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2183 - Mit den Augen der Cishaba

Titel: 2183 - Mit den Augen der Cishaba
Autoren: Unbekannt
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Geräusch von fernen Explosionen hallte durch die Räume und Gänge. Spontan hielt June eine Frau auf, die gegen sie stolperte. „Was ist geschehen?", wollte sie wissen und schüttelte die Frau, die sie kaum beachtete. Aber das klärte ihre Sinne nicht. Ihre Augen waren vor Schreck geweitet, in ihrem verzerrten Gesicht zuckte es. Es war von Verwirrung und Entsetzen gezeichnet. „Die Städte brennen ...", flüsterte sie zitternd. „Amokläufer überall... Dromp Vstürzt ins Chaos ..."
    Die Frau riss sich von June los und stolperte davon. Als June in eine der Trivid-Hallen kam, sah sie die Bilder selbst. Sie zeigten in rascher Schnittfolge apokalyptische Szenen, die von automatischen Kameras aufgenommen und von einem preiswerten syntronischen Programm willkürlich zusammengefügt wurden. Fabrikanlagen gingen in Flammen auf, Gleiter stürzten ab, Häuser stürzten zusammen. In wilder Panik rannten Menschen durch die Häuserschluchten der Städte. Amokläufer attackierten mit allen möglichen Gegenständen und sogar mit bloßen Händen andere Menschen.
    Andere schossen mit Desintegratoren und Thermostrahlern aufeinander. Dabei riefen sie irgendwelche Worte, die im allgemeinen Chaos untergingen.
    June stand wie vom Blitz getroffen da und betrachtete die makabre Holo-Szenerie fassungslos. „Das sieht alles aus wie eine primitive Katastrophen-5 Show", murmelte sie und schüttelte den Kopf. „Unglaublich ..." Aber sie wusste, dass es stimmte, hatte die Szenen in den Veranstaltungsräumen selbst gesehen. Auf einmal schaltete sich ein Sprecher in das Programm des Trivid-Senders ein. „... überall auf Dromp Vscheint der Wahnsinn ausgebrochen zu sein", sagte er mit gehetzt wirkender Stimme. „Kein Landstrich, keine Stadt ist davon verschont. Ob Malisse, Cepuramor oder Laudonne, überall grassiert der blanke Terror. Am schlimmsten ist Houskana betroffen. Leute aus allen Schichten der Gesellschaft sind in der Hauptstadt von diesem Virus der Gewalt infiziert. Ohne Warnung und ohne Vorzeichen werden sie plötzlich zu reißenden Bestien, die in ihrem blinden Zerstörungswahn alles Leben angreifen. Und alle Betroffenen scheinen ein gemeinsames Motto zu haben. Mit dem Ruf >Alles, was ist, muss enden!< stürzen sie sich und andere ins Verderben ..." June zuckte zusammen. Alles, was ist, muss enden! Mit diesem Ruf hatte auch Bourgo sie attackiert.
    Was hatte das zu bedeuten? Griff eine destruktive Geistesmacht nach Dromp V, die die Bewohner mit einer Welle des Hasses in diesen Wahnsinn trieb? Gab es einen Angriff aus der Ferne des Reiches Tradom? Attackierten Antis in einem kollektiven Geistesblock Dromp V? Vielleicht hatten sie ihren Báalol-Kult insgeheim reaktiviert! Oder war alles ganz anders? Steckten dahinter gar die „Roten Kalfaktoren", die mit einem Virus oder einem Nervengift die Atmosphäre vergiftet hatten? Oder eine Großmacht aus der Milchstraße, etwa das Kristallimperium mit seinem ungeheuren Machtstreben?
    Das gigantische Objekt, das sie geortet hatte, fiel June ein. Hatte es etwas mit dieser verhängnisvollen Entwicklung zu tun? Auch möglich, aber...
    WARUM?
    Alles, was ist, muss enden! War das die Antwort? Ein Angriff auf alles Leben? „Alle mal herhören, ihr mieses Pack!", ertönte in diesem Augenblick die Stimme von Lordkanzler Zanon zur Hedden. Sie drang aus allen Lautsprechern. June konnte den Mann sogar sehen. Er stand auf' der obersten Ringgalerie des Bankettsaales und trat gerade ins Freie. Ein Antigravstrahl erfasste ihn und ließ ihn langsam in die Tiefe gleiten. Die Gäste kamen etwas zur Ruhe, die chaotischen Zustände beruhigten sich.
    Alle starrten auf den Lordkanzler, der über seiner Lederkombination ein seltsames Wams trug, aus dem verschiedene Kontakte ragten. In der Linken, die blutbesudelt war, hielt er ein handliches Gerät, das wie ein Impulsgeber aussah. „Ihr alle seid ein unnützes Pack!", verkündete er. „Und für euch habe ich eine Bombe versteckt!" Als er mit June auf gleicher Höhe war, merkte sie, wie der Irrsinn in seinen Augen flackerte. Aber Zanon zur Hedden sah weder sie noch sonst einen seiner Gäste. Er starrte blicklos ins Leere, als versuche er die fernsten Winkel des Universums zu ergründen. „Ihr seid unwert zu leben. Es gibt überhaupt kein lebenswertes Sein. Wie Zattokura predigt: Alles, was ist, muss enden! Und so soll es geschehen."
    Ein Raunen ging durch die Menge. „Was ist mit dem Lordkanzler?", fragte jemand. „Ist ihm dasselbe passiert wie den
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