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224 - Im Turm des Warlords

224 - Im Turm des Warlords

Titel: 224 - Im Turm des Warlords
Autoren: Ronald M. Hahn
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einige Kollateralschäden: Ein dämonisch wirkender Kerl mit einer spitzen Ku-Klux-Klan-Kapuze wollte sich nicht schubsen lassen und zückte ein Messer.
    Frauen kreischten auf. Menschen spritzten auseinander. Der Glatzkopf versetzte dem Dämonischen einen steilen Haken von unten, der ihn zurück warf. Mehrere Männer machten dem Schläger Platz, der aber trotzdem gezwungen war, zwei Kerle mit Faustschlägen wegzuräumen, da sie ihm nicht schnell genug Raum gaben.
    Dass er dabei einem so zierlich wie reich aussehenden Jüngelchen in den Magen boxte, war sein unerwartetes Verhängnis. Denn sein Opfer war von einem halben Dutzend Söldnern umgeben, die sich nun mit Gebrüll auf ihn warfen. Plötzlich geriet der Schläger in die Defensive und wusste sich nicht anders zu helfen, als lauthals nach seinen Kumpanen zu rufen.
    Auf der Stelle sprangen zehn oder zwölf Schlagetots aus allen Nischen des Etablissements und griffen ein, um ihren Freund vor den Leibwächtern des jungen Mannes zu schützen. Einige andere, irgendwie adelig aussehende Männer, die sich bisher auf der anderen Seite des Tresens mit ein paar Damen unterhalten hatten, glaubten wohl, sie müssten dem Jüngelchen gegen die Meute beistehen, und stürzten sich mit »Hurra!« in die Schlacht.
    Ehe ich mich versah, war die schönste Kneipenschlägerei in Gange. Es war müßig zu überlegen, ob ich sie mit einem Schuss aus meinem Revolver hätte verhindern können – aufhalten konnte sie niemand mehr. Und ich steckte mittendrin.
    Den ersten Schläger, der mir mit einem Hocker zu Leibe rückte, schaltete ich mit einer geraden Rechten aus. Dem zweiten, der den Hocker an sich riss und auf dem Tresen zerschlug, damit er eins der vier Beine wie eine Keule einsetzen konnte, musste ich leider mit unfairen Mitteln begegnen. Als er am Boden lag und greinend seine Kronjuwelen umklammerte, bahnte ich mir mit seiner Keule eine Gasse zu Yann hinüber, der aber nicht mehr dort war, wo ich ihn zuletzt gesehen hatte.
    Als ich mich nach ihm umschaute, prügelte sich der ganze Laden. Manche gingen auch mit Stichwaffen aufeinander los. Die ersten Opfer lagen schon in ihrem Blut; andere traten und schlugen mit allem um sich, was ihnen in die Hände fiel.
    Mehrere Damen veranstalteten ein Kreischkonzert, da sie den Ausgang nicht fanden. Andere versuchten über die Theke zu klettern, hinter der sie Sicherheit vermuteten.
    Flaschen, Humpen, Messer und Hocker flogen durch die Luft. Irgendjemand, der nach einem Kinnhaken nach hinten taumelte, riss mit dem Hinterkopf einen Leuchter von der Wand. Umherspritzendes heißes Kerzenfett erzeugte Schmerzensschreie.
    Mein Versuch, Yann in diesem Getümmel zu finden, war absolut sinnlos. Doch zum Glück fand er mich: Er hockte mit der Thekenschnepfe, die er belagert hatte, unter einem Tisch und winkte mir zu.
    Auf dem Weg zu ihm musste ich mich noch eines drahtigen, mit einem Leopardenfellhöschen bekleideten Burschen erwehren, dem ich eins auf die Nase gab, dann hechtete ich unter den Tisch, den Colt Python, den ich aufgrund der ernster werdenden Lage inzwischen gezogen hatte, schussbereit. Hinter mir redete Yann beruhigend auf die Glatzköpfige ein, die hart am Rande eines hysterischen Anfalls stand und um ihr Leben fürchtete.
    Ein harter Stoß gegen den Tischrand warf alle auf ihm stehenden Humpen und Flaschen um und ließ sie zu Boden fallen. Ein Scherbenmeer breitete sich vor uns aus. Ein weiterer Leuchter wurde aus der Wand gerissen und ließ die Sägespäne aufglühen. Bevor ein Feuer ausbrechen konnte, trat jemand die Kerzen aus. Je mehr Flaschen und Humpen umstürzten, umso mehr roch es nach Alkohol. Es klirrte und schepperte pausenlos. Yann hatte große Mühe, die sich an ihn klammernde junge Frau zu beruhigen.
    »Ich will raus! Ich will hier raus!«, hörte ich sie weinen. »Bitte, bitte, Yann, hilf mir! Ich tue auch alles, was du willst! Wirklich alles!«
    Yann merkte auf. Ich machte ihm keinen Vorwurf, dass er die Situation eiskalt ausnutzte. »Vielleicht kannst du uns mit einigen Auskünften helfen«, sagte er so treuherzig, wie es ihm unter den gegebenen Umständen möglich war.
    »Ja, ja, alles, was du willst!«
    Der Lauf meines Colts zog einem Flibustier, der vor unserem Tisch zu Boden gegangen war und mich, einen Dolch zwischen den Zähnen, bösartig musterte, einen neuen Scheitel. Er fiel mit dem Kinn auf den spitzen Eisenpickel einer herrenlos am Boden liegenden Söldnerhaube. Da er anschließend damit beschäftigt war, das
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