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223 oder das Faustpfand - ein Kriminalfall

223 oder das Faustpfand - ein Kriminalfall

Titel: 223 oder das Faustpfand - ein Kriminalfall
Autoren: Residenz
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Höhenstraße Pemperreith–Eben–Führholz nach Persenbeug und fuhren die gleiche Richtung zurück. Es dürfte sich demnach um eine SS-Abteilung gehandelt haben, die dem SS-Kommando in Gutenbrunn unterstand
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    Die Erhebungsabteilung des Landesgendarmeriekommandos Niederösterreich erklärt diesen Hinweis Winklers jedoch »für nicht haltbar« und berichtet dem Staatsanwalt Folgendes:
Wie festgestellt wurde, war zur fraglichen Zeit wohl ein SS-Kommando und zwar das Verbindungskommando der Sipo und des SD zum Panzer AOK.6 unter Führung des SS-Untersturmführers Röttger in Martinsberg bei Guttenbrunn, Bez. Zwettl, stationiert. Diesem Kommando stand nur 1 LKW und 1 PKW zur Verfügung. Wie einwandfrei festgestellt wurde, hat Röttger mit dem PKW am 2.5.45 um ca. 16 Uhr eine Einlieferung (Oberlehrer Franz Matzki) nach Zwettl durchgeführt und konnte erst wieder in den Abendstunden nach Martinsberg zurückgekehrt sein
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    Revierinspektor Hochstöger verschweigt dem wahrscheinlich ortsunkundigen Wiener Staatsanwalt, dass es SS-Untersturmführer Röttger durchaus möglich gewesen wäre, am 2. Mai 1945 um 16 Uhr von Martinsberg bei Gutenbrunn nach Zwettl aufzubrechen und an ebendiesem Tag um 22 Uhr oder 22 Uhr 30 in Hofamt Priel zu sein. Überdies hätte der zweite PKW, der in der Nacht vom 2. auf den 3. Mai 1945 in Hofamt Priel gesehen worden ist, aber wegen der Dunkelheit und des Wetters von den Zeugen nicht genau beschrieben werden konnte, durchaus einem lokalen Persenbeuger Helfer der SS-Mörder gehören können. Röttgers Kommando hätte ihn sich aber auch von einer Wehrmachtseinheit ausborgen oder ein solches Fahrzeug irgendwo requirieren können, um den Mordauftrag und die anschließende Absetzbewegung noch schneller zu bewerkstelligen. Die Untergebenen des Untersturmführers hätten sowieso alle Zeit der Welt gehabt, um mit einem Fahrzeug, zum Beispiel eben ihrem eigenen LKW, von Martinsberg bei Gutenbrunn nach Persenbeug zu fahren und dort am Abend des 2. Mai anzukommen. In seinem Bericht an die Staatsanwaltschaft beim Volksgericht Wien überliefert Revierinspektor Hochstöger sogar eine Zeugenaussage, die in diese Richtung deutet:
Es liegt wohl eine Zeugenaussage vor, wonach am 2. 5. 1945 um ca. 19 Uhr ein LKW – den Tätern standen aber PKW zur Verfügung – aus der angeführten Richtung kommend, wegen des geschlossenen Bahnschrankens in Persenbeug halten musste und ein dem LKW entstiegener, brutal aussehender SS-Offizier eine Person frug, wo sich das Lager befindet. Eine Rückfahrt von SS-Angehörigen am 3. 5. 45 in den frühen Morgenstunden in der Richtung Ysper–Altenmarkt wurde überhaupt nicht wahrgenommen bezw. konnten hierfür keine Zeugen ermittelt werden
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    Der vorletzte Absatz des Berichtes von Revierinspektor Hochstöger, der vom Abteilungskommandanten der Erhebungsabteilung des Landesgendarmeriekommandos für Niederösterreich unterzeichnet worden ist, scheint sogar darauf hinzudeuten, dass es der ermittelnde Beamte dem in Martinsberg bei Gutenbrunn stationierten Verbindungskommando der Sipo und des SD zum Panzer AOK. 6 durchaus zutraut, am Massaker von Hofamt Priel beteiligt gewesen zu sein:
Von diesem SS-Kommando konnte nur von einer Person der derzeitige Aufenthaltsort festgestellt werden und wurde dessen Vernehmung, es handelt sich um den SS-Mann Michael Menning, durch den Gendarmerieposten Grein veranlasst. Das Ergebnis liegt noch nicht vor
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    Im umfangreichen Akt des Volksgerichtes Wien, der heute im Wiener Stadt- und Landesarchiv aufbewahrt wird, findet sich aber kein Protokoll einer Vernehmung eines Michael Menning, ebenso wenig wie das Protokoll eines Verhörs von SS-Untersturmführer Röttger oder ein weiterer Bericht der Erhebungsabteilung des Landesgendarmeriekommandos für Niederösterreich an die Staatsanwaltschaft beim Volksgericht Wien oder an irgendeine sonstige Stelle der österreichischen Justiz. Wenn man annimmt, dass all diese Schriftstücke nicht verloren gegangen sind, so kann man sich des Eindrucks nicht erwehren, dass bereits im Oktober 1945 2 dringend Tatverdächtige laufen gelassen worden sind.
    Im Jänner 1946 wird Revierinspektor Franz Winkler vom Gendarmerieposten Persenbeug nach Mautern versetzt. Damit kommen sämtliche Ermittlungen zur Ausforschung der Täter des Massakers von Hofamt Priel und eventueller Persenbeuger Helfershelfer, die bisher vom Bezirksgericht Ybbs zögerlich geführt worden sind, endgültig zum Erliegen.
    Am 28. Jänner 1948 marschiert der damals
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