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2310 - Strukturpiloten

Titel: 2310 - Strukturpiloten
Autoren: Unbekannt
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eine Entdeckung der Pilotengaben zu befürchten stand, entschloss sich der Ratsherr, ein wenig nachzuhelfen ...
    Dass der Schurke ungestraft davonkam, schmeckte Sheerdurn gar nicht. Andererseits lag es nicht in seinem Interesse, Kempo und Auhara damit zu belasten.
    Die zwei waren füreinander bestimmt.
    Ihre Beziehung litte darunter, wüssten sie, dass Kempos zukünftiger Schwiegervater kaltblütig seine Ermordung in Auftrag gegeben hatte. Das hatten die beiden jungen Leute nicht verdient.
    „Ich bin also lebender Sprengstoff und stelle eine Gefahr für meine Umgebung dar?"
    „Du hast’s erfasst. Viele Strukturpiloten tragen diese dunkle Seite in sich, wenngleich selten einer so stark wie du.
    Aber sorge dich nicht zu sehr. Im Rahmen des Studiums wird euch beigebracht werden, diesen Teil eurer Begabung zu unterdrücken; ihn zu bekämpfen, bis er verschwunden ist."
    „Darum hat sich mein Vater nie von mir provozieren lassen!"
    „Genau. Es steht zu hoffen, dass du ähnlich gut mit deiner Aggression umzugehen lernst."
    „Alter, ich kann’s kaum erwarten, dass es endlich losgeht. Fast zwei Jahre habe ich verloren! Glaubst du, ich schaffe es überhaupt, das noch aufzuholen?"
    „Niemand könnte das schaffen", sagte Sheerdurn überzeugt. „Niemand; außer dir."
     
    10.
     
    Die Schrecken des Inneren Die Ausbildung begann; mit Einzelunterricht in dermaßen konzentrierten Sonderschichten, dass Kempo kaum noch Zeit für Auhara fand.
    Doch diese Trennungen ertrugen sie beide gerne. Denn nun hatten sie eine gemeinsame Zukunft vor sich, ein ganzes langes Leben als Strukturpiloten.
    An der Akademie herrschte ein vollkommen anderes Tempo als auf dem Planeten, dessen Universitäten sich an den allgemeinen, beschaulichen Lebensstil angepasst hatten. Während es dort geheißen hatte: „Übermorgen ist auch noch ein Tag", hörte Kempo hier ständig: „Warum hast du das nicht schon vorgestern erledigt?"
    Aber es war ihm nur recht, dass er hart rangenommen wurde. Die Ausbilder stopften seinen Kopf so sehr mit technischem, physikalischem und astronautischem Wissen voll, dass selbst er gelegentlich mit dem Gedanken spielte, um Nachsicht zu bitten. Was natürlich nicht in Frage kam – eher hätte er sich die Zunge abgebissen.
    Nicht haushoch über allem und allen zu stehen war eine neue Erfahrung für ihn. Trotz der Strapazen genoss er sie sehr.
    Es kam der Tag, an dem er zum ersten Mal als künftiges Mannschaftsmitglied den Fuß in eine Strukturdolbe setzte.
    Inzwischen waren ihm die meisten Aggregate des uralten, aber bestens gewarteten Schulschiffs in Aufbau und Funktionsweise vertraut: Impulstriebwerke, Andruckabsorber, Prallschirme, Fusionsreaktoren, Linearantrieb, Positroniken ...
    Von Flügen ins Strukturgestöber konnte Kempo jedoch vorerst nur träumen. Viele Wochen lang wurden er und seine Kommilitonen durch das freie All innerhalb des Systems gehetzt, von Pilotenstadt zu Pilotenstadt, zur Sonne Dubox und zurück. Wieder und wieder übten sie kurze Linearmanöver zwischen den Planetenbahnen. Bevor mit Pilotensinn und Pilotenkraft gearbeitet wurde, hatte jeder einzelne Kadett zunächst einmal die Grundlagen des Raumflugs zu beherrschen.
    Wenngleich Kempo die Lerneffekte keineswegs so mühelos zufielen wie auf der Grundschule, erwies er sich als talentiert und gelehrig; strebsam war er sowieso. Bald hielt er in Navigation und Bordtechnik mit jenen mit, die ein Jahr vor ihm in die Akademie eingetreten waren. Auch der Abstand auf die Gleichaltrigen verkürzte sich zusehends – und damit auch zu Auhara.
    Einen wunden Punkt allerdings gab es, ein Fach, in dem Kempo Nachzügler war und den anderen unterlegen blieb, sosehr er sich auch anstrengte: „Autogene Konflikt- und Frustrationsbewältigung" oder, etwas simpler ausgedrückt: Anti-Aggressions-Training.
    Die Vortragende, eine dürre, graugesichtige Frau undefinierbaren Alters mit Namen Yllay Hor’Boran, galt nicht zu Unrecht als erbarmungsloseste Ausbilderin der Akademie. Gegen sie waren Auharas Gouvernante oder Kempos Tante Nedelja geradezu Wonneproppen an Lockerheit, Toleranz und Humor.
    Kempo hasste die Stunden mit ihr. „Eine abscheuliche Leuteschinderin!
    Sie sieht ihre Aufgabe praktisch nur darin, uns fertig zu machen", beklagte er sich in ihrer kärglichen gemeinsamen Freizeit bei Auhara.
    „Du sagst es", schmunzelte die hübscheste junge Frau des Univerums. „Das ist exakt der Sinn der Sache: uns fertig zu machen, uns den letzten Schliff zu verpassen –
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