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2272 - Sturm auf Graugischt

Titel: 2272 - Sturm auf Graugischt
Autoren: Unbekannt
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verfolgte, der sich uns noch erschließen sollte. Nur deshalb hatte sie die dreihundert Weißen Kreuzer zurückbeordert. Denn was anders hätte dieser Befehl letztlich bedeutet, als die Besatzungen dieser Schiffe aus ihrer momentan relativen Sicherheit heraus in eine Schlacht zu werfen, in der ihr Tod nichts bewirkt hätte außer Leid und Verzweiflung?
    Vielleicht, schoss es mir durch den Sinn, wäre jetzt der Zeitpunkt gewesen, mit genau diesen dreihundert Kreuzern Tagg Kharzani dort anzugreifen, wo er es am wenigsten erwartete, nämlich in Schloss Kherzesch. Aber für ein solches Wagnis wussten wir noch zu wenig; der Tod hätte an zwei Fronten zugeschlagen.
    Er war ein Schatten.
    Niemand kannte seine Gestalt, geschweige denn sein Gesicht. Er erschien nur schemenhaft und düster, dennoch stand er hoch über allen, und seine Macht gab ihm das Recht, über Leben und Tod zu entscheiden. Er war der Oberkommandierende von Tagg Kharzanis Garden, ein Flottenführer im Rang eines Prim-Direktors. Keiner der berüchtigten Zwölf, aber ebenso gefürchtet.
    Deitz Duarto - sein Name war Gesetz an Bord. In seiner Nähe flüsterten sogar die aggressiven Kybb-Giraxx. Ohnehin taten an Bord der DRIITH nur Angehörige dieses Volks Dienst.
    Aus dem Zylinderdiskus DRIITH führte Deitz Duarto Tagg Kharzanis Flotte an. Eine Ewigkeit hatten alle nach Graugischt gesucht, nun war ihnen die Information gewissermaßen auf dem Silbertablett präsentiert worden. Nur Worte hatte sie gekostet, billige, längst verhallte Versprechen. Die Sonne Demyrtle lag im Randbereich des Arphonie-Haufens. Sie war ein kleiner gelber Stern, der von zehn Planeten umkreist wurde. Neun würden es bald nur noch sein, aber dafür zwei Sonnen.
    In der Hauptzentrale der DRIITH herrschte angespannte Erwartung. „Warum greifen wir nicht sofort an?", fragte der Richtschütze Dorkhas im Flüsterton, während er das riesige Hologramm im Zentrum des Raumes fixierte. „Je eher diese Welt und ihre verfluchten weißen Schiffe vernichtet sind, desto besser für uns alle."
    Der Navigator, dem Dorkhas sich halb zuwandte, bedeutete ihm mit einer herrischen Geste, dass er schweigen solle. Aber der Richtschütze dachte nicht daran. „Wir haben lange genug gewartet - zu lange, wenn du mich fragst. Graugischt ist nahezu ungeschützt. Wir müssen jetzt angreifen...!"
    „Deitz Duarto gibt den Befehl, niemand sonst."
    „Aber... worauf wartet er?" Dorkhas blickte suchend um sich. Als er den Schatten des Oberkommandierenden nirgendwo entdeckte, schob er trotzig die Kinnpartie nach vorne. „Alle werden ungeduldig", zischte er verhalten. „Unsere Flotte ist bereits riesig. Worauf sollen wir noch warten? Ich will nicht, dass die Shoziden die Flucht ergreifen."
    „Das will niemand", bemerkte der Navigator. „Und jetzt geh! Kümmere dich um deine Geschützprojektoren."
    „Die sind in Ordnung." Dorkhas zog angriffslustig die Lippen zurück. Zwei Reihen zugefeilter mit Leuchtfarbe bedeckter Zähne wurden sichtbar. Er fauchte leise. „Warum greifen wir nicht an? Fürchtet Deitz Duarto diese wenigen weißen Schiffe? Warum sonst wartet er darauf, dass sich erst unsere gesamte Streitmacht versammelt?"
    „Der Oberkommandierende wird seine Gründe haben. Ich frage jedenfalls nicht danach."
    „Sehr richtig!", erklang eine klirrende Stimme aus dem Nichts.
    Dorkhas ließ ein halb ersticktes Gurgeln vernehmen. Zitternd blickte er um sich und wich langsam zurück. „Du zweifelst meine Befehle an?"
    „Nein ... ich ... Wir müssen die Shoziden vernichten!"
    „Das werden wir auch, Richtschütze Dorkhas. Alle, die meinen Befehlen gehorchen, werden den Triumph unserer Flotte erleben."
    Etwas wie fahler Nebel wogte neben dem Kybb-Giraxx. Im nächsten Moment schwebte da ein Schatten, die vagen Umrisse einer großen Gestalt. Kalte Lichter umflossen ihre Hände, die sich langsam hoben und auf Dorkhas richteten.
    Der Richtschütze wich weiter zurück. Er stieß gegen ein Pult, wandte sich keuchend zur Seite, aber da war der Schatten schon wieder neben ihm. „Du hingegen brauchst nicht mehr darauf zu warten, Dorkhas." Jedes Wort ließ ihn zusammenzucken, als hätten ihn schmerzhafte Hiebe getroffen. Weit quollen seine Augen aus ihren Höhlen hervor, er wimmerte nur noch, schließlich sackte er haltlos in sich zusammen.
    Als Dorkhas den Boden berührte, lebte er schon nicht mehr. „Schafft ihn mir aus den Augen!", erklang es schneidend. „Und damit es wirklich alle begreifen: Ich erteile den Befehl zum
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