf dem Planeten, Doll’Arym!", höhnte es aus den Lautsprechern. „Machst überhaupt einen reichlich verweichlichten Eindruck. Wärst besser dort geblieben, bei den anderen Mastferkeln."
    „Mastferkel! Mastferkel!"
    Das war unfair, denn der Bengel hatte sein Übergewicht längst verloren. Tatsächlich befand er sich in ausgezeichneter Kondition. Sonst hätte er diese Tortur nicht schon eine Dreiviertelstunde lang durchgehalten.
    Die sieben Jäger versuchten ihn einzukreisen. Kempo entzog sich ihnen über eine Strickleiter und eine Hängebrücke, musste dann aber abspringen, weil sich die Brücke in Richtung seiner Verfolger drehte. Er rollte sich ab, duckte unter einer Scheibe weg, sprintete los und gewann erneut etwas Abstand.
    Da setzte starker Seitenwind ein, drängte ihn an eine soeben aus dem Boden gewachsene Mauer. Die Gegenspieler erkannten ihre Chance. Sie schleuderten ihre Geschosse so, dass diese vom Wind auf Kempo zugetrieben wurden.
    Der warf sich zu Boden und robbte im Zickzack davon. Doch dann erwischte ihn ein von der Mauer in unmöglichem Winkel reflektierter Diskus. Eine Fanfare ertönte.
    „Punkt erzielt!"
    Jubel und tosender Applaus brandeten auf.
    „Das sieht übel aus für dich,
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