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2166 - Durch den Zeitbrunnen

Titel: 2166 - Durch den Zeitbrunnen
Autoren: Unbekannt
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Gesicht verfluchen und dich nach der Haut sehnen, aber es gibt fürs Erste kein Zurück mehr. Du hebst den Blick. Da ist der Sarkophag wieder, hoch über euch. Kein Zweifel: Das Ding hat euch entdeckt. Monkey wird ebenfalls aufmerksam. Im selben Sekundenbruchteil verschwindet das Gebilde erneut. Diesmal hast du den Vorgang beobachtet. Der Kasten ist teleportiert, kein Zweifel.
    Fünfzig Meter entfernt ... zwischen den kahlen Bäumen. Er steht da, als ragte er schon immer an dieser Stelle auf. Du hast das Gefühl, dass jemand auf euch wartet.. „Er ist friedlich", sagst du betont. „Lassen Sie mich mit ihm reden!" Ohne Monkeys Antwort abzuwarten, gehst du. Er wird dich nicht mit Gewalt zurückhalten, damit hätte er nichts gewonnen. Aber er wird eingreifen, sobald sich eine Gefahr abzeichnet. Ein angreifender Oxtorner ist so gefährlich wie ein Haluter während der Drangwäsche. Tödlich für alles, was ihm in den Weg kommt. Das sollte dich eigentlich beruhigen, doch das Gegenteil ist der Fall. Manchmal fürchtest du den Oxtorner.
    Du spürst seine Blicke im Nacken. Künstliche, sezierende Blicke. Lass dich nicht aufhalten! Monkey würde es dir letztlich als Schwäche auslegen.
    Alaska Saedelaere verließ den ohnehin trügerischen Schutz der letzten Bäume und trat auf die Lichtung hinaus. Asche wirbelte unter seinen Füßen auf. Zielstrebig ging er auf den Sarkophag zu. Noch dreißig Meter ... Sein suchender Blick schweifte über den Himmel. Die Wolkenfronten hatten sich weitgehend aufgelöst, die Sonne stand als trüber Glutball im frühen Vormittag. Von dem riesigen Raumschiff war nichts mehr zu sehen. Deutlich zeichnete sich der Hohlraum in dem Kasten ab. Dennoch waren nur vage Konturen zu erkennen. Sie erschienen durchaus menschlich.
    Fünf Schritte vor dem Sarkophag blieb der Maskenträger stehen. „Ich weiß nicht, wer du bist", sagte er. Spontan bediente er sich der Sprache der Mächtigen; in Zusammenhang mit einem Zeitbrunnen gab es eine hohe Wahrscheinlichkeit, dass sie verstanden wurde. „Wir kommen in Frieden."
    Das Diffusorfeld erlosch. Oder blieb doch ein verzerrender Einfluss bestehen? Saedelaere legte den Kopf schräg, aber nichts veränderte sich.
    Er sah eine zarte, beinahe zerbrechlich wirkende Gestalt. Sie war humanoid, nur eineinhalb Meter groß und in den Schultern nicht breiter als vierzig Zentimeter. Aber sie wirkte schief, unproportional und verzerrt. Dabei hätte Saedelaere nicht einmal mit Bestimmtheit zu sagen vermocht, was so falsch war und ihn verunsicherte.
    Je länger er dieses Wesen musterte, desto mehr wurde er verwirrt. Er gab sich einen Ruck und konzentrierte sich auf den Kopf des Fremden. Das Gesicht wirkte wächsern bleich. Alaska zog Parallelen zu seiner Maske. Sie musste dem anderen ähnlich blass, unbeweglich und womöglich gar abstoßend erscheinen. Eine ausgeprägte knorpelartige Masse bestimmte die Physiognomie des kleinen Wesens. Zwei dicke, mehrere Finger breite Knorpelwülste zogen sich von der Stirn bis zum Kinn hinab. In diesen Knorpeln, ungefähr da, wo auch bei einem Menschen die Augen lagen, befanden sich zwei vergleichsweise riesige schwarze Augen.
    Ihr Blick faszinierte Saedelaere. Samburi Yura!, schrien seine Gedanken. Nimm das Fragment zurück! Sein Gegenüber betrachtete ihn ungerührt.
    Endlich kam Bewegung in den verzerrt wirkenden Leib. Irgendwie ruckartig beugte er sich nach vorne, kletterte aber nicht aus dem Sarkophag heraus, wie Alaska erwartete. Diese riesengroßen, schwarzen, bodenlosen Augen ... Saedelaere konnte sich nicht von ihnen losreißen. Sie ähnelten den Augen der geheimnisvollen Herrin der LEUCHTKRAFT...
    Der Kleine sagte etwas, das Alaska nicht verstand. Das war eine unbekannte Sprache. Er glaubte nicht, eine solche Folge von Vokalen und Konsonanten jemals gehört zu haben. „Kennst du Samburi Yura?", fragte er, erneut in der Sprache der Mächtigen. „Er soll uns sagen, wo wir uns befinden!", dröhnte hinter ihm das Organ des Oxtorners. „Ist das ein Thoregon?" Der Kleine schien sich unter seltsamen Verrenkungen Monkey zuzuwenden. In der Mitte seines Gesichts gab es zwei nasenartige Öffnungen ohne sonderliche Auswüchse. Darunter verband ein horizontaler Knorpelwulst die beiden senkrechten Stränge. Dieser Wulst klappte nun auf und entpuppte sich als breiter Mund mit gefährlich wirkenden Zahnreihen. Ein Biss der teils nadelspitzen Reißzähne mochte verheerende Folgen zeigen. „Thoregon?", wiederholte Monkey ungeduldig.
    Der Kleine
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