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2286 - Triptychon

Titel: 2286 - Triptychon
Autoren: Unbekannt
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bewegen können. Ihr Andenken sollte kein technischer Firlefanz stören.
    Orren war davon überzeugt, dass es in TRIPTYCHON Tausende solcher Portale gab, unsichtbar für die Besucher. Die Eingeweihten, die Techniker und Verwaltungskräfte, wussten genau, wo sie diese Portale fanden, und konnten sie zielstrebig aufsuchen.
    Dabei waren die Portale an Befugnisse verknüpft. Ein Pilger konnte DENYCLE ewig durchstreifen, ohne dass ihm eins erschien. Bei einem Techniker würden sich einige öffnen, vielleicht 50 oder 100, eben jene, hinter denen Räume lagen, in denen er zu tun hatte. Bei einem Informatiker wieder andere und bei einem Kybernetiker wieder andere. Er war überzeugt, dass sich längst nicht alle Portale enthüllten, die er bei seinen Streifzügen passierte.
    Und nun war er wieder zufällig in die Nähe eines Portals geraten, das simplen Technikern den Zutritt ermöglichte.
    Er zögerte. Die Terraner sammelten Informationen, suchten ein Raumschiff oder die Kontrolle über etwaige Triebwerke, um die Korona der Sonne wieder verlassen zu können. In solchen Räumen würden sie am ehesten etwas finden, was ihnen weiterhalf.
    Und du, Orren? Willst du TRIPTYCHON etwa nicht verlassen?
    Er verdrängte auch diesen Gedanken, bevor er sich ausführlich damit beschäftigen konnte. Es war seltsam, aber er verspürte diesen Wunsch nicht so ausgeprägt wie die Terraner.
    Er hatte das Gefühl, mit ODAAN, DENYCLE und SCHANDAVYE seine wahre Heimat gefunden zu haben, und wollte in der Tat noch bleiben. Sollte den Galaktikern die Flucht gelingen, würde er sie vielleicht nicht begleiten. Er wusste es noch nicht.
    Er trat in den Raum und prallte zurück. Das hatte er nun wirklich nicht erwartet. Statuen. Versteinerte Inkarnationen. Hunderte, wenn nicht sogar Tausende davon.
    Ohne dass er es wollte, stieg Ehrfurcht in ihm auf. Reglos stand er da und betrachtete sie.
    Ist es das, was du willst, Orren? Nicht nur hier in TRIPTYCHON zu bleiben, sondern die größte Ehre zu erfahren, die einem Schohaaken zuteil werden kann? Ebenfalls zu einer Inkarnation zu werden?
    Ewig zu existieren und die wahre Geschichte vom Ende der Schohaaken zu erzählen? „Oder die von ihrer Auferstehung", flüsterte er.
    Aber noch wusste er so gut wie nichts vom eigentlichen Ende seines Volkes. Musste er das nicht in Erfahrung bringen, bevor er seine Geschichte erzählte?
    Du weißt, dass es so nicht funktioniert, Orren. Die Inkarnationen erzählen keine lineare Geschichte.
    Jede trägt mit ihrem Leben etwas zu dem großen Bild bei...
    Er ließ Vorsicht walten, näherte sich den Statuen nur so weit, dass er sie nicht zufällig berühren konnte. Sie lockten ihn zwar mit ihren Rufen, ihrer Verheißung, das Dunkel der Vergangenheit zu enthüllen, doch seine Angst war noch immer groß. Der Dunkle Feldherr war ihm nur allzu gut in Erinnerung verblieben.
    Er fragte sich, wieso diese Statuen nicht im öffentlichen Bereich von DENYCLE ausgestellt worden waren. Was hatte es mit ihnen auf sich? Warum hatte man sie in einen Lagerraum von SCHANDAVYE verbannt?
    Was war an diesen Inkarnationen so anders oder geheimnisvoll?
    Optisch wiesen sie keine Besonderheiten auf. Sie unterschieden sich in nichts von den frei zugänglichen in der anderen Triple-Station, waren auch nicht schwarz wie die des Feldherrn.
    Orren schritt eine lange Reihe von Inkarnationen ab und blieb plötzlich stehen. Da war doch ein Unterschied. Die Statue, vor der er stand, hatte nicht einen, sondern zwei Daumen an jeder Hand!
    Er ging wieder zurück. Nein, er hatte es zuvor nicht übersehen. Diese Eigenart trat nicht bei allen Versteinerungen auf, sondern nur bei den letzten Exemplaren in der Reihe. Was hatte das zu bedeuten?
    Du kannst es ganz einfach herausfinden! Du musst nur die Hand ausstrecken und die Inkarnation berühren ...
    Orren atmete tief ein. Langsam hob er den Arm, schob ihn Zentimeter um Zentimeter vor.
    Diese Versteinerungen sind nicht ohne Grund hier in SCHANDAVYE gelagert worden! Vielleicht sind sie schadhaft, oder sie enthalten noch schrecklichere Erinnerungen als die Mamor Ir'khams ...
    Vielleicht sollte er doch besser die anderen informieren, wo er war und was er gefunden hatte, bevor er erneut in die Inkarnations-Geschichten eintauchte ...
    Während Orren noch grübelte, summte sein Multifunktionsarmband. „Kantor an alle!", drang Myles' Stimme aus dem Lautsprecher. „Findet euch bitte sofort in der Ortungsstation von SCHANDAVYE ein!"
    Titan, 2. Oktober 1289 NGZ Die Beine trugen
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