Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen

2240 - Der Graue Autonom

Titel: 2240 - Der Graue Autonom
Autoren: Unbekannt
Vom Netzwerk:
hatte Venga die Wege Kimtes so verstopft erlebt. Die Massen von Motana erschienen der Botin wie eine kompakte Wand, die ihr den Weg versperrte.
    Die Motana folgten ihrer Aufforderung willig, aber unerträglich langsam. Viele standen beisammen oder hatten es sich sogar mitten auf dem Weg bequem gemacht, um Geschichten auszutauschen. Die Motana schilderten einander die überwundenen Gefahren und Abenteuer ihrer Reise in die Hauptstadt und die erhoffte Zukunft, wie sie es den Kybb-Cranar endlich zeigen würden. Andere gingen eng umschlungen oder in kleinen, beieinander untergehakten Gruppen. Venga schien es, dass sich die Motana wie in Zeitlupe bewegten, aber unweigerlich immer so, dass sie ihr im Bestreben, ihr auszuweichen, erst recht in die Quere kamen. „Heiliger, schleimiger Flodder!", fluchte Venga, als sie gegen eine wild gestikulierende Frau prallte, die gerade von einem wilden Sturm berichtete, der einer Botin nur ein herablassendes Grinsen abgerungen hätte. Venga verlor den Tritt und das Gleichgewicht. Die Botin schüttelte tadelnd den Kopf, verwandelte den Sturz in einen kontrollierten Fall, setzte die Bewegungsenergie in eine doppelte Rolle um und schnellte wieder hoch.
    Als sie auf den Beinen landete, blickte sie einem jungen Motana aus Roedergorm direkt in die - bemerkenswert hübschen - Augen. Venga zögerte einen Augenblick, hauchte ihm einen Kuss zu, rief: „Schade, aber das hier ist wichtiger!" und rannte weiter.
    Im Blütegürtel war so viel los wie noch nie zuvor in ihrem Leben. Und sie war tagelang in einer feuchten Höhle mit... mit... - sie fand keine Worte dafür - eingesperrt gewesen!
    Venga hatte in ihrem wilden Slalom den Blütegürtel noch nicht zur Hälfte durchquert, als ihre Oberschenkel mit dumpfen Schmerzen protestierten. Sie rannte zu schnell, viel zu schnell. Ihre Ausbilderinnen hätten sie dafür zusammengestaucht, sich frühzeitig zu verausgaben. Eine gute Botin behielt einen kühlen Kopf, teilte sich ihre Kräfte ein. Was zählte, war die Zeit, die sie für die Gesamtstrecke benötigte, nicht die für das erste Drittel.
    Sie hatten leicht reden! Sollten sie sich doch probeweise eine Woche lebendig begraben lassen - mal sehen, wie sie dann rennen würden!
    Außerdem war der Weg ja nicht weit, eigentlich.
    Als das Halblicht des Graugürtels Venga umfing, keuchte sie stoßweise. Ihre Oberschenkel und Waden standen kurz davor zu verkrampfen. Was war los? Hatte sie ihre Kondition am Teich zurückgelassen?
    Der Graugürtel schien endlos. Hinter jeder Biegung des Ganges erwartete Venga ein weiterer Gang, nicht wie ersehnt der Gürtel der Kantblätter, der die Außengrenze Kimtes markierte. Venga fluchte, mittlerweile eher ein atemloses Zischen als ein Rufen, und rannte weiter.
    Dann, endlich, Venga hatte schon geglaubt, sie hätte sich verlaufen - ausgerechnet sie, die viel darauf hielt, sich noch nie verlaufen zu haben! -, durchstieß sie den Wall der Kantblätter.
    Gleißendes Sonnenlicht empfing sie. Der Wind packte sie, wollte sie gegen die Außenhaut der Stadt werfen und den steilen Hang hinunterstoßen, doch die Botin fing sich geschickt ab und rannte weiter, den Serpentinenpfad hinunter.
    Unter ihr auf der Ebene von Kimkay, die sich im Westen und Südwesten Kimtes erstreckte, lag ihr Ziel: die sechzig Bionischen Kreuzer, die Zephyda und Rhodan während der letzten Tage nach Tom Karthay gebracht hatten, die größte und mächtigste Flotte des Sternenozeans, wie sie sagten - wenn es ihnen gelänge, genug Motana zu finden, die sie fliegen konnten.
    Vengas Herz machte einen Satz, als sie die Kreuzer erblickte. Es waren elegante Schiffe, ganz geschwungene Linien, wie große, exotische Raubtiere, die auf der Ebene kauerten und neue Kräfte schöpften, um sich bei der ersten Gelegenheit auf ihre Beute zu stürzen. Zumindest waren das die Assoziationen Vengas, die noch nie einem Raubtier begegnet war, nicht hier, in Tom Karthay.
    Die meisten Motana, die die Kreuzer erblickten, waren von der Stärke gebannt, für die sie standen.
    Nicht so Venga. Die Waffen der Schiffe und was man damit anrichten konnte, machten ihr immer noch Angst. Was Venga zu den Kreuzern zog, war ihre Schnelligkeit. Die Bionischen Kreuzer würden sie viel weiter tragen, als es ihre Beine je vermochten.
    Die Motana verlor jetzt zusehends an Höhe. Sie rannte zu schnell, viel zu schnell. Der Abhang war gefährlich, gefährlicher noch als der schlimmste Sturm. Einen Sturm respektierte selbst die dümmste Botin, seine
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher