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2166 - Durch den Zeitbrunnen

Titel: 2166 - Durch den Zeitbrunnen
Autoren: Unbekannt
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Gestrüpp, bis seine Muskelkontraktionen abebbten. „Saedelaere", sagte er nach hinten, ohne sich umzuwenden. „Das Vieh hat Sie als willkommene Beute gesehen."
    Monkey nahm kaum wahr, dass eine Antwort ausblieb. Kraftvoll bahnte er sich einen Weg. Inzwischen hatte er sich gut einen Kilometer weit vom erloschenen Zeitbrunnen entfernt. Voraus zeigten ihm die Kunstaugen eine kahle Hügelkuppe. Nur wenige verkohlte Baumstümpfe ragten dort auf. Ein kleiner, pechschwarzer Vogel flatterte vor ihm. Instinktiv holte Monkey zum Schlag aus, doch dann ließ er die Hand wieder sinken. Der Vogel war der Lamuuni, der sich ausgerechnet ihn als seinen Herrn ausgewählt hatte. Sie würden Freunde sein, hatte ihm der Vogel mit den strahlend roten Augen zu verstehen gegeben. Freunde ... Monkey knurrte kurz. Niemand würde je sein Freund sein.
    Der Lamuuni war gleich nach dem Auftauchen aus dem Zeitbrunnen verschwunden. Es hatte Monkey nicht interessiert. Dass das gefiederte Knäuel nun wieder auf seiner rechten Schulter landete, war ihm aber nicht recht. Etwas Fremdes drängte sich in seine Gedanken ... „Verschwinde!", knurrte Monkey. Er spürte den Lamuuni deutlicher. Ein Bild entstand vor seinem inneren Auge, ein dunkel gähnendes Nichts, aus der Raum-Zeit herausgestanzt: der Zeitbrunnen. Als der Brunnen erlosch, führten zwei Spuren durch den Wald. Eine von beiden endete schon nach wenigen Metern. Da lag Saedelaere, zusammengerollt wie ein Embryo und die Hände vors Gesicht geschlagen. Zwischen seinen Fingern drang ein unheilvolles rötliches Flackern hervor.
    Monkey blieb stehen und wandte sich um. Tatsächlich. Der Maskenträger war nicht mehr hinter ihm. „Das ist Saedelaeres Problem", sagte. der Oxtorner unwillig. „Ich bin nicht sein Kindermädchen."
    Du schwitzt und zitterst am ganzen Leib. Und du glaubst, Stimmen zu hören, die nicht mehr existieren. Alaska, hilf mir! Mach, dass er mir nicht länger wehtut! Du verkrampfst dich, beißt die Zähne zusammen, bis die Kiefer knacken. Du möchtest schreien, aber du kannst es nicht, frisst stattdessen alles in dich hinein, was dich bedrückt. Das war schon immer so, du bist es nicht anders gewohnt. Hilf mir, Alaska!
    Nein, du lebst nicht mehr. Du rollst dich zusammen, ziehst die Knie an den Leib, so weit es eben geht. Ich habe dich begraben, denkst du. Was soll ich sonst noch tun? Du weißt, dass du die Haut vermissen wirst. Du hast sie gehasst, dich mit ihr arrangiert, sie gebraucht - aber sie war das kleinere Übel. Die Haut hat dich wenigstens respektiert. Mit ihr warst du nicht das Monstrum, zu dem dich das Cappin-Fragment macht.
    Hör auf, dich zu quälen, Alaska! Du kannst nichts mehr ändern, es gibt kein Zurück an Bord des Raumschiffs LEUCHTKRAFT. Und die Frau Samburi Yura wirst du vielleicht nie wiedersehen. Du musst dich mit allem abfinden, was geschehen ist. Sobald du dich selbst bemitleidest, wirst du endgültig zusammenbrechen. Das Universum liegt vor dir, Alaska Saedelaere. Steh auf! Nimm dein Schicksal an und mach das Beste daraus!
    Du wälzt dich auf die Knie, stemmst dich hoch. Tief atmest du die fremde und würzige Luft ein. Warum hast du mir das angetan, Samburi Yura?
    Warum hast du das Fragment nicht zurückgenommen? Du wirst keine Antwort erhalten. Dabei willst du nichts anderes sein als ein Mensch wie Milliarden andere auch. Aber gerade das darfst du nicht. Du hast die Maske abgenommen und legst sie neben dir ins Gras. Du schaust auf deine Handflächen, beobachtest, wie sie sich langsam deinem Gesicht nähern, als entwickelten sie ein seltsames Eigenleben.
    Du wirst tun, was Samburi Yura versäumt hat. Gleich wirst du die Finger in das Fragment vergraben und es aus deinem Gesicht herausreißen, egal, was dann mit dir geschieht. Du kannst nicht anders. Aber sogar dafür bist du zu schwach. Neue Erinnerungsfetzen, längst vergessen geglaubt ... Du siehst dich vor einem Spiegel. Eine Ewigkeit ist vergangen, seit du zum ersten Mal das farbige, tödliche Wogen in deinem Gesicht gesehen hast. Es war faszinierend und abschreckend zugleich.
    Weißt du noch, welche Ruhe dich überkam, als sich deine Finger um den Griff des Obstmessers schlossen? Du hast irr gelacht und zugestochen. Wieder und wieder, besessen von dem Gedanken, das Fremde aus dir herauszuschneiden. Die stumpfe Klinge hat eine tobende Schnittwunde hinterlassen, die du heute noch zu spüren glaubst. Aber sie hat dich nicht von dem Cappin-Fragment befreit. Jetzt kniest du im nassen Gras eines
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