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2172 - Projekt Finsternis

Titel: 2172 - Projekt Finsternis
Autoren: Unbekannt
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das Reich Tradom. Die Inquisition der Vernunft muss bereits existieren."
    „Diesen Begriff habe ich tatsächlich schon gehört", sagte Anguela plötzlich. „Ich erinnere mich jetzt. Aber wo und in welchem Zusammenhang?" Er berührte eine Stelle an seinem Stock und sprach scheinbar ins Leere: „Eifage, stelle bitte umgehend fest, was die Inquisition der Vernunft ist. Übermittle es mir. Danke."
    Der Verkünder wandte sich wieder uns zu. Das Leuchten drang stärker unter seinen Angugoles hervor, flackerte kurz heller. „Nun gut, wir werden feststellen, in welchem Zusammenhang dieser Begriff steht. Eure Informationen sind tatsächlich nicht einfach aus der Luft gegriffen. Aber ich sehe ein großes Problem bei der ganzen Angelegenheit: Das ist die Zeit. Was macht euch so sicher, dass nichts den angeblichen Untergang der Thatrixdruum verhindern kann? Wieso sprecht ihr von den Beharrungskräften der Zeit, ist das eine unumstößliche mathematische Formel? Wohl kaum."
    Er stützte sich schwer auf seinen Stock, hielt kurz inne, bevor er weitersprach. „Über Zeitreisen zu diskutieren kann ein ganzes Universum füllen, genau aus diesem Grund habe ich ja auch die Experimente verboten. Aber wer definiert denn, was die Zukunft ist, Gegenwart oder Vergangenheit? Wieso ist das festgeschrieben? Für mich ist das keineswegs so zwingend. Meiner Ansicht nach kommt ihr aus einer potenziellen Zukunft. Sie wird zur Wahrheit, je nachdem, wie ich meine Entscheidungen anhand eurer Argumente treffe. Ich glaube weder an das Schicksal noch an Zeitschleifen."
    „Und wenn ich dir Beispiele nenne?", fragte ich: „Bitte, tu dir keinen Zwang an. Ich bezweifle, dass es meine Meinung ändert. Aber ich werde dir zuhören."Also erzählte ich erneut ein paar Beispiele aus meiner Vergangenheit, untermalte sie mit Bildern und allerlei Aufnahmen. Das war Anguela begreiflicherweise zu abstrakt: Alles spielte sich in der Milchstraße ab, fern von ihm und in der Zukunft. Vielleicht herrschten dort andere Gesetze? Der Verkünder hielt es für möglich. Er war höflich genug, unsere Darstellungen nicht ganz pauschal anzuzweifeln. Angesichts unserer dürftigen Beweislage hätte ich das nicht einmal für unfreundlich gehalten.
    Schließlich benutzte Ascari ein vergleichsweise bekanntes Beispiel. „Ich reise in die Vergangenheit, um einen gefährlichen Massenmörder zu töten. Aber meine Taten sorgen letztlich dafür, dass dieser Mörder erst aktiv wird. Ich habe also dafür gesorgt, dass dieser Mörder erst entsteht - und damit habe ich eine Zeitschleife ausgelöst. Die Beharrungskräfte der Zeit sorgen offensichtlich- dafür, dass ich als Zeitreisender erst dafür sorge, dass meine Gegenwart entsteht." Anguela verzog die breiten Lippen zu einem fast menschlich wirkenden Lächeln. „Eine zwingende Logik bei linearkausaler Denkweise. Aber wer sagt, dass diese Denkweise die richtige ist? Die Zeit ist sehr viel komplexer, als wir alle sie erfassen können. Verzeiht, wenn ich das sage, aber ihr befindet euch noch nicht auf dem Höchststand der Evolution. Es gibt sehr viele Dinge, die für euch nicht verständlich, nicht einmal erfassbar sind. Wie auch für uns übrigens. Ihr habt eine Erkenntnis, gut. Eure Erlebnisse habt ihr entsprechend dieser Erkenntnis analysiert und seid natürlich immer wieder zu demselben scharfsinnigen Schluss gekommen."
    Der Verkünder hielt einen Moment inne. Erneut spielte er an seinem Stock herum. „Versteht ihr, was ich meine?", fuhr er dann fort. „Unsere Forschungen haben uns zu der Überzeugung gebracht, dass wir in einem aus ungezählten Paralleluniversen bestehenden Multiversum leben, in dem alles gleichberechtigt nebeneinander verwirklicht wird. Damit bleiben viele Möglichkeiten offen, je nachdem, welche Entscheidung getroffen wird, welche Zeit man subjektiv als die richtige ansieht. In einhunderttausend Paralleluniversen vergeht Thatrix vielleicht. Möglicherweise überlebt das Reich sogar nur in einem einzigen. Aber dies ist genau dasjenige, in dem ich lebe, in dem ich die Entscheidung treffe und es dadurch einen Fortbestand geben wird."
    Ich rieb niedergeschlagen meine Stirn. Unsere Positionen waren galaxienweit voneinander entfernt. Und das Schlimme war: Ich konnte nicht einmal dagegen argumentieren. Er konnte genauso Recht haben wie ich. Von seinem Standpunkt aus. „Sobald ich etwas Greifbares habe, kann ich etwas unternehmen", sagte Anguela abschließend. „Ich werde den Untergang verhindern. Und ich glaube
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