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2256 - Bahnhof im Weltraum

Titel: 2256 - Bahnhof im Weltraum
Autoren: Unbekannt
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sie darüber nachdachte, desto seltsamer kam es ihr vor.
    Entschlossen sprang sie auf und eilte mit leisen Schritten zum Schott des Lagerraums.
    Auch wenn der Eingang zum hydroponischen Garten bewacht wurde, es gab noch andere Wege hinein.
    Sie verließ den Lagerraum und lief durch leere Korridore zum nächsten Nottreppenschacht. Einen der Antigravlifte zu benutzen erschien ihr zu gefährlich. Sie wollte keinem der Infizierten begegnen. Nesson mochte überzeugt gewesen sein, dass sie nur reagierten, wenn man sie direkt ansprach, aber sie hatte andere Erfahrungen gesammelt.
    Sie stieg die Nottreppe hinunter zum Unterdeck des Tenders 3, ohne eine Menschenseele zu sehen, und verharrte schließlich in einem Gang, der parallel zum hydroponischen Garten führte.
    Cilia lauschte. Nichts. Nur das kaum merkliche Brummen ferner Maschinen und das Rauschen der umgewälzten Luft, die aus einem vergitterten Belüftungsschacht unter der Decke drang.
    Es war kein Problem, das Gitter zu entfernen und in den Schacht zu klettern.
    Plötzlich spürte sie einen Stich an ihrem rechten Handgelenk.
    Sie zuckte zusammen und starrte das Gelenk an. Ein schwarzer Punkt hatte sich in ihre Haut gebohrt. Sie hob den Arm, sah genauer hin und stellte fest, dass der Punkt ein nur millimetergroßes Insekt war, zu klein, als dass sie Einzelheiten erkennen konnte.
    Während sie das Insekt betrachtete, verschwand es in der kaum erkennbaren Stichwunde, und die Haut um den Stichkanal rötete sich. Eine kleine Schwellung entstand.
    Cilia keuchte. Ihr Herz hämmerte laut, das Blut rauschte in ihren Ohren.
    Dieselbe rote Schwellung hatte sie bei den Infizierten entdeckt.
    Es hat mich erwischt, dachte sie entsetzt. Das also ist für die Infektion verantwortlich.
    Ein fremdartiges Insekt, und es ist in mich eingedrungen.
    Sie zitterte am ganzen Körper.
    Aber warum reagierte die Hygienekontrolle nicht? Warum hatte sie den Schädlingsbefall nicht beseitigt? Und woher kamen diese Insekten?
    Sie lauschte in sich hinein und wartete auf eine Veränderung. Nichts geschah. Aber es beruhigte sie nicht. Bei Nesson hatte es auch eine Weile gedauert, bis die Wirkung eingetreten war und er sich verändert hatte.
    Es muss eine Art Parasit sein, dachte sie. Ein Parasit, der die geistige Kontrolle über den Wirt übernimmt.
    Cilia biss die Zähne zusammen und kroch weiter durch den 'Belüftungsschacht. Sie wusste nicht, wie viel Zeit ihr noch blieb, bis sie dem Lethargie-Einfluss erlag oder ihre Persönlichkeit sich veränderte. Aber sie würde nicht aufgeben.
    Sie war es Kortez Melander schuldig, dass sie bis zum letzten Atemzug durchhielt.
    Sie bog in einen Nebenschacht und sah weit vor sich ein weiteres Gitter. Dahinter lag Dunkelheit. Sie holte tief Luft und roch feuchte Erde, frisches Laub und Blumenduft, überlagert von etwas Süßlichem, Widerlichem.
    Mit zusammengekniffenen Lippen unterdrückte sie die Übelkeit, die in ihr hochstieg, und erreichte das Gitter. Sie spähte hindurch, von plötzlicher Benommenheit übermannt, und blickte in den dunklen hydroponischen Garten.
    Nur die Notbeleuchtung brannte und tauchte die Büsche und Bäume in trüben roten Dunst.
    Cilia schüttelte die Benommenheit ab, stemmte sich gegen das Gitter und drückte es aus seiner Verankerung. Scheppernd landete es auf dem Boden.
    Sie fuhr unwillkürlich zusammen und lauschte. Als sie nichts hörte, zwängte sie sich durch die Schachtöffnung und ließ sich nach unten gleiten. Federnd landete sie auf dem Kiesbelag eines Weges, der sich durch die Bäume schlängelte.
    Der süße, widerliche Geruch wurde intensiver.
    Sie würgte und machte einen stolpernden Schritt. Ihre Benommenheit nahm zu. Ein eiserner Ring schien ihren Schädel zusammenzudrücken. Sie schüttelte unwillig den Kopf, um den Druck zu vertreiben, aber er wurde nur noch stärker. Und sie hatte Mühe, ihre Bewegungen zu kontrollieren. Sie torkelte, als wäre sie betrunken.
    Dann hörte sie die Stimme, ein düsteres Raunen in der Stille des Gartens, lockend und verführerisch und gleichzeitig abgrundtief böse.
    Komm her, komm her, komm her zu mir. Ich habe etwas Wundervolles für dich ...
    Die Stimme sprach direkt in ihrem Kopf, stieg aus der Tiefe des Unbewussten empor und fesselte ihren Willen.
    Ohne es zu wollen, wandte sie sich nach links und folgte mit steifen, roboterhaften Schritten dem Kiesweg zu einem dichten, kleinen Hain in der Mitte des Gartens. Der süßliche, abstoßende Gestank, der ihr aus dem Wäldchen
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