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2200 - Der Sternenbastard

Titel: 2200 - Der Sternenbastard
Autoren: Unbekannt
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bei Nacht das Binnenmeer Richtung Paragetha.
    148
     
    *
     
    Mein altes Zimmer war längst neu besetzt. Meine Zugangsberechtigung allerdings galt lebenslänglich.
    Verstohlen passierte ich die Treppenschächte, gelangte zu den Studierkabinen, die so früh in der Saison kaum Nutzer fanden.
    Den Inhalt zu entziffern erwies sich als unerwartet schwer. Ascari hatte mit einem Diebstahl nicht gerechnet, dennoch hatte sie ein Kodewort gesetzt. Ich schickte eine Aufzeichnung ihrer Stimme durch den Rechner. Die Frequenzkurve diente als Basis für den Syntron, der Millionen Kombinationen generierte.
    Es dauerte fünf Minuten, für einen syntronisch gesteuerten Kodeknacker erstaunlich lange. Vor mir lag geschriebener Klartext.
    Ich stand auf, trat vor die Kabinentür und stellte mit einem Rundgang sicher, dass niemand die Kabine nebenan benutzte. Dass kein Ausbilder in der Gegend war und keine Überwachung lief.
    Der Kristall enthielt eine Art Personalakte. Meine Akte. Eine wortgleiche Kopie lag gemäß Aktenkopf dem Imperator vor. Ich wischte mir die Augen trocken und las mit einer seltsamen Vorahnung dumpf und wie vernagelt die Zeilen.
    Kantiran Körpergröße aktuell: 1,89 Meter Körpergewicht aktuell: 84 Kilogramm Intelligenzstufe gemäß Epetran-Skala 82,04 Lerc Aktivierung des Extrasinns misslungen; Folgen noch 149 unbekannt Mutter: Ascari da Vivo, Arkonidin Vater: Perry Rhodan, Terraner (Vaterschaft ist ihm unbekannt) Zeugung in der Calditischen Sphäre der Galaxis Tradom, 1312 NGZ Fötus dem Mutterleib entnommen und in vitro zur Geburtsreife gezüchtet Geboren 33. Prago der Coroma 21.430 da Ark (entsprechend 22. Januar 1313 NGZ); kristallimperiale Araith-Klinik des Thek-Laktran Pflegefamilie auf Planet Creiff ab
     
    6.
     
    Woche; galaktonautische Position Creiff (... ); Distanz zu Arkon: 23.964 LJ, zu Hayok: 3207 LJ, zu Terra: 12.202 LJ „Alles Lüge ...", murmelte ich wehrlos zu mir selbst. „Nur ein böser Traum, Kantiran."
    Doch mein Verstand ließ sich nicht betrügen, so hartnäckig ich versuchte, genau das zu tun. Das Memo erklärte alles. Von meiner Kindheit bis zu Ascaris erstem Besuch, von meiner Erziehung bis zur ARK SUMMIA.
    Ich erhob mich steif wie eine von Theremes Kleiderpuppen. In einer sinnlosen Reaktion trat ich den Stuhl um, brüllte gegen die Wand, schmetterte die Eingabetafel des Syntrons zu Boden.
    Meine Eltern waren mitnichten tot. Die Prospektoren und ihr angeblicher Unfall nur pure Fiktion.
    Meine Mutter hieß Ascari da Vivo. Sie hatte nicht Bodenschätze geschürft, sondern war Mascantin des Kristallimperiums. Mein Vater war der Terranische Resident Perry Rhodan, der größte Feind des arkoni-150 dischen Imperiums. Falls alles der Wahrheit entsprach, was in der gestohlenen Akte stand ...
    Die Realität übertraf bei weitem jede Verrücktheit, die ich mir hätte ausdenken können. Mein wirklicher Name lautete demnach Kantiran da Vivo-Rhodan.
    Genau das sagte die Akte.
    Ich wurde von Ascari und Bostich als Marionette herangezüchtet. Kein Wunder, dass ein Bastard an die Paragetha gelangte; kein Wunder, dass mir ohne Logiksektor eine Laufbahn offen stand.
    Rhodan Sohn - als Waffe in Arkons Hand, im Krisensektor Hayok. Wenn Arkon gegen Terra stand, kämpfte Perry Rhodan gegen den eigenen Sohn.
    Man würde mich zum Flottenführer machen und im Augenblick der Entscheidung Rhodan die Wahrheit offenbaren.
    Nach meinem Willen fragte keiner.
    Ein Bastard von Creiff durchkreuzte nicht die Pläne des Imperators. Mein Leben für Arkon, tausendmal gesagt, ernst gemeint, im festen Glauben an das Imperium. Nun schien es, als würde ich beim Wort genommen.
    Ich packte meine Sachen und den Kristall. Die Studierkabine blieb aufgeräumt und ohne Spuren zurück.
    Am Ende des Korridors befand sich eine Hygienezelle. Ich lehnte vor dem Wasserspender, die Knie wacklig, den Spiegel vor Augen, fuhr mit den Fingerspitzen über das eigene Gesicht, suchte nach Ähnlichkeit.
    Ascari war weißblond, Perry Rhodan dunkelblond.
    151 Die Färbung meiner Haare war ein dominantes Merkmal von Rhodans Seite; terranische Kinder hatten alle möglichen Haarfarben.
    Rhodans Mund, dachte ich mit Gänsehaut. Ascaris Augen. Nicht so kalt, aber dieselbe mandelförmige Kontur.
    Es war nicht mehr das Gesicht eines Jungen. Sondern das Gesicht eines Mannes, eher wie gereifte, ausgelaugte fünfundzwanzig statt der achtzehn Normjahre, wie es der Wahrheit entsprach.
    Ich schlich zurück an die Oberfläche, zu meinem Gleiter, und verließ die
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