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229 - Flashback

229 - Flashback

Titel: 229 - Flashback
Autoren: Susanne Picard und Michael Schönenbröcher
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ehemalige Sibirien, über die zugefrorene Beringsee, durch Alaska und die früheren Vereinigten Staaten, die man jetzt Meeraka nannte, bis hinunter nach Texas.
    Ein Mensch hätte diese Strecke allein nie bewältigen können, und keinesfalls zu Fuß. Doch er war kein Mensch; schon lange nicht mehr.
    Miki Takeo verabschiedete sich von dem Gnom, der ihm jetzt nicht einmal mehr bis zu den Oberschenkeln reichte, richtete sich nach seinem internen Kompass aus und stapfte los. Fast zehntausend Kilometer Fußmarsch lagen vor ihm…
    ***
    Für den Bruchteil einer Sekunde waren seine Gedanken abgeschweift. Miki Takeo war für einen Moment desorientiert.
    Die Grundfunktionen, die das Denken hier in diesem ersten Gedächtnisspeicher bestimmten, wiesen wirklich eine frappante Ähnlichkeit mit seinem Zustand kurz nach dem Erwachen am Kratersee auf.
    Im Rückblick betrachtet war es eine schwierige Zeit gewesen, doch er wollte sie auch nicht missen – immerhin hatte sie ihm einige nützliche Erfahrungen eingebracht. Und es hatte sich auch gezeigt, welch hohen Grad an Vollkommenheit er bereits erreicht hatte: Er war selbst aus dieser schier ausweglosen Situation wieder herausgekommen. Seine Reparaturprotokolle und auch die Nanobots hatten sich als überaus ausgereift und nützlich erwiesen.
    Lediglich eine kleine Partition in seinem Gedächtnisspeicher hatte die Reparatursoftware nicht wiederherstellen können, doch die hinderte ihn nicht an der Ausführung seiner alltäglichen Funktionen. Trotzdem fragte er sich seitdem immer wieder, was sie wohl enthalten hatte. Nichts Wichtiges offenbar, denn seine Erinnerungen schienen komplett – bis auf die Zeit natürlich, als er durch den künstlichen EMP außer Funktion gewesen war.
    Nun, beruhigte er sich selbst, es wäre sicher sehr unwahrscheinlich gewesen, wenn der mehr als fast zweijährige Ausfall seiner Systeme keine korrumpierten Daten hinterlassen hätte.
    So schob Miki Takeo diese Gedanken ein weiteres Mal beiseite. Er hatte Wichtigeres zu tun.
    Er warf noch einen prüfenden Blick auf Mr. Hacker, der auf seinen Laptop konzentriert vor ihm saß, dann machte er sich daran, die nächste Ebene des vor ihm liegenden U-Man zu knacken.
    ***
    Schnee. Nichts als Myriaden winziger Pixel auf dem Schirm.
    Crow schüttelte vorsichtig den Kopf, um kein Schwindelgefühl auszulösen. Wahrscheinlich hatte er inzwischen quadratische Augen, so lange starrte er nun schon auf die durcheinander wirbelnden und knisternden Pixel. Vor ein paar Stunden hatte er sich sogar dabei erwischt, wie er versucht hatte, eines der winzigen schwarzen Felder auf seinem Weg über den Bildschirm zu verfolgen.
    So konnte das nicht weitergehen.
    Er hätte die Bildschirme am liebsten zerschmettert, und wahrscheinlich hätte er jedes einzelne Splittern, jedes Krachen der Scherben genossen.
    Wie viele Stunden starrte er nun schon auf die wirbelnden Pixel? Egal; er hatte keine Geduld mehr, er musste endlich etwas unternehmen. Doch was?
    Immer noch keine Verbindung mit dem in Waashton verschollenen Warlynne-Beta-Modell. Aber auch kein Miki Takeo, der wütend gegen die Tore der Anlage anrannte.
    Die Produktion der U-Men lief auf Hochtouren. Doch bis er einen Schlag gegen die Stadt ausführen konnte, würden noch gut zwei Wachen vergehen müssen. Sollte er etwa so lange auf diese Monitore starren?
    Crow wandte den Blick seiner tränenden Augen von dem virtuellen Schneefeld ab. Sein Entschluss stand fest.
    »Hagenau, rufen Sie das Kabinett zusammen«, bellte er seinen blassen Adjutanten an. »Ich habe einige Ankündigungen zu machen. Und schalten Sie endlich dieses weiße Rauschen ab!«
    Hagenau starrte Crow für eine Sekunde an, beeilte sich dann aber, seinem Präsidenten zu gehorchen.
    Innerhalb weniger Minuten hatte sich das vierköpfige Schattenkabinett im Besprechungsraum versammelt. General Crow ging rastlos auf und ab, während er seine neuen Pläne vor den Kabinettsmitgliedern ausbreitete.
    »Die Gefahr, dass wir von diesem wandelnden Blecheimer angegriffen werden, steigt von Minute zu Minute. Ich werde nicht zulassen, dass unsere Arbeit und damit die Zukunft unserer Nation von dem Androiden gefährdet wird! Angriff ist die beste Verteidigung. Wir müssen handeln!«
    Die restlichen Kabinettsmitglieder blickten sich unsicher an.
    »Aber die Armee ist noch lange nicht…«, setzte von Kotter an – und wurde prompt von Crow unterbrochen:
    »Ich rede nicht von einem Angriff unserer Streitkräfte! Jedem von uns sollte klar
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