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2286 - Triptychon

Titel: 2286 - Triptychon
Autoren: Unbekannt
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ihn kaum. Weshalb hat ES mir neue Beine gegeben, dachte Myles, wenn sie mir jetzt den Dienst versagen? Irgendjemand stützte ihn; vielleicht Gobert, er wusste nicht, wer es war, und es interessierte ihn auch nicht.
    Nur Kallia interessierte ihn. Und Kallia war tot. Myles stöhnte leise auf. Fast achtzig Jahre hatte sie in einem seltsamen Dämmerzustand verbracht - achtzig Jahre! -, bevor sie vorgestern vollends erwachte ... und sofort erklärte, das Konstituierende Jahr könne jeden Augenblick beginnen.
    Woher hatte sie diese Information? Was wusste sie über das Heliotische Bollwerk, das sonst niemand wusste? Aber eigentlich spielte das keine Rolle mehr Kallia war tot. Kallia! Meine geliebte Kallia ...
    Myles stand plötzlich vor einem schwarzen Vorhang aus Energie. Sein Helm schloss sich automatisch.
    Myles nahm die Strukturschleuse gar nicht wahr, durch die Grifaan ihn schob. „Kallia!" Er sprang vor und prallte gegen ein unsichtbares Feld, das ihn sanft zurückwies.
    Dann starrte er auf den Kopf der Toten. Es war Kallias-Gesicht, doch es sah aufgequollen aus, als habe jemand es von innen mit winzigen Nadeln aufgestochen. Der ganze Körper wies diese Perforation auf.
    Was das wirklich Kallia? Ihre Leiche wirkte schaumig aufgequollen, ja aufgeschäumt und perforiert und schien von winzigen Kanälen durchzogen zu werden.
    Aber jeder Zweifel war ausgeschlossen. Seine letzte Hoffnung, die er gehegt hatte, seit LFT-Kommissar Cistolo Khan ihm die Nachricht von ihrem Tod überbracht hatte, war zerschlagen.
    Er sank zu Boden. Jetzt habe ich auch noch Kallia verloren, dachte er. Was ist mir geblieben? Nur dieses Mal auf dem Arm. Und meine Uhren ...
     
    10.
     
    TRIPTYCHON
     
    Der unsterbliche Terraner kam Orren seltsam blass vor, noch blasser als sonst. „Inshanin hat" soeben einen weiteren Orter entdeckt, mit dem man eigens einen Blick ins Innere der Sonne werfen kann", sagte er, als der Schohaake als Letzter die Ortungszentrale betrat. „Und dieser Blick fällt katastrophaler aus, als wir es uns jemals hätten träumen lassen."
    „Was habt ihr herausgefunden?", fragte Attaca Meganon tonlos. Genau wie auch Orren schien er zu spüren, dass Inshanin und Myles eine Mitteilung von höchster Bedeutung zu machen hatten. Und ihren Worten zufolge konnte es keine gute sein. „Wir haben herausgefunden, welche Wirkung die Strahlungsfronten haben, die die Kybb-Titanen in die Sonne schicken", sagte Myles. „Im Inneren von Sol sind Reaktionen in Gang gekommen, die die Sonne in kürzester Zeit in eine Nova verwandeln werden!"
    Orren schluckte schwer. Sol war zwar nicht sein Heimatgestirn, aber die Schohaaken lebten jetzt- auf Terra! Und ... was sollte aus all den Menschen werden? „Das Verfahren entspricht dem, mit dem die Cappins die Sonne damals mit dem Todessatelliten aufgeheizt haben", erläuterte Inshanin. „Durch von uns nicht genau identifizierbare Störungen des Kohlenstoffkreislaufs werden die äußeren Schichten der Sonne, die normalerweise instabil sind, mehr und mehr stabilisiert. Dadurch verringert sich zum einen die Geschwindigkeit der Konvektionen, also der Gasströmungen, und zum anderen wird weniger Energie aus dem Sonneninnern nach oben befördert. Das ruft einen Energiestau im Innern hervor, eine energetische Komprimierung, die ihrerseits durch den nach innen gerichteten Druck die Reaktionsvorgänge im Kern beschleunigt.
    Sobald der Innendruck den kritischen Punkt erreicht, das heißt, den Komprimierungsdruck übersteigt, muss die Sonne sich innerhalb weniger Stunden zur Nova aufblähen."
    „Noch schlimmer ist", fügte Kantor hinzu, „aller Wahrscheinlichkeit nach sind wir die Einzigen, die davon wissen. Selbst wenn die Heimatflotte noch zugegen wäre, die Erkenntnisse, die wir gerade dank dieses Spezialorters erhalten haben, kann man nicht so einfach gewinnen. Vor allem nicht nach der Erhöhung der Hyperimpedanz und ohne Ultra-Giraffe. Draußen kann man es nicht sehen. Auf Terra weiß man noch nichts davon."
    „Wann wird man es auf Terra bemerken?", fragte Kyran Anteral.
    Myles Kantor zuckte die Achseln. „Wahrscheinlich erst ganz zum Schluss, wenn es zu spät ist. Wenn der Zeitpunkt X, der Point of no return, bis zu dem eine Umkehrung der Entwicklung noch möglich ist, bereits überschritten ist."
    „Und wann wird das sein?"
    „Unseren Berechnungen zufolge am 27. Mai", sagte Inshanin. „Danach wird der Prozess, der in der Sonne abläuft, zu einem Selbstläufer und nicht mehr aufzuhalten sein."
    Noch
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