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2305 - Jagd auf die Dunkelkapsel

Titel: 2305 - Jagd auf die Dunkelkapsel
Autoren: Unbekannt
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selbst wenn sie mit all ihrem Willen gegen die aufgepfropfte Gleichgültigkeit ankämpften.
    Die Hassimpulse, die sie für Tomf empfanden, wurden schwächer und schwächer, als brenne sie jemand aus ihrem gemeinsamen Gedächtnis. Vieles geriet in Vergessenheit. Es fiel ihnen immer schwerer, sich an die Zeit „davor" zu erinnern. Was auch immer die Anatomen mit ihnen anstellten – es zeigte Wirkung.
    Irgendwann einmal würden sie sich mit ihrer Situation abfinden und alles, was ihnen an Unrecht geschehen war, beiseite geschoben sein. Ein neues Wesen würde entstehen. Das Psychologen-Team hatte ihnen bereits andere Namen vorgeschlagen, um den Vergessensprozess zu beschleunigen. Er war Aroff, sein Mor’Daer-Partner hieß Zerbone. Wenn sie die Verbindungsmembrane durchbrachen und gemeinsam dachten, hießen sie von nun an Zerberoff.
    Wo war nur all der Hass geblieben, den sie empfunden hatten?
    Wem hatte er gegolten?
    Schmerzen? Welche Schmerzen?
     
    18.
     
    Marc London erwachte wie erhofft als Erster. Augenblicklich begann er zu kämpfen. Er musste sich aus der Schwäche befreien, klare Sicht und seinen Verstand wiedergewinnen.
    Mit einem Willensakt sondergleichen ignorierte er Übelkeit und körperliche Fehlfunktionen. Er musste weg ...
    Doch die Hoffnung, entkommen zu können, verflüchtigte sich augenblicklich. Unsichtbare Fesseln hielten ihn fest, banden ihn ans Bett.
    „Scheiße", krächzte er verzweifelt.
    War es das? Begrub dies all seine Hoffnungen?
    Er hob den Oberkörper, so weit er konnte.
    In der Mitte des einfachen Raumes lag der Duale Kapitän am Boden und wand sich. Er trug den Schutzanzug und war von einem leicht flimmernden Feld umgeben. Das Zittern des Körpers machte deutlich, dass Zerberoff litt. Warum tat sich das Alien diese Prozedur an? Selbst mit einem ausgeprägten Hang zum Masochismus ließ sich dies nicht erklären.
    Marc atmete mehrmals heftig aus und ein, bis er sich stark genug fühlte. Er drückte sich nach hinten, nutzte die schwache Federung der Matratze und schaffte es schließlich, den Oberkörper in eine aufrechte Sitzposition zu zwingen.
    Augenblicklich schnitten die Fesselfelder tiefer ein, pressten ihm die Luft aus den Lungen. Mit aller Kraft hoppelte er, verschnürt wie ein Paket, zur Seite, bis er den Stützbalken des Stockbetts im Kreuz fühlte. Er lehnte sich nach hinten. Der Druck auf Brust und Bauch wurde geringer.
    Ja – es ließ sich aushalten. So konnte er sitzen bleiben und den Raum weitgehend überblicken.
    Zu seinen Füßen lag der bärtige Terraner. Ian war doch sein Name – oder? Er befand sich in derselben seitlichen Position wie vor einer halben Ewigkeit.
    Marc stieß ihn mit beiden Füßen an.
    Keine Reaktion. Aber das leichte Heben und Senken des breiten Oberkörpers machte deutlich, dass Ian noch lebte.
    Marc drehte den Kopf, sah sich um.
    Rechts von ihm stand ein Gefäß, halb gefüllt mit trübem Wasser und einem dunklen Stofffetzen. Wahrscheinlich hatte ihm Ian damit die Stirn gekühlt.
    Marc zog die Füße an, hob mittels einer Beinschere den Topf hoch. Es war so anstrengend, so fürchterlich mühsam, auch nur eine Bewegung zu Ende zu führen ...
    Sterne tanzten vor seinen Augen, und obwohl sich sein Magen flau und leer anfühlte, meinte er, sich übergeben zu müssen.
    Er brachte das Gefäß mit den Beinen hoch und kippte es über Ian aus. Das Wasser ergoss sich über den Kopf des Mannes.
    „Wach auf!", flehte Marc, trat ihm mit beiden Beinen in den Rücken. Immer wieder. Verzweifelt, ängstlich, zornig.
    „... ich hab nicht mit deiner Frau rumgemacht!", schrie Ian plötzlich, richtete sich in einer fließenden Bewegung auf, hob die Arme zur Abwehr.
    „Sei um Gottes willen ruhig!", flehte ihn Marc an. „Weck ihn nur nicht auf!"
    Ian fuhr herum, mit wildem Blick, wie ein gehetztes Tier.
    „Ich bin’s!", flüsterte Marc. „Du hast mir geholfen ..."
    Ian fuchtelte mit beiden Händen vor seinen Augen herum, als müsse er dunkle Geister vertreiben. Endlich, endlich klärte sich sein Blick.
    „Alles klar, Junge", sagte er schließlich, hielt sich die Kehle, schnappte nach Luft und ging, von allen Kräften verlassen, in die Knie.
    „Bitte, bitte, reiß dich zusammen! Du musst mich befreien. Wir müssen von hier verschwinden."
    Ian richtete sich erneut auf, ging wankend zur Küche und schüttete sich weiteres Wasser über den Kopf. Dann trank er, in aller Gemütsruhe. Er reagierte keinesfalls so, als würde dieses ... Monster neben ihnen am
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