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2250 - Zeuge der Zeit

Titel: 2250 - Zeuge der Zeit
Autoren: Unbekannt
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„Möge dir das Holzbein brechen", zischte sie ihm hinterher.
    Das hohe Zimmer, aus grobem, gehauenem Stein, erwärmte sich bei Kaminfeuer wie eine Kammer im Blisterherzen von Kimte.
    Ikhete und drei andere Majestäten beugten sich über ihre Tassen aus Ton, während Kippi'va'Starrd aus der Teekanne einen aromatischen Sud nachgoss.
    Ikhete sprach freundlich: „Ich freue mich, dass ihr alle kommen konntet. Immerhin wird zum Schlafen nicht viel Zeit bleiben. Außerdem habe ich einen Gast hinzugebeten, der sonst nicht zu unserer Runde gehört."
    Die Blicke der Majestäten fielen auf die kräftig veranlagte Frau mit Mandelaugen, die am nächsten an der geschlossenen Tür saß.
    Es war Kischmeide. In gewisser Weise ihre Gastgeberin, in der Feste von Roedergorm jedoch selbst Gast.
    Die Frau von Tom Karthay nippte aus ihrer Tasse, und sie gab einen Laut des Behagens von sich, der Ikhetes rundes Gesicht strahlen ließ. Der Tee war eigene Mischung; die letzten paar Krümel von Tembe. „Frau Kischmeide", sprach Ikhete, „wir möchten mit dir unseren Standpunkt beraten.
    Wir glauben, dass vor einem so großen Kreis, so wie heute am Tag, nicht wirklich geredet wird. Nicht, wie Motana das tun sollten."
    Kischmeide hob die Brauen und musterte Ikhete fragend. „Was denkt ihr denn, wie man reden sollte?"
    „Auf einer anderen Ebene."
    Dann fing Ikhete zu summen an, die anderen stimmten ein, und sie intonierten leise den Choral der Fernen Sterne. Den wichtigsten Gesang, den die motanische Kultur kannte; den sie alle benutzten, wenn sie Einigkeit unter sich herstellen wollten. Ikhete konnte in den Stimmen hören, was jede Frau bewegte. Besser, als hätten sie eine Stunde gesprochen. Der Choral war ein Spiegel, ein Blickrohr in die Seele.
    Nach einigen Minuten verstummte Ikhete als Letzte.
    Sie blickte forschend auf Kischmeide: „Wir fragen uns, woher deine Abneigung gegen Zephyda kommt. Ist es eine persönliche Frage? Oder geht es um das politische Dilemma?"
    Kischmeide klappte mehrfach den Mund auf und zu. Aber nicht, weil sie die Antwort verweigern wollte. Sondern weil sie über die eigenen Gründe nachdachte. Ratlos hob sie die schwieligen Hände. „Ich habe furchtbare Angst", bekannte     Wenn Zephyda unsere Stellare Majestät wird, bedeutet das unser Ende."
    Ikhete fragte sie: „Bist du da sicher, Kischmeide?"
    „Du scheinbar nicht."
    „Nein. Wer könnte sicher sein?"
    „Eine andere Wahl bleibt uns doch nicht. Alles so sicher einrichten wie möglich, dafür sind wir Majestäten da."
    „Aber wir müssen auch mutig sein, Kischmeide. Zukunft verlangt immer Mut."
    Kippi'va'Starrd schenkte Kischmeide den letzten Tee ein, und Ikhete sah nicht ohne Stolz, wie die Frau von Tom Karthay winzige Schlucke über ihre Zunge rinnen ließ. „Ich weiß es nicht. Ich weiß es wirklich nicht. Vielleicht sollte ich geschlafen haben, bevor mein Kopf wieder klar ist. Wisst ihr, als plötzlich dieser Schota mit der Botschaft kam ..."
    Ikhete lächelte schwer. „Majestäten sollen immer das tun, was richtig ist. Aber wenn wir es nicht wissen, was dann?"
    „Ja. Was dann?"
    „Dann müssen wir auf unsere Herzen hören."
     
    7.
     
    „Einst empfing ich die Weihe eines Ritters der Tiefe, im Dom Kesdschan, auf. dem Planeten Khrat, in der fernen Galaxis Norgan-Tur. Ich war damals überzeugt, allein dem Frieden und der Freiheit im Universum zu dienen.
    Menschen sehnen sich nach Antworten, die einfach sind. Nach einer Regel, die uns erlaubt, Gut und Böse abzumessen. Heute bin ich überzeugt, dass eine solche Regel im Universum nicht existiert. Auch nicht in Norgan-Tur.
    Ich muss immer selbst entscheiden. Jeder muss das tun.
    Manchmal braucht die Wahrheit eine Sekunde, manchmal tausend Jahre. Wer einen Glauben hat, soll nach diesem Glauben handeln.
    Mein Name ist Perry Rhodan. Ich bin ein Zeuge der Zeit."
    Aus quadratischen Dachluken fiel etwas Licht in den Krönungssaal, dennoch brannte dieselbe Anzahl Kerzen wie gestern. Die Majestäten waren vollzählig; die Roedergormer säumten wie am Vortag die Galerien.
    Rhodan blickte auf müde Gesichter und in angespannte Mienen. Einer dicken Frau in Reihe drei fielen permanent die Augen zu; während ihre
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