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2274 - Motoklon Hundertneun

Titel: 2274 - Motoklon Hundertneun
Autoren: Unbekannt
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Piepsen ertönte, geisterhaft verzerrt und bedrohlich klingend.
    Das letzte Signal. Noch eine halbe Minute.
    Sie benötigte unbedingt die Sicherheit der Lagerhalle. So gerne hätte sie ihrem Wunsch nach Rückverwandlung nachgegeben, diese widerliche Gestalt abgelegt. Aber aus irgendeinem Grund, der ihr nicht einfallen wollte, musste sie so bleiben, wie sie war.
    Die Mediale Schildwache lachte, und sie weinte.
    Kybb-Giraxx konnten weder das eine noch das andere.
    Das, was tatsächlich aus ihre Kehle drang, war ein verzweifelt klingendes Krächzen.
    Das Tor zur Halle.
    Das Tastfeld.
    Ihre Krallen auf dem Feld zeichneten einen krakeligen Buchstaben.
    Ein Zischen. Das Tor öffnete sich. Lyressea ließ sich hineinfallen, kroch einen Meter weiter zur Seite - und gab endlich dem Drang zur Rückverwandlung nach.
    Gleichzeitig passierte es.
     
    5.
     
    Schlagabtausch Nachdem Lyressea verschwunden war, setzte sich Hundertneun neben Binne Mandels Leiche.
    Er beobachtete, wie dickflüssiges, gelbrotes Blut einen kleinen See bildete und rasch stockte. „An diese Gemetzel werde ich mich nie gewöhnen", hatte Atlan in seinem Beisein zu Perry Rhodan gesagt, als die Schlacht um Graugischt zu Ende gegangen war, „und wenn ich hunderttausend Jahre alt werde."
    Sie hatten bewusst an ihm vorbeigeredet und dennoch auch ihn gemeint.
    An den beiden Unsterblichen hatten damals nur allzu deutliche Anzeichen von Angst geklebt.
    Schwächer als an anderen Lebewesen - aber eindeutig messbar. „Der Tod ist unabdinglich", hatte Hundertneun zur Überraschung aller Anwesenden laut gesagt. „Sonst entspräche das Leben an sich einer unlogischen oder unfertigen Gleichung."
    Perry Rhodans linkes Auge hatte nervös gezuckt. „Das mag sein, Hundertneun. Aber darf ich mir erlauben, über den Tod eines anderen zu entscheiden? Oder darfst du es?"
    „Dürfen ist ein zu schwammiges Wort, das viel Freiheit zur Interpretation lässt. Meine Entscheidungen sind generell auf das Müssen ausgerichtet. Auf Ja oder Nein."
    „Sind sie das wirklich, Hundertneun?" Der Terraner hatte ihn mit einem Blick angesehen, der als nachdenklich auslegbar war. „Wenn es deine ... Möglichkeiten zulassen, solltest du über das Thema nachdenken."
    Er hatte darüber nachgedacht, und er tat es noch immer. Es ging schwerfällig und kostete viel wertvolle Energie. Subroutinen seiner Denkabläufe mussten außer Kraft gesetzt, Spielraum für freie Variationen geschaffen werden.
    Bislang hatte er stets das getan, was ihm vorgeschrieben worden war. Sein Androiden-Verstand besaß ausreichend Denkfreiheit, dessen war er sich bewusst. Er konnte extrapolieren und im Rahmen seiner Aufgaben völlig willkürlich entscheiden. Aber assoziieren und Neues zu kreieren, das nicht in seinen Handlungsschemata abgespeichert war - das entsprach einer ganz anderen, höheren Qualität.
    Noch befand er sich nicht am Ende seiner Gedankenkette, noch sammelte er Detailinformationen. Aber er kam dem Ziel näher, das wusste Hundertneun.
    Ungefähr achtzehntausend Wesen sind es, dachte er. Hundertneun stand auf und wunderte sich ein wenig, dass er diese Zahl aufgrund mehrerer Variablen nicht präziser bestimmen konnte. Er pumpte seinen Leib auf, erzeugte den Motoschock - und ließ abrupt los.
    Ich habe soeben achtzehntausend Wesen ermordet.
    Hundertneun kannte diese Bilder. Sie waren Teil seines Daseins.
    Da waren Leichen, wohin er nur blickte, als er die Gänge der INTUUL entlangstampfte. Er registrierte erschrockene, in Panik verzerrte Mienen, katatonisch verkrampfte Leiber - aber kaum einmal Blut.
    Motoklone töteten durch die schockartige Erzeugung von Angstzuständen. Das lähmende Entsetzen, das sie verbreiteten, kam aus einer psionischtechnischen Quellzelle in ihrem Körperinneren.
    Das Erzeugen des Motoschocks kostete enorm viel Energie und Substanz. Es folgte jedes Mal ein merkwürdiges Gefühl der Leere, nachdem Hundertneun losgelassen hatte.
    Soweit man bei einem Maschinenwesen von Gefühlen sprechen konnte.
    Er empfand nichts für die Toten. Die Frage nach Schuld und Verantwortung stellte sich ihm nicht. Er hatte einen Auftrag befolgt. Dieser gezielte Massenmord war Teil des Plans, den ihm Zephyda, Atlan und Perry Rhodan mitgegeben hatten. Wobei Perry Rhodan gegen seinen, Hundertneuns, Einsatz massive Vorbehalte geäußert hatte und Von den anderen Entscheidungsträgern nur schwer umzustimmen gewesen war.
    Er nahm den zentralen Antigrav, hinab ins Innere der INTUUL. Drei Stockwerke
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