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2213 - Der Traum von Gon-Orbhon

Titel: 2213 - Der Traum von Gon-Orbhon
Autoren: Unbekannt
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Weltuntergangsstimmung verbreiteten und vor allem jene Menschen in Scharen anzogen, die zu schwach oder verunsichert waren, um die neue Situation ohne Hilfe bewältigen zu können. In ihrer Angst und Panik suchten sie ihr Heil ausgerechnet bei jenen, die ihnen ganz sicher nicht aus der Not helfen konnten.
    Imberlock stand weit von Mondra und Bre entfernt auf dem höchsten Punkt des Platzes. Er hatte sich zudem auf ein Podest gestellt. Zwei Lautsprecherwände flankierten ihn. Aus weiteren Wänden an den Rändern des Platzes schallte die Musik auf die Menge herab.
    Mondra kalibrierte die Sichtfelder vor ihren Augen; es handelte sich nicht um Sehhilfen im klassischen Sinne, sondern um Felder regulierter Luft, die sie befähigten, den Mann wie durch ein leistungsstarkes Fernglas zu sehen. Er war durchschnittlich groß. Sie schätzte, dass er knapp unter zwei Metern maß.
    Hinter ihm erhob sich eine riesige Leinwand mit dem Symbol des Gottes Gon-Orbhon - ein Schwert vor einem flach liegenden Oval.
    Mondra Diamond beobachtete den Mann. Ein dunkler Vollbart umrahmte sein Kinn. In sanften Wellen fielen die dunkelbraunen Haare bis auf die Schultern herab. Eine schmale Nase krümmte sich über dem Mund. Die Augen hatten eine intensiv dunkelblaue Farbe. Ihr war, als seien seine Blicke direkt auf sie gerichtet. Das seltsame Gefühl beschlich sie, die Massen hätten sich nicht versammelt, um den Verkünder des Gottes Gon-Orbhon zu hören, sondern bildeten nur eine Kulisse für ein stummes Zwiegespräch zwischen ihm und ihr.
    Du kannst mich mal!, schoss es ihr durch den Kopf. Die anderen magst du ja verrückt machen. Aber mich kriegst du nicht. Niemals.
    Obwohl der Mann in seiner dunkelblauen Kombination und mit den wadenhohen schwarzen Stiefeln eher schlicht wirkte, spürte Mondra Diamond doch auf einer anderen Wahrnehmungsebene die Faszination, die von ihm ausging. Sie wehrte sich vehement dagegen. Sie war nicht bereit, diesem Mann etwas Besonderes zuzubilligen.
    Als der Lärm der Musik endlich endete und der Mann zu sprechen begann, hörte sie kaum zu, obwohl seine Worte ihr möglicherweise eine Antwort auf jene Frage hätten geben können, die sie am meisten beschäftigte. „Ich bin das Medium meines Gottes Gon-Orbhon!", dröhnte es aus den Lautsprechern.
    Eine geradezu unerhörte Aussage! Und eine Provokation sondergleichen.
    Er leugnete schlicht den Mehrheitsglauben der Terraner, dass es nur einen Gott gab. Neben dem Einen Gott, ob man ihn nun Allah, Jehova oder anders bezeichnete, präsentierte er einen weiteren Gott namens Gon-Orbhon und tat dabei so, als habe der eine Gott ausgedient, um durch einen anderen ersetzt zu werden. Damit griff er wesentliche Gründlagen der terranischen Zivilisation an.
    Mondra Diamond sah sich um. Die meisten Menschen richteten ihre ganze Aufmerksamkeit auf das Medium dieses Gottes, sie hingen mit ihren Blicken buchstäblich an seinen Lippen. Sie schienen wie gebannt, als sei ihr eigenes Urteilsvermögen ausgeschaltet. Einige wenige wandten sich kopfschüttelnd ab und gingen davon.
    Gut so!
    Sie wandte sich der Freundin zu. Gehörte sie auch zu jenen, die auf das Wort dieses Mediums hereinfielen?
    Ganz sicher nicht. Bre bemerkte ihre Blicke. Sie begegnete ihnen mit jenem kleinen Lächeln, das Mondra an ihr kannte und mochte. Bre mochte verstimmt sein, aber das hatte nichts mit Carlosch Imberlock zu tun. Er war allenfalls ein Studienobjekt für sie.
    Mondra rief sich einiges von dem ins Gedächtnis, was sie von Imberlock wusste. Selbstverständlich hatte sie sich genauer über ihn informiert, bevor sie aufgebrochen war, um erneut eine seiner Predigten zu hören. Mittlerweile gab es Informationen des Terranischen Liga-Dienstes.
    Er war geboren worden, während der Diener der Materie Ramihyn auf Terra seine Schneisen des Todes zog.
    Noch nicht einmal dreizehn Jahre alt, schloss er sich nach der Eroberung des Solsystems durch die von SEELENQUELL beeinflussten Arkoniden der von Roi Danton gegründeten Gruppe Sanfter Rebell an.
    Die prägende Zeit hatte der Prediger vermutlich im MultiKonfessZentrum Neu-Londons verbracht, einer Begegnungsstätte vor allem für die Religionen terranischen Ursprungs. Aber auch die spirituellen Bedürfnisse vieler anderer galaktischer Völker stießen hier auf Verständnis und Gegenliebe. Der siebeneckige Platz vor dem Gebäude wurde von Plastiken - in Form von Symbolen aller vertretenen Religionen - beherrscht, die in Form der liegenden Acht angeordnet waren, des
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