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2142 - Im Reich der Aarus

Titel: 2142 - Im Reich der Aarus
Autoren: Unbekannt
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orientierten sich kurz und tasteten sich dann in dem Wasser voran. Gucky spürte ihren tiefen, instinktiven Respekt. Das war das Wasser der Heimat ... heiliges Wasser. Gucky wusste nicht so recht, was er von dem Ozeanischen Computer erwartet hatte, aber jede seiner Erwartungen wäre enttäuscht worden. Das Innere der gewaltigen Anlage erinnerte ihn nicht im Geringsten an einen Großrechner. Es wurde von einem milden, weichgelben Licht durchflutet, wie Sonnenstrahlen in einem stillen, klaren Bach. Technische Einrichtungen oder Anlagen schien es hier nicht zu geben. Er machte nur eine Art dichtes Moos aus, das von sanften Wellen bewegt wurde und in diesem Licht bestens zu gedeihen schien. Die ganze Szene wirkte sehr friedlich und lebendig.
    So muss es einst an den schönsten Orten auf Aar gewesen sein, vernahm Gucky einen besonders intensiven Gedanken des Schwarmers. Cheplin hätte sich nicht gewundert, wenn plötzlich ein neonleuchtender Fischschwarm vorübergezogen oder ein langbeiniger Donnacorleone-Krebs behutsam durch das sich wiegende zartgrüne Moos gestakst wäre. „Wie bekommen wir heraus, ob es hier Parafallen oder Sensoren gibt?", fragte Susa. Gucky spürte Cheplins schwache Erheiterung. „Am besten, indem wir den Ozeanischen Computer selbst danach suchen lassen!" Susa hackte sich wieder in den Rechnerverbund. Offenbar akzeptierte der Ozeanische Computer sie tatsächlich als Wartungstechnikerin von Aarus-Kaart, denn auch jetzt blieb ein Alarm aus. „Tatsächlich", murmelte Susa nach wenigen Sekunden. „Es gibt so ein Sicherheitssystem! Ich habe einen Schaltplan heruntergeladen."
    In Guckys instinktive Scheu vor den von Raubfischen abstammenden Aarus mischte sich eine gehörige Portion Bewunderung, als er praktisch aus der Innensicht mitbekam, wie elegant und geschmeidig Cheplin schwamm. Er genoss das Spiel der mächtigen Muskeln geradezu, die Grazie, mit der sich der außerhalb des Wassers so ungeschlacht wirkende Körper in seinem eigentlichen Element bewegte. Der Mausbiber schalt sich einen Narren ob seiner unbewussten Vorurteile, bezweifelte jedoch, dass er sich endgültig davon befreien konnte.
    Die beiden Aarus aus dem Wurm Jima erregten keinerlei Verdacht, wurden auf dem Weg zu dem Sicherheitssystem weder aufgehalten noch angesprochen. Aber es hielten sich sowieso kaum Aarus in dem riesigen Gebilde auf. Susa stoppte mit einer rasanten Kehre an einer Außenwand, vergewisserte sich, dass sie nicht beobachtet wurden, und öffnete eine von mehreren Klappen, die in die Umschließung eingelassen waren. „Ein uraltes System", stellte sie fest. „Ich kann es manipulieren."
    „Keine Inquisitionstechnik?"
    „Nein, keine Inquisitionstechnik integriert."
    „Wie willst du vorgehen?"
    „Einfach ausschalten kann ich es nicht, damit würde ich Alarm auslösen. Aber hier ist ein Speicher mit einer Kapazität von zehn Stunden." Sie holte Feinmechanikerwerkzeug aus einer Tasche ihres Exoskeletts. „Es ist ganz einfach ... Ich überbrücke diese Verbindung hier, zapfe den Speicher an und spiele dessen Daten ein. Stell dir eine Endlosschleife vor! Bis jemandem die Manipulation auffällt; wird das Sicherheitssystem praktisch immer wieder die letzten zehn Stunden durchleben."
    Ausgezeichnet, dachte Gucky. Damit war auch das Problem gelöst, dass sie das System für mindestens achtzehn, besser noch zwanzig Stunden außer Gefecht setzen mussten. So lange würde die Übertragung der Daten ja dauern und sie hatten noch nicht einmal damit angefangen. Einen kritischen Augenblick gab es noch. Als Susa die Speicherdaten einspielte, befürchtete sie, damit einen Alarm auszulösen. Gucky hielt sich zum Eingreifen bereit, doch der befürchtete Signalton erklang nicht. Der Mausbiber atmete tief aus, teleportierte, materialisierte im selben Moment neben den beiden Aarus ... und esperte abrupte Furcht und Aversionen.
    Gucky tadelte sich wegen seiner Achtlosigkeit. Die Druckwelle, die seine Materialisation unter Wasser verursacht hatte, hatte Cheplin und Susa einen gehörigen Schrecken eingejagt. Aber damit nicht genug. Er hatte ihre religiösen Gefühle verletzt. Ein solcher Aufruhr im Wasser von Aar war ihnen, gelinde gesagt, nicht recht. Es war heilig und durfte in seiner Ruhe nicht gestört werden, jedenfalls nicht von Außenstehenden. Die Aarus, die in diesem Wasser schwammen, entstammten ihm und waren in weitestem Sinne seine Kinder. Das galt aber nicht für Fremde. „Tut mir Leid, ihr beiden, aber es kommt noch
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