Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen

2163 - Die Media-Ritter

Titel: 2163 - Die Media-Ritter
Autoren: Unbekannt
Vom Netzwerk:
lassen?
    Sicher schien nur eines zu sein: Die weitgehend zerstörte TRAH BAR befand sich auf dem Kurs zu dem Sonnensystem, in dem es angeblich keinen bewohnbaren Planeten gab. Mit letzter Kraft wollte sich Trah Zebuck dorthin retten. Diese Welt kam ihm gerade recht.
    Respektvoll blieb Woj Ranassgo vor dem Wassergraben stehen. Bevor sie mit der Hand über das Legerhorn strich, das von dem Ast eines Baumes hing, überzeugte sie sich davon, dass die Kameras an ihrer Brille eingeschaltet waren. Die Geste war ihr längst in Fleisch und Blut übergegangen. Kaum etwas war wichtiger, als jederzeit bereit für Aufnahmen zu sein. Mutter hätte kein Verständnis dafür gehabt, wenn sie sich eine günstige Gelegenheit hätte entgehen lassen. Woj blickte kurz auf den winzigen Monitor an ihrer Brille. Alles war in Ordnung. Nahm sie etwas auf, was sich später nicht verwerten ließ, spielte dies keine Rolle. Das Speichermedium ließ sich löschen und stand dann für neue Aufnahmen zur Verfügung. Ein farbenprächtiger Vogel, nicht größer als ihre Faust, flatterte aus dem Geäst herab und setzte sich auf das röhrenförmige Horn. Er neigte den Kopf zur Seite und blickte sie forschend an. „Melde mich Jobonne Jokogi," bat sie. „Ich habe eine wichtige Information für sie." Der Vogel pickte kurz mit dem Schnabel gegen das Horn, wobei er ein helles Klingen erzeugte. Dann erhob er sich, flatterte zu dem vom Wassergraben eingefassten Hügel hinüber und verschwand in einer der beiden Öffnungen in dem nasenförmig vorspringenden Gebilde am Eingang. Der mit Gras, Blumen und Büschen bewachsene Hügel war etwa fünf Meter hoch. Er war in seinem Inneren hohl und bot viel Wohnraum für die Schwester und ihren Gefährten. Zwei schimmernde und schillernde Kristallscheiben auf der grünen Fläche wirkten wie große, geheimnisvolle Augen, und der düstere Eingang darunter sah aus wie ein weit geöffneter Mund. Woj wartete geduldig. Angesichts des in ihren Augen prächtigen Baus kamen Neidgefühle in ihr auf. Schon lange träumte sie davon, irgendwann einmal in so einem Gebäude wohnen und leben zu können. Doch sie wusste, dass ihr ein derartiges Glück nie widerfahren würde, wenn sie ihr Leben nicht änderte. Sie wollte selbständiger werden.
    Doch das war nicht so leicht. Allein der Gedanke an Veränderungen weckte schon Unbehagen. Wenn sie neue Schritte wagte, musste sie äußerst behutsam vorgehen, um nicht das Missfallen Mutters zu erregen. Mutter wollte, dass alles so blieb, wie es war und wie es sich seit Urzeiten bewährt hatte.
    Der Vogel kehrte zurück, sank flatternd auf das Horn zu und pickte erneut mit dem Schnabel dagegen. Dieses Mal erzeugte er einen Ton, der deutlich dunkler war als jener zuvor. Damit signalisierte er Woj, dass sie willkommen war. Sie setzte mit einem Sprung über den Wassergraben, der etwa doppelt so breit war, wie nötig gewesen wäre, um die Geister vom Haus abzuhalten. Jobonne unternahm nichts, was den Zorn der Geister hätte erregen können.
    Vielleicht tat sie ein wenig mehr, als erforderlich gewesen wäre, um sie auf Distanz zu halten. Dabei wusste jeder, dass schon ein dünnes Rinnsal ausreichte, um den Geistern ein wirksames Hindernis in den Weg zu stellen. Sie konnten Wasser einfach nicht überwinden. Sie glitten wie Nebelschleier über den Erdboden hinweg, bis sie auf eine Wasserbarriere stießen. Danach suchten sie sich einen anderen Weg.
    Woj zweifelte an der allumfassenden Macht der Geister. Tief in ihrem Inneren war sie davon überzeugt, dass es sie gab und dass sie Einfluss auf viele Bereiche des Lebens nehmen konnten. Aber auf alle? Der Graben um ihre Wohnstatt war schmaler als der Jobonnes. An diesem Morgen war ihr aufgefallen, dass an einer Stelle Sand hineingeraten war, so dass die Wasserlinie unterbrochen worden war. Es beunruhigte sie ein wenig, hatte sie jedoch nicht veranlasst, sofort etwas dagegen zu unternehmen. So rasch würden die Geister schon nicht merken, dass eine Brücke entstanden war, über die sie Unheil zu ihr hintragen konnten. Sie blickte zum grünen Himmel hinauf. Es war bereits spät an diesem Tag, so dass sie die drei Monde Kechtas sehen konnte. Als kein gutes Zeichen erschien ihr, wie dicht alle drei Trabanten beieinander standen.
    Jobonne Jokogi trat aus dem Hügel hervor und blieb vor dem Eingang stehen. Erst jetzt wagte Woj, näher an den Hügel heranzugehen und mit „Klick" zu sprechen, wie man Jobonne auch nannte. „Was führt dich zu mir?", fragte Klick.
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher