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2213 - Der Traum von Gon-Orbhon

Titel: 2213 - Der Traum von Gon-Orbhon
Autoren: Unbekannt
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Scharlatan ist er. Nichts weiter als eine miese Type, die versucht, sich die Taschen zu füllen. Du wirst schon sehen. Wir sollten ihn einfach zum Teufel schicken."
    Die Worte riefen keine Reaktion hervor. Überrascht blickte sie die Freundin an. „Was ist los, Bre?", fragte Mondra Diamond. „Du bist so still. Irgendwie anders als sonst."
    „Wirklich?" Die blonde Frau schreckte aus ihren Gedanken auf. „Ich finde nicht."
    Mondra war enttäuscht. Sie kannte Bre schon eine ganze Weile. Die beiden Frauen vertrauten einander, konnten buchstäblich über alles miteinander reden. Geheimnisse gab es nicht. Umso mehr wunderte sie sich darüber, dass die Xenopsychologin einer offenen Antwort auswich.
    Mondra war in besonderer Weise empfindsam gegenüber Bre. Sie spürte, dass es plötzlich etwas Trennendes zwischen ihnen gab, ein unsichtbares Hindernis, das sich allmählich aufrichtete und sie voneinander trennte.
    Umso weiter und tiefer gehend, je länger es dauerte. Sie dachte nicht daran, so lange zu warten, bis es unüberwindlich geworden war.
    Irgendetwas war geschehen. Vielleicht hatte Bre eine Auseinandersetzung in der Solaren Residenz gehabt, die nun nicht mehr über Terrania schwebte, sondern zu Boden gesunken und in ihrem Futteral gelandet war.
    Möglicherweise aber war sie auch verstimmt, weil die Syntronik sie an diesem Morgen nicht geweckt, die Temperaturen in ihrem Appartement nicht geregelt, den Kaffee nicht gekocht, das Frühstück nicht angerichtet, das Wasser in der Dusche nicht erhitzt und die Farbtöne der Wände nicht der morgendlichen Stimmung angepasst hatte.
    Oder hatte es gar daran gelegen, dass dieser seltsame Prediger sie bei einem seiner öffentlichen Auftritte direkt angesprochen hatte, als ob er sie erkannt hätte?
    Um ihr Ziel möglichst schnell zu erreichen, hatten Bre Tsinga und Mondra Diamond die Rohrbahn genommen, die bis an den Stadtrand von Terrania führte.
    An diesem kühlen, regnerischen Septembertag achtete niemand in der Rohrbahn auf die beiden Frauen. Das lag sicherlich mit daran, dass Mondra, um Aufsehen zu vermeiden, darauf verzichtet hatte, den Klonelefanten Norman mitzunehmen. Dessen Trompeten hätte im Normalfall für Aufmerksamkeit gesorgt. Zudem hatten die Bewohner von Terrania derzeit genügend mit sich selbst zu tun. Nach dem Ausfall der Syntron-Technologie lag praktisch jedes Wohnhaus still, waren nahezu hundert Prozent aller Haushaltsgeräte ausgefallen. Komfortable Einrichtungen wie etwa die Steuerung und Kontrolle des Haushalts waren für die Menschen so selbstverständlich geworden wie den Menschen früherer Zeiten die Glasscheiben in den Fenstern ihrer Häuser. Jetzt funktionierten die Geräte nicht mehr, und jeder Bewohner der Stadt war davon betroffen. Es gab keine Ausnahmen. Sogar die Obdachlosen mussten mit einbezogen werden. Sie hatten sich ausnahmslos aus freien Stücken dafür entschieden, ohne Dach über dem Kopf in der Stadt zu leben. Sie gaben sich der Illusion hin, der absolute Verzicht auf alles, was sie als Zwänge der Zivilisation empfanden, bedeute Freiheit für sie. Tatsächlich trug jeder von ihnen einen syntronischen Chip, der ihn dazu berechtigte, einen gewissen Sozialbetrag an irgendeinem Bankautomaten abzuheben. Sie konnten ihn in kleinen Teilbeträgen abrufen oder in einer Summe.
    Bis vor wenigen Tagen. Nun konnten sie es nicht mehr. Zyniker behaupteten, endlich hätten sie tatsächlich die Freiheit gewonnen, die sie erstrebten.
    Die Rohrbahn erreichte ihr Ziel, und die beiden Frauen verließen im Strom der anderen Fahrgäste die Haltestelle.
    Die Luft vibrierte von der Musik, die mit Hilfe von mächtigen Lautsprechern abgestrahlt wurde. Positronisch geregelten Lautsprechern.
    Bre Tsinga sagte etwas, doch Mondra verstand sie nicht. Es war zu laut. Sie sah nur die Lippenbewegungen der Psychologin. Sie stopfte sich Schaumstoffstöpsel in die Ohren, um sich vor dem Lärm zu schützen.
    Sie glitten eine Schräge hinauf und erreichten mit wenigen Schritten einen weiten Platz, der sich über etwa dreihundert Meter hinweg in vier Stufen sanft anhob. So konnten sie über die Köpfe der versammelten Menge hinweg jenen Mann sehen, der die Menschen der Stadt zurzeit in seinen Bann schlug. Sie hatten die Fahrt mit der Rohrbahn auf sich genommen, um sich noch einmal ein Urteil über ihn bilden zu können.
    Sie wollten wissen, weshalb er einen so großen Einfluss auf die Massen hatte.
    Carlosch Imberlock.
    Er war der Erfolgreichste unter jenen, die
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