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231 - Der Preis des Verrats

231 - Der Preis des Verrats

Titel: 231 - Der Preis des Verrats
Autoren: Mia Zorn
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absuchte, reflektierte er die Gefühle, die die neu gewonnenen Erkenntnisse in ihm ausgelöst hatten. Nicht nur, dass Arthur Crow seine U-Men dazu benutzte, um Waashton erobern zu wollen; nein, er war auch verantwortlich für seinen Tod!
    Ein temporärer Tod, zugegeben. Aber wenn ihn nicht irgendwer reaktiviert hätte, läge er jetzt noch in Amarillo herum, als nutzloser Haufen Elektroschrott.
    Crow hatte ihm dort aufgelauert, als Takeo gemeinsam mit zwei Ex-Cyborgs – Kenzo Yakamura und Hana Kusakabe – die Enklave wieder aufbauen wollte. Der vom Wandler ausgestrahlte künstliche EMP hatte alle Cyborgs bis auf die beiden dahingerafft. Takeo hatte Betroffenheit gefühlt, als er sich dessen bewusst wurde. Auch so eine Emotion, auf die er gern verzichtet hätte. Ebenso wie das, was er für Arthur Crow empfand: Wut, Rachegedanken, ja sogar Eifersucht. Aber die letzten Reste Menschlichkeit in seinem kybernetischen Gehirn gab es eben nur im Ganzen; die konnte man nicht umprogrammieren… so wie ihn.
    Er wusste bis heute nicht, wer ihn in Amarillo gefunden und repariert hatte, nachdem Crow ihn mit einer Rakete beschossen und ihm eine Eisenstange durch den Schädel gerammt hatte. Diese Erinnerung war gelöscht – oder vielmehr in einen korrupten Bereich seines Gedächtnisspeichers verschoben worden. Kenzo und Hana konnten es nicht gewesen sein – ihre Überreste hatte er identifiziert. Auch sie gingen auf Crows Konto.
    Der Android war stets bemüht, menschliche Emotionen mit Hilfe seiner Erinnerungen elektronisch nachzuempfinden. Aber dass sie ihn dazu brachten, fast die Kontrolle über sich zu verlieren, hatte er bisher noch nie erlebt. Es beunruhigte ihn.
    Ein Lichtreflex unterbrach Takeo in seinen Gedanken. Er hob seinen eckigen Schädel und richtete das optische Sensorium auf die vogelähnliche Felsennase über ihm, zoomte den Ausschnitt näher heran: Keine Gefahr. Einzelne Kristalle im Gestein reflektierten nur das Licht der Abendsonne.
    Miki Takeo setzte seinen Weg fort. Er konnte es kaum erwarten, General Crow in seine Plysteroxfinger zu bekommen. Seitdem er von Crows Mordversuch an ihm erfahren hatte, war es eine persönliche Sache zwischen ihm und dem General geworden. Deshalb hatte er Waashton bei Nacht den Rücken gekehrt und nur den Störsender zurückgelassen, um die Stadt und das Pentagon gegen U-Men-Angriffe zu schützen.
    Den Weg zu seinen alten Produktionsanlagen kannte er gut, und was in ihren Hallen vorging, musste augenblicklich gestoppt werden. Dort entstanden neben unzähligen U-Men-Soldaten, deren Fähigkeiten sich auf Angriffsstrategien und Kampftechniken beschränkten, auch die modifizierten Warlynnes, die Crow mit seinem eigenen Wissen ausgestattet hatte. Schon der Name entlarvte ihn als deren Erbauer: Er hatte der Produktreihe den Namen seiner toten Tochter Lynne gegeben. Das sollte wohl seine Rache an jenen symbolisieren, die er für ihren Tod verantwortlich machte. Also vornehmlich die Running Men unter Mr. Black…
    Takeo folgte mit stampfenden Schritten der Biegung des Pfades. Seine Plysteroxfüße wirbelten Staub auf und verscheuchten ein paar pelzige Krabbler. Schließlich erreichte er eine Anhöhe und blieb stehen. Unter ihm lag die Ebene, die bis zu der in den Berg hinein gebauten Anlage reichte. Takeo zoomte sie heran. Ihr mit künstlichen Felsen getarntes Tor war verschlossen.
    Nicht mehr lange, dachte der Android und stapfte weiter. Der Steinweg, der hinab führte, war von Findlingen gesäumt. Miki Takeo gewann durch das Gefälle an Tempo, als er zwischen ihnen hindurch lief.
    Er bemerkte die Stolperfalle erst, als er abrupt aus dem Gleichgewicht kam, weil etwas gegen seine künstlichen Schienbeine schlug. Ein nachgiebiges, aber festes Material, das über den Weg gespannt war und seinen zwei Zentner schwerer Körper zu Fall brachte. Noch im Sturz registrierte er, dass es sich um dünne Tentakel handelte!
    Bevor sein Plysteroxkörper zu Boden schlug, gelang ihm noch eine Drehung. Ein schwarzer Schatten flog an ihm vorbei. Dann prallte er rücklings auf und rollte weiter. Die Erde erbebte. Staubschwaden wallten auf.
    Ich bin ein Narr, dachte Miki. Die Passage zwischen den Findlingen war optimal geeignet für einen Hinterhalt. Ich hätte einen Weg über freies Gelände wählen sollen!
    Nun war es zu spät. Er musste sich den Angreifern stellen.
    Es waren drei, die seine Sensoren erfasste, als er endlich zum Stillstand kam und sich hochstemmte.
    > Vorläufiger Systemcheck
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