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2240 - Der Graue Autonom

Titel: 2240 - Der Graue Autonom
Autoren: Unbekannt
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Gewalt war offensichtlich. Der Hang dagegen schmeichelte, nahm der Botin einen Teil der Anstrengung ab, täuschte ihr ein größeres Reservoir an Kraft vor, als sie besaß. Und dabei lauerte er auf ihren Fehler. Ein falscher Schritt...
    Venga machte ihn auf dem letzten Wegstück. Die Motana - Männer und Frauen in gemischten Gruppen -, die zwischen den Kreuzern ihre Ausbildung erhielten, waren auf sie aufmerksam geworden, winkten ihr zu, feuerten sie mit lauten, melodischen Rufen an.
    Einen Augenblick lang ließ sich Venga ablenken. Sie blickte auf, winkte zurück - und trat auf einen lockeren Stein.
    Der Stein kippte weg, gefolgt von Venga selbst. Die Botin schlug hart auf, merkte es aber kaum, der stechende Schmerz, der durch ihren linken Knöchel jagte, blendete jede andere Wahrnehmung aus. Die Kreuzer und Motana verschwammen vor ihren Augen.
    Venga schrie auf. Weniger vor Schmerz als vor Wut auf sich selbst. Verflucht, sie war eine Botin der Planetaren Majestät! Botinnen stolperten nicht!
    Hunderte von Motana sahen ihr zu.
    Venga richtete den Oberkörper auf, schloss die Augen, zählte bis drei und wuchtete sich hoch.
    Der Schmerz raubte ihr den Atem. Dann, als sie den verletzten Fuß weiter belastete, schwand jede Empfindung aus ihm. Es war, als bestünde er aus Holz. Allerdings aus einem weichen, störrischen Holz, das ihr immer wieder wegrutschte.
    Venga hinkte.
    Vorbei an den Hunderten Motana, die hier unten lernten, die Bionischen Kreuzer zu bedienen, sie mit der Kraft ihrer Psi-Gabe zu steuern, ihre Biotroniken zu beherrschen und die Geschütze, mit denen sie die Kybb-Cranar vernichten würden.
    Die Motana johlten übermütig, froh über eine Unterbrechung ihres anstrengenden Trainings. Als sie bemerkten, dass die Botin sich verletzt hatte, erstarb das Johlen nach und nach. Schweigen begleitete Venga, dann begann eine Motana zu klatschen, rhythmisch, auffordernd. Weitere Motana schlössen sich an, und als Venga die Heckschleuse der SCHWERT erreichte, gab es auf der Ebene keine Motana mehr, die sie nicht angefeuert hätte.
    Die Botin kämpfte sich die Rampe hinauf in den Kreuzer.
    Rhodan stand in dem Hangar. Er musste ihr Kommen von der Zentrale aus verfolgt haben. „Venga!
    Was, zum Teufel, ist los mit dir? Du siehst..."
    Die Botin winkte ab. „Egal. Wird schon wieder." Das Gesicht Rhodans verschwamm, wurde zu einer Schliere, die sich wild tanzend um sie drehte. „Die Orakel... die Orakel, sie haben gesprochen. Sie wollen euch ..." - Der Tanz endete abrupt, machte einer bodenlosen Schwärze Platz. Venga fiel ihr entgegen. Rhodans Arme, die sie auffingen, spürte die Botin schon nicht mehr.
     
    2.
     
    „Du hast sie wirklich gesehen? Bist du dir sicher?"
    Zephyda warf Venga, die auf einer Antigravtrage neben dem Teich der Trideage lag, einen misstrauischen Blick zu. Ein Verband verbarg den verletzten linken Fuß der Botin, dessen Knöchel zu der Größe einer Kantblatt-Knolle angeschwollen war. „Natürlich bin ich das!"
    Die Empörung trieb Farbe auf Vengas unnatürlich bleiche Wangen. Auch wenn sie es vor niemandem - nicht einmal sich selbst - hatte zugeben wollen, setzte ihr der pochende Schmerz zu, der von ihrem Knöchel ausging. Die MotanaÄrztin, die den Verband angelegt hatte, hatte sie zwar beruhigt, dass es sich nur um eine Zerrung handelte, aber gleichzeitig hatte sie der Botin die Botschaft überbracht, die ihr am meisten gegen den Strich ging: „Du musst nur Geduld haben, eine Woche oder zwei, dann ist der Knöchel wie neu."
    Eine Woche oder zwei. Mit anderen Worten eine kleine Ewigkeit. Was stellte sich die Frau vor?
    Glaubte sie etwa, sie hätte eine Unsterbliche vor sich, die alle Zeit des Universums besaß? Venga hatte sich freundlich und aufrichtig bei der Frau bedankt, sie tat ja nur ihr Bestes, in Gedanken entschlossen, alles zu tun, außer ihrem Rat zu folgen. „Ich weiß nicht..."
    Zephyda schien das Leid Vengas nicht zu kümmern. Falls sie es überhaupt wahrnahm. Die Epha-Motana widmete ihre ganze Aufmerksamkeit dem Teich, versuchte die Dunstschicht, die über seinem eiskalten Wasser lag, mit Blicken zu durchdringen. Vergeblich. „Ich kann nichts erkennen." Zephyda schüttelte den Kopf. „Was ist mit euch?" Sie sah zu Perry Rhodan, Atlan und Rorkhete, die sich ebenfalls am Teich eingefunden hatten.
    Der Arkonide zuckte die Achseln. „Mir geht es wie dir."
    „Mir auch", sagte Rhodan. „Aber das muss nichts bedeuten. Die Orakel können sich wieder zurückgezogen haben.
    Nach
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