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226 - Das Schädeldorf

226 - Das Schädeldorf

Titel: 226 - Das Schädeldorf
Autoren: Mia Zorn
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den Spuren. »Fischschuppen!«, stellte sie erstaunt fest.
    Soon Than trat an ihre Seite. Mit zusammengekniffenen Augen betrachtete er die fingerlangen Schuppen. »Hoffentlich hat euer Freund einen sehr großen Fisch gefangen«, sagte er mit belegter Stimme. »Denn sonst haben ihn die Monster geholt!« Aruula verstand ihn zwar nicht, aber die Reaktion der Männer sprach Bände: Sie zogen bei seinen Worten ängstlich die Köpfe ein.
    Im gleichen Augenblick kam Maddrax angestürmt. »Jemand hat die Kajütentür aufgesprengt! Yann ist fort!«
    Man brauchte sich nicht lange zu beraten, was zu tun war. Angeführt von Soon Than, machten sie sich auf den Weg zu den unterirdischen Stollen.
    Während sie am Flussufer entlang liefen, fielen Soon Thans Männer immer weiter zurück. Als der Dorfoberste den Weg in einen gigantischen Bambuswald einschlug, blieben sie endgültig stehen. Weder Matt noch Soon gelang es, sie zum Weitergehen zu überreden. Mit ihren gezückten Waffen standen sie am Ufer und blickten ängstlich auf den Wald.
    »Lass sie«, seufzte Soon Than. »Ich kann es ihnen nicht verdenken!«
    Aruula war inzwischen voraus gelaufen. Sie folgte einem ausgetretenen Pfad zwischen den Bambusstämmen. Ab und zu blieb sie stehen und horchte, ob ihre Begleiter noch hinter ihr waren. Schließlich endete der Pfad vor einem kreisrunden Erdtrichter. Die Barbarin ging in die Hocke, schloss die Augen und lauschte.
    Das Erdloch wurde unten bewacht! Aruula empfing wirre Gedankenbilder, die sie nicht einordnen konnte. Doch dann tauchte eines auf, dass ihr eine Gänsehaut über den Körper jagte: Sie sah Yann Haggard aufgespießt über einem Feuer hängen…
    ***
    Zur gleichen Zeit im Tunnelsystem
    Etwa zwei Dutzend Männer des Kannibalenvolkes kauerten in Ecken und Nischen der Gewölbekammer und warteten darauf, was ihr Anführer als nächstes tun würde. Dabei ließen sie weder Yann Haggard, noch ihren Bruder Nummer 1 aus den Augen.
    Die beiden saßen sich wortlos gegenüber. Keine Regung ihrer Körper, kein Laut aus ihrem Mund verriet etwas von dem, was sich zwischen ihnen abspielte. Die Wilden konnten ja nicht ahnen, dass der Seher sich auf Anordnung von Gilam’esh einfach nur still verhalten sollte, während die beiden Hydritengeister den Quan’rill verhörten. Nefertari und Gilam’esh wurde schnell klar, dass er wahnsinnig war.
    Ich werde ihm helfen, sagte Gilam’esh entschlossen.
    Er ist krank! Wie willst du ihm denn helfen?
    Ich habe schon einmal den Wahnsinn besiegt! Nun lass mich meine Aufgabe erfüllen und schweige! Nefertari gehorchte, und so widmete sich Gilam’esh ganz und gar dem Quan’rill. Als er spürte, dass dessen Aufmerksamkeit auf ihn gerichtet war, fragte er nach dessen Namen.
    Ytim’len, kam es schwach. Ich hieß einst Ytim’len…
    Gilam’esh benötigte seine ganze Geisteskraft, bis er Ytim’len so weit hatte, dass dieser bruchstückhaft aus seinem Leben erzählte: In den vergangenen Jahrhunderten hatte der Quan’rill immer wieder die Hüllen der Sterbenden seines kleinen Volkes übernommen. Er berichtete von einer Eiszeit nach dem Kometeneinschlag, und dass das Tunnelvolk sich nach dem postapokalyptischen Winter getrennt hätte.
    Auf Gilam’eshs Frage nach dem Grund brach der Greis in Tränen aus. Sie haben sie gegessen! Sie haben sie gegessen, stammelte er immer wieder.
    Nefertari war es schließlich, der es gelang, ihn zu beruhigen. Still, still, Ytim’len! Es ist vorbei, lange vorbei. Öffne dich, berühre mich … so ist es gut. Was spürst du?
    Ich spüre das Meer! Ich spüre Karsi’signak! Und ich spüre meine Schwester, Sevgil’im, antwortete der Quan’rill.
    Gut, wisperte die Hydritin. Dann erzähle jetzt weiter. Was haben sie gegessen?
    Hydriten! Erst die Hydriten, dann die toten Menschen, und schließlich die Kranken im Tunnel!
    Nefertari und Gilam’esh waren so entsetzt, dass der Zugang zu dem Quan’rill beinahe wieder verloren gegangen wäre.
    Gilam’esh bemühte sich um Ruhe. Das also war die Ursache des Wahnsinns seines Gegenübers. Dies, und wahrscheinlich Ereignisse, die dem Erlebnis voraus gingen. Zunächst aber versuchte Gilam’esh mehr über die Hydriten herauszufinden, die offensichtlich für den Bau des Tunnelsystems verantwortlich waren. Ytim’len erzählte von Karsi’signak, von der Forschungsstation und von seiner Rolle, die er dabei spielte.
    Schließlich erfuhren die beiden Geistwanderer in Yann die ganze tragische Geschichte Ytim’lens. Sie erfuhren auch,
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