Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen

2163 - Die Media-Ritter

Titel: 2163 - Die Media-Ritter
Autoren: Unbekannt
Vom Netzwerk:
Jobonne gehörte ebenso wie Woj demselben Media-Clan an, stand in der Hierarchie aber weit über ihr. Die Media-Ritterin hatte viel für den Clan getan und stand bei allen Mitgliedern in höchstem Ansehen. Dazu hatte vor allem beigetragen, dass ihr in den vergangenen Jahren mehrere Sendungen gelungen waren, während Woj in dieser Hinsicht bislang auf keinen einzigen Erfolg verweisen konnte. Umso mehr kämpfte sie darum, endlich den Durchbruch zu schaffen und zu beweisen, dass sie den Ansprüchen des Clans genügte. Sie war ehrgeizig, wollte nach oben. Dabei war sie bereits einige Male ermahnt worden, sich an die Traditionen zu halten. Ihr Ehrgeiz erweckte den Neid der anderen. „Ein Skandal", antwortete Woj. „Na, na, du übertreibst", dämpfte Jobonne ihren Eifer. Wegen ihrer Leidenschaft, buchstäblich alles im Bild festzuhalten, war sie mit ihrem Ehrennamen „Klick" versehen worden. „Ich mag es kaum aussprechen." Die Besucherin wich den Blicken Jobonnes scheu aus. „Es ist scheußlich. Eigentlich unaussprechlich." Mit ihren leicht schräg, stehenden, senkrecht ovalen Augen, deren Licht je nach Sonnenstand von Grün über Beige bis zu einem intensiven Braun wechseln konnte, war Jobonne eine ausgesprochen schöne Kechtin. Ihr Backenbart aus langen, seidig schimmernden, beinahe weißen Haaren, die in einem lebhaften Kontrast zu der tiefroten Nase mit den türkisfarbenen Nasenflügeln standen, weckten Neid und Eifersucht in Woj. Sie wäre froh gewesen, wenn sie selbst mehr als drei oder vier lange Haare an den Wangen gehabt hätte! Die scharf gekrümmten, gelblichen Zähne, die deutlich zwischen den blassen Lippen hervorragten, entsprachen in vollkommener Weise dem Schönheitsideal Kechtas.
    Was spielte es da für eine Rolle, dass Klicks Arme ein wenig mehr mit schwarzen Warzen bedeckt waren, als es bei anderen Kechtinnen ihres Alters der Fall war? Sie gehörte eben nicht zu jenen Modenärrinnen, die sich die Warzen entfernen ließen, weil sich weiße, glatte Arme zurzeit höchster Beliebtheit erfreuten. Dafür hatte sie besonders schöne Ohren mit schlaffen, bis beinahe auf die Schultern hängenden Ohrläppchen und von vielen Ringen durchlöcherten, spitz aufragenden Ohrmuscheln. Kechten verfügten über drei Beine, von denen das mittlere beinahe in der Leibesmitte lag. Solange die Zeit nicht drängte, schritten sie auf zwei Beinen, wobei das mittlere Bein leicht hin und her pendelte und für die richtige Balance sorgte. Wollten sie ihre Geschwindigkeit erhöhen, ließen sie sich nach vorn fallen, krallten die scharfen Zehen am Fuß ihres mittleren Beines in den Boden, zogen sich auf diese Weise kräftig nach vorn, so dass sich ihr Gewicht verlagerte.
    Sobald es schien, als müssten sie auf ihren von filigranen, blütenartigen Auswüchsen überdeckten Oberkörper fallen, stießen sie sich kräftig mit dem mittleren Bein ab, das sie teleskopartig zu strecken vermochten, schwangen gleichzeitig die beiden hinteren Beine weit nach vorn, um sich danach mit ihnen abzustoßen. Auf diese Weise erreichten sie ein Tempo, mit dem sie jedem anderen Lebewesen auf dem Planeten überlegen waren. Selbst die ungemein schnellen Antilopen aus der Ebene der Sieben Wertigkeiten waren nicht in der Lage, ihnen über eine längere Strecke hinweg zu folgen. „Non wem redest du?", fragte Klick, zwischen Neugier und Ablehnung schwankend. Sie konnte sich offenbar nicht vorstellen, dass Woj tatsächlich etwas herausgefunden hatte, was eine so hohe Aufmerksamkeit verdiente. „Ich habe nicht viel Zeit. Also - heraus damit!"
    Kechten waren leidenschaftliche Konsumenten, und das zu jeder Sekunde des Tages. Jeder Arbeitsplatz war multimedial ausgestattet. Jeder hatte seine Media-Brille buchstäblich Tag und Nacht auf dem Kopf, um sich auf keinen Fall etwas entgehen zu lassen. Das intime Leben des Nachbarn konnte ebenso Programm werden wie der Amoklauf eines Kechten, der durchdrehte. Eine Opposition gegen die uferlose mediale Rundumversorgung gab es nicht. Kechten waren von Natur aus neugierig. Zugleich hatten sie das Bedürfnis, sich selbst zu präsentieren und die eigenen Qualitäten in buchstäblich jeder Hinsicht herauszustreichen. Illegale Machenschaften konnte sich niemand leisten, egal ob er sich als Dieb, Erpresser, Vergewaltiger, Betrüger oder sonst irgendwie versuchen wollte. Jeder Schritt, jedes Gespräch, alles war öffentlich und wurde aufgezeichnet. Die Mütter entschieden allerdings, was gesendet wurde.
    Allein wären die
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher