Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen

2172 - Projekt Finsternis

Titel: 2172 - Projekt Finsternis
Autoren: Unbekannt
Vom Netzwerk:
diffusen Atmosphäre hereinfiel. Es war sehr still, niemand sonst begegnete uns. Wir befanden uns in etwa viereinhalb Kilometern Höhe und hatten eine grandiose Aussicht auf die Stadt der Wunder.
    Der Luftverkehr war teilweise unüberschaubar, dennoch entstand nicht der Eindruck von Hektik oder Überfüllung. Offensichtlich waren alle industriellen und infrastrukturellen Anlagen unterirdisch angebracht, sogar die schnellen Transportwege, so dass genug Raum für Grünanlagen blieb. Jedes einzelne Gebäude war liebevoll bis ins Detail strukturiert, verziert mit immer neuen faszinierenden Mustern. Auf den Simsen kauerten fantastische Statuen aus marmorähnlichem Material, die vielen hohen Fenster vermittelten den Eindruck von Leichtigkeit, Helligkeit. Unzählige Erkerchen, Türmchen, ausladende Balkone rundeten das märchenhafte Bild ab. Und alles war in diesen feinen, goldglitzernden Staub gehüllt.
    Als Kind hatte ich mal eine Glaskugel als Briefbeschwerer. Darin befand sich eine winzige, detailgetreue Stadt mit einem kleinen Wald. Wenn ich die Kugel schüttelte, schneite es sacht glitzernde kleine Flocken. Es war so still und friedlich in dieser Kugel, und ich wartete jedes Mal darauf, dass sich eine der Türen öffnen und ein winzig kleines Mädchen herauskommen würde, um im Schnee zu spielen. Ich hätte einen Schneemann mit ihm gebaut. Daran fühlte ich mich jetzt erinnert, als ich auf Caldera hinabblickte. Für einen Moment empfand ich wieder genauso wie damals, als Kind, diese Verzauberung und Faszination.
    Der erwachsene Mann in mir aber wies darauf hin, dass die Stadt in der Kugel nur dann unvergänglich war, solange ich gut darauf achtete, dass sie nicht herunterfiel und zerbrach.
    Dieser Goldene Planet hier, mit all seinen Wundern, wurde bald zerbrochen und zerschmettert - und mit ihm Milliarden Lebewesen. Und ich konnte nichts daran ändern. Mit einem bitteren Geschmack im Mund schüttelte ich die Erinnerungen ab und wandte mich der Realität zu. Ich durfte es nicht zu nahe an mich heranlassen, niemals. Das war eines der ersten Dinge, die sie mir damals bei der Offiziersausbildung beigebracht hatten.
    Immer die Distanz wahren. Lassen Sie nichts an sich heran, handeln Sie rein sachlich und aus logischen Aspekten, niemals emotional. Sonst können Sie es nicht schaffen, Sie werden es nicht durchstehen und daran zerbrechen. Das darf Ihnen nicht passieren, denn Sie werden zur Führungspersönlichkeit ausgebildet, Sie haben das Kommando und müssen im Zweifelsfall über Leben und Tod entscheiden. Sollten Sie jetzt unsicher sein, ob Sie das schaffen können, steigen Sie besser sofort aus. Das ist kein Job wie jeder andere, von neun bis fünf, Sie sperren abends nicht die Aktenschränke zu und wechseln zu Ihrem privaten Leben. So einfach werden Sie es nie mehr haben.
    Am Ende des goldenen Gangs öffnete sich ein Saal mit einem durchsichtigen Kuppelausleger, der, den bequemen Möbeln nach zu urteilen, als Ruhezone gedacht war. Ansonsten gab es nicht viel, nur einige goldene Säulen, die eine optische Trennung verschieden großer Konferenzbereiche ermöglichten. Der Guyar brachte uns zu der Ruhezone und ließ uns allein. Ich sah mich ein wenig um und ließ die Umgebung auf mich einwirken, um mich auf das Kommende vorzubereiten. Ascari ging vor der Kuppelwandung auf und ab. Sie wirkte auf mich so fern wie nie zuvor. „Ihr wolltet mich sprechen", erklang plötzlich eine ruhige, sehr tiefe Bassstimme hinter uns. Ich zuckte leicht zusammen, denn ich hatte die Annäherung einer weiteren Person nicht im Mindesten bemerkt. Es war kein Geräusch zu hören gewesen. Vor uns stand ein 1,85 Meter großer Leuchter, mit einer breiten Mundpartie und außergewöhnlich kalt strahlenden blauen Augen. Er hielt einen aufwändig verzierten Stab aus Kunststoff in der Hand, der wohl als Gehstock dienen sollte, aber sein Rückgrat war noch nicht verkrümmt. Er hielt sich mühelos aufrecht, in stolzer Haltung, möchte ich sagen. Seine golddurchwirkten Angugoles hatten einen ungewöhnlichen rotgoldenen Schimmer, als ob von innen etwas durch die Bänder leuchtete. Die ausladende Stirn wurde von einem silbernen Band geschmückt. „Ich bin Anguela, Verkünder der Heiligen Mutter und Bote des VAIA-Thoregons. Womit kann ich euch dienen?" Ich konnte verstehen, weshalb er vergöttert wurde. Diese Lichtgestalt besaß eine ungeheure, fast erdrückende Präsenz, die ihren Eindruck auf mich nicht verfehlte. Kein Wunder, dass sein Name
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher