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229 - Flashback

229 - Flashback

Titel: 229 - Flashback
Autoren: Susanne Picard und Michael Schönenbröcher
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tun?
    Plötzlich endete das Pfeifen abrupt. Takeo hörte gemurmelte Worte, die sein noch inaktives Translatorprogramm nicht übersetzen konnte. Doch sein Interpretationsmodul stufte die Laute immerhin als »vermutlich nicht feindselig« ein.
    Und dann sah er den vermeintlichen Menschen.
    Es war kein Mensch. Sondern eine Kreatur, wie er noch keine zuvor gesehen hatte – oder sich zumindest an keine erinnern konnte.
    Ein Gnom, fast so breit wie hoch, mit einem langen, zu Zöpfen geflochtenen Bart und mit einem Lederharnisch und Fellen bekleidet…
    Die Puppe saß!
    Ob sie jemand gefunden und aufgesetzt hatte? Aber Bulbaar war doch allein hier in den Wäldern. Und er selbst hatte das Ding erst vor einer Woche entdeckt!
    Eigentlich wollte er die Metallpuppe ohne Beine sofort mit sich nehmen, doch er hatte sie nicht einmal anheben können, so schwer wie sie war. Er hätte sie auseinander nehmen müssen, um sie Stück für Stück mitzuschleppen, hatte aber die Gerätschaften dafür nicht dabei gehabt. Nun ja, wer trug auch schon immer seine Werkzeugtasche mit sich herum?
    Es waren zwei Tage Fußmarsch zu seiner Hütte, aber er hatte ihn unverzüglich angetreten, denn sein Fund würde sich gut ausschlachten und verkaufen lassen. Jetzt war er wieder da – und das Ding saß!
    Bulbaar starrte die Puppe an, deren Oberkörper entfernt an die Woiin’metcha erinnerte, oder mehr noch an die Robotowitschs, welche die Nackthäute gebaut hatten, die vor knapp zwei Jahren hier auftaucht waren, um die Herren des Kratersees zu vernichten.
    Nun, es war auch nicht weiter wichtig, wie das leblose Ding aussah. Wenn er seine Einzelteile auf den Märkten der Narod’kratow verkaufte, würde niemand mehr seine ursprüngliche Form erahnen können. Und es würde sich besser verkaufen als irgendwelche Tierfelle, da war er sich sicher.
    Aber jetzt saß dieses Ding. Das konnte nicht mit rechten Dingen zugehen.
    Bulbaar wischte den Gedanken ärgerlich beiseite. Wen interessierte das schon, ob es saß oder nicht? Es hatte keine Beine und konnte deshalb auch nicht weglaufen, so einfach war das. Dennoch ging er nur vorsichtig näher an die Eisenpuppe heran. Vielleicht war es ja doch eine Falle.
    Er erschrak fast zu Tode, als das Ding auf einmal anfing zu sprechen. Zumindest nahm er an, dass es diese Puppe war, die da sprach – metallisch und irgendwie kratzend. Und in einer Sprache, die er nicht verstand.
    Eine sprechende Puppe!, dachte Bulbaar belustigt, als er den ersten Schrecken verdaut hatte. Aber eben nur eine Puppe. Sie wird schon damit aufhören, wenn ich sie auseinander genommen habe. Entschlossen tat er die letzten Schritte auf die Eisenpuppe zu, entschlossen, sich durch ein bisschen Geplapper nicht das Geschäft verderben zu lassen.
    Doch kaum hatte er begonnen, einen der Arme aus dem Schultergelenk zu lösen, als das Ding ihn auf einmal mit solcher Kraft wegschubste, dass er ein paar Meter weiter unsanft in einem Strauch landete.
    Bulbaar sah für einen Moment nur Sterne. Dann schüttelte er den Kopf und starrte die Puppe an. Jetzt glühten auch noch ihre Augen! Das hatten sie vor ein paar Tagen noch nicht getan.
    Die Puppe sagte wieder etwas; Bulbaar hatte keine Ahnung, was. Aber angesichts der Tatsache, dass es ärgerlich klang und er gerade versucht hatte, dem Ding einen Arm abzuschrauben, lag es auf der Hand: Es hatte ein Problem.
    Was sollte er nun tun? Das Ding einfach dort sitzen lassen? Ja, das würde das Beste sein. Irgendein Zauber schien darin zu wohnen, der die Puppe zum Leben erweckt hatte. Es war besser, von Zauberei die Finger zulassen, das wusste jedes Kind. Jedenfalls würde nichts Gutes dabei herauskommen, wenn er das Ding nach Hause schleppte.
    Er rappelte sich wieder auf. »Weißt du was, du seltsames Ding? Du kannst mich mal! Ich verschwinde!«
    Damit schnappte er sich sein Werkzeug, drehte sich um und stapfte davon.
    Eigentlich schade, dass ihm durch dieses Teufelswerk ein gutes Geschäft durch die Lappen ging. Das Eisen hätte eingeschmolzen und zu haltbarem Werkzeug verarbeitet werden können. Aber vielleicht war es tatsächlich besser so – nicht auszudenken, was passiert wäre, hätte das Werkzeug später auch noch zu plappern begonnen!
    Bulbaar verzog das Gesicht und rieb sich unter seinem Bart die Brust, an der er sicher morgen einen blauen Fleck haben würde. In Gedanken hakte er die ganze Geschichte ab. Er sollte im Gegenteil froh sein, so glimpflich davongekommen zu sein…
    Er zuckte zusammen.
    Hinter ihm
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