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2256 - Bahnhof im Weltraum

Titel: 2256 - Bahnhof im Weltraum
Autoren: Unbekannt
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entgegenschlug, raubte ihr den Atem.
    Sie wollte stehen bleiben, umkehren, zurück in den Belüftungsschacht fliehen, doch ihr Körper gehorchte ihr nicht mehr. Sie war eine Marionette, an deren Fäden ein unsichtbarer Puppenspieler zog.
    Und die Stimme flüsterte weiter in ihrem Kopf.
    Komm her zu mir. Ich warte auf dich. Ich warte schon so lange auf dich ...
    Cilia wimmerte vor Furcht und wehrte sich gegen den suggestiven Einfluss, doch sie konnte ihm nicht widerstehen. Schritt für Schritt stolperte sie weiter.
    Dann sah sie die ersten Knochen. Menschliche Knochen im Dickicht zwischen den Bäumen, Totenschädel und die Fetzen von Overalls, große Blutflecken, fast schwarz im Rotlicht der Notbeleuchtung. Sie wimmerte lauter, im Würgegriff namenlosen Entsetzens, verraten von ihrem Körper, der weiterging, ins Dickicht hinein, obwohl sie sich mit aller Kraft dagegen wehrte.
    Hab keine Angst, raunte die lautlose, böse Stimme. Ich bin alles, was du dir erträumst, alles, was du dir je ersehnt hast. Also komm her, komm her zu mir ...
    Knochen brachen knackend unter ihren Füßen. Aus den Augenwinkeln erhaschte sie einen Blick auf einen zerrissenen, blutbefleckten Overall, auf ein Namensschild, das an dem Stoff hing.
    Kortez Melander.
    Cilia schluchzte auf, während ihre Beine sie Schritt für Schritt weitertrugen, und Tränen strömten über ihr Gesicht. Kortez war tot. Der Schmerz und die Verzweiflung waren so stark, dass sie das Gefühl hatte, im nächsten Moment das Bewusstsein zu verlieren, doch ihr wurde nicht die Gnade der Ohnmacht zuteil.
    Sie brach durch ein dichtes Gebüsch und fand sich auf einer Lichtung wieder.
    Und vor ihr, in den tiefen Schatten des Gartens, umgeben von zersplitterten Knochen und menschlichen Totenschädeln, schnaufend atmend und einen widerlichen süßlichen Gestank verströmend, lag ein ungeheures Insekt mit aufgeblähtem Unterleib, großen Facettenaugen und klaffendem Maul, von rasiermesserscharfen Beißzangen flankiert.
    Das Rieseninsekt bäumte sich auf, überragte sie und blickte mit diesen seelenlosen Augen auf sie herunter. Geifer tropfte aus seinem Maul. Die Beißzangen klapperten hungrig.
    Nun wirst du bekommen, was du verdient hast, was ihr alle verdient habt, raunte die Stimme in ihrem Kopf.
    Cilia schrie, aber ihr Schrei verhallte ungehört.
    Prustend beugte sich das Ungeheuer zu ihr herunter.
    Wie gelähmt stand sie da und wartete auf den Tod.
     
    13.
     
    Die schimmernden Fäden des psionischen Geflechts führten Kantiran in das Unterdeck des Tenders 3, und als er den Antigravschacht verließ und den zum hydroponischen Garten führenden Korridor betrat, sah er am Ende des Ganges drei Männer in Technikeroveralls vor einem geschlossenen Schott stehen.
    Sie waren mit Thermostrahlern bewaffnet, und sie reagierten sofort bei seinem Anblick.
    Sie hoben ihre Waffen und legten auf ihn an, aber mit schwerfälligen, fast zeitlupenhaften Bewegungen, als würde in ihnen ein innerer Kampf toben und ein Teil von ihnen sich dagegen wehren, ihn anzugreifen.
    Doch aus ihren Gesichtern sprach blanker Hass, und in ihren Augen war ein unheimliches drohendes Leuchten, und Kantiran zögerte nicht.
    Er warf sich zur Seite, sodass der erste Thermostrahl über ihn hinwegzuckte und eine blasige Furche in die Korridorwand brannte, schaltete im Sprung seinen Kombistrahler in den Paralysatormodus und eröffnete das Feuer. Noch bevor er auf dem Boden landete, hatte er zwei der Männer paralysiert, und den dritten schockte er, als er sich abrollte und so dem zweiten Thermostrahl entging.
    Geschmeidig kam er wieder auf die Beine und näherte sich mit schnellen Schritten den drei reglosen Gestalten. Der Hass war aus ihren Gesichtern verschwunden, das unheimliche Leuchten in ihren Augen erloschen. Blicklos starrten sie ihn an, und etwas wie Frieden glättete langsam ihre verspannten Züge.
    Sie wiesen ebenfalls diese kleinen roten Schwellungen auf, die er bereits bei Chan-Li festgestellt hatte, und als er sich konzentrierte, erspürte er die Bewusstseinsfunken der winzigen Insekten auch in ihren Körpern, in Höhe der oberen Rückenwirbel.
    Von den Funken führten die schimmernden psionischen Fäden durch das Schott in den hydroponischen Garten.
    Kantiran presste grimmig die Lippen zusammen.
    Offenbar wirkten die milbenähnlichen Insekten als eine Art Relais, mit denen die Menschen von dem fremden Bewusstsein kontrolliert wurden, das Gucky telepathisch entdeckt hatte und bei dem es sich nur um den
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