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2276 - Tanz auf dem Vulkan

Titel: 2276 - Tanz auf dem Vulkan
Autoren: Unbekannt
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müssen umkehren!" Rui Agh'anas sah seine Simulation Wirklichkeit werden. Im Computer war die INTRALUX schon ein paarmal verglüht. Es hatte keinen Ausweg aus der Hölle einer Protuberanz gegeben. „Unmöglich. Nicht mit unserer Beschleunigung. Unsere einzige Chance ist die Station."
    Myles starrte auf das Holo. Solche Protuberanzen konnten Höhen bis zu zwei Millionen Kilometern über der Sonnenfotosphäre erreichen, bei Ausdehnungen, die ein Mehrfaches des Erddurchmessers ausmachten! Es waren dynamische Strukturen mit schnellen Bewegungen und Lebenszeiten von nur Minuten oder Stunden. Er sah, wie in der Eruption Bögen und Schleifen mit knotenförmigen Verdickungen entstanden. Das lokale Magnetfeld bildete eine Art Stützgerüst der Protuberanz und bestimmte deren Struktur, und die Protuberanzenmaterie bildete ein Plasma, das an die magnetischen Feldlinien gekoppelt war und sich nur längs der Feldlinien bewegen konnte.
    Feldlinien, die die INTRALUX von allen Seiten umschlossen. „Temperatur der Protuberanz bei siebentausend Kelvin", meldete Anteral, „Dichte bei zehn hoch zehn Teilchen pro Kubikzentimeter! Wir können nicht mehr ausweichen!"
    „Entfernung zum Triptychon?", fragte Myles. „Dreißig Kilometer."
    „Kurs halten. Es gibt kein Zurück mehr. Orren, ruf sie weiter! Aileen ..."
    Die Siganesin winkte ab. „Ausweichmanöver bereits eingeleitet. Obwohl es hoffnungslos ist.
    Die Spannweite der Eruption ist zu groß. Wir haben nicht annähernd genug Schubkraft, um ihr zu entkommen."
    Myles schüttelte den Kopf. Hoffnungslos war nie etwas. Und trotzdem...
    Hätte er Inshanin doch nur abgewiesen ... „Meldet euch! Die Zeit wird knapp! Wenn ihr uns nicht helft, werden wir alle verbrennen. Ich habe fürchterliche Angst!" Orren rief verzweifelt in die Sprechanlage. Panik stand ihm ins Gesicht geschrieben.
    Sie näherten sich weiterhin der hyperphysikalischen Hohlblase, doch nichts geschah.
    Die INTRALUX erzitterte heftig. „Erste Überschlagsenergien! Gewaltige Aufrisse im Paratronschirm! Schutzanzüge schließen!" Tyun-Theris ließ ihren Worten Taten folgen und schloss den Helm.
    Lächerlich, dachte Myles. Wenn der Paratron zusammenbricht, ist es um uns alle geschehen.
    Ein Kreischen wie von zerreißendem Metall ging durch den Sonnentaucher. Plötzlich stank es nach verschmortem Kunststoff und Ozon. Die gewaltige Energie der Protuberanz kam näher. Noch erfassten erst die Ausläufer das Schiff, doch das Ende der INTRALUX zeichnete sich schon ab.
    Auf den Holos sah Myles, dass die Aufrisse, die den Paratronschirm überzogen, immer größer wurden und immer greller flackerten. Tobende Hyperkräfte schüttelten die Experimentalplattform durch.
    Myles nahm noch den Geruch von Ozon wahr, bevor auch er den Helm schloss. Er wusste, es war sinnlos, doch kreatürliche Angst trieb ihn dazu.
    Orren Snaussenid schien die Anweisung nicht gehört zu haben. Er sprach unentwegt weiter, als vor ihm plötzlich Flammen emporschössen. „Weg da! Es hat keinen Zweck, sie hören uns nicht!" Rui Agh'anas sprang zu dem Schohaaken und stieß ihn von der brennenden Konsole zurück. Er verriegelte den Helm des kleinen Humanoiden, der das Bewusstsein verloren zu haben schien. Die Flammen hatten ihn nur knapp verfehlt.
    Dann schrie Rui auf. Über seinen Raumanzug züngelten blaue Entladungen. Sein Körper wurde von heftigen Krämpfen geschüttelt, und er brach zusammen.
    Endlich reagierte Myles. Er warf einen Blick auf Agh'anas' verschmorten, fast verkohlten Raumanzug und zerrte den Schohaaken von dem Pult zurück. „Aber er hat mich gerettet ...", flüsterte Orren. „Es ist meine Pflicht, ihm bei..."
    „Dann war sein Opfer umsonst. Vermutlich steht die ganze Konsole unter Hochspannung."
    Attaca stürzte zu ihnen, kniete nieder und starrte auf Rui. Dann blickte er auf. „Die Aggregate stehen kurz vor dem Kollaps. Uns kann nur noch ein Wunder retten."
    Doch an Wunder hatte Myles Kantor noch nie geglaubt. Sie würden wenige Kilometer vor ihrem Ziel einfach verglühen.
     
    8.
     
    TRIPTYCHON „Wenn du die Hitze nicht ertragen kannst, scher dich aus der Küche!"
    Harry S. Truman (1884-1972),
     
    33.
     
    Präsident der Vereinigten Staaten von Amerika (1945-1953), Urheber der Truman-Doktrin und des (nach seinem Außenminister George Marshall benannten) Marshall-Plans, erstmals zu seiner Ehefrau Bess. Später in zahlreichen Übersetzungs-Abwandlungen allgemein gebräuchliches Zitat. (U. a.: „Wer die Hitze nicht ertragen
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