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2140 - Der kindliche Herrscher

Titel: 2140 - Der kindliche Herrscher
Autoren: Unbekannt
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für meine Nachforschungen, Mutter. Bring mich in die Unterstadt, zu CAUSIO."
    Er war nicht so ruhig, wie er sich gab. Troym LeCaro hatte sich schon so weit unter Kontrolle, dass er seine schlimmsten Gefühlsausbrüche kontrollieren konnte. Mit anderen Worten: Was ihn am schlimmsten quälte, schluckte er hinunter wie ein Erwachsener. Manches verdrängte er auch bewusst. Er war ein weises Wesen, klüger als alle Erwachsenen und trotzdem so hilflos und verletzlich wie ein Baby. Er konnte seinen kleinen Körper nicht einmal steuern, sosehr er ihn auch unter Kontrolle zu bringen versuchte. Erste Erfolge stellten sich zwar ein, aber das war dem Zweitägigen viel zu wenig. Es war demütigend für ihn, die Ärmchen auszustrecken, um an die Mutterbrust zu gelangen und zu säugen. Das war schon eine unglaubliche Leistung, meist bewegten sich nämlich seine Ärmchen nur ein wenig. Er sprach mit seiner Mutter mit künstlicher Stimme, weil seine eigenen Sprechwerkzeuge noch nicht ausgereift waren. Er, der Herrscher der Eltanen!
    Das Geständnis, das er aus seiner Mutter herausgelockt hatte - es war ein Schock für ihn gewesen. Er hatte alles getan, um seine Bestürzung nicht zu zeigen.
    Künstlich gezeugt! Er hatte keinen Vater! Feki HiUre kümmerte sich rührend um ihn, aber er war es nicht! Dass ihm die Eltanen bei Rokenna nicht die Wahrheit über seine Entstehung „gesagt" hatten, belastete ihn zusätzlich. Auch das hielt er für Verrat, obwohl die Vernunft ihm sagte, dass sie ihn nur hatten schonen wollen. Er brauchte keine Schonung! Troym LeCaro konzentrierte sich darauf, mit großer Willenskraft seine körperliche Entwicklung voranzutreiben. Koordinationsfähigkeit, Atem und Verdauung, selbst das Schlafbedürfnis passte er der Biologie eines Neugeborenen an, um effektiver agieren zu können.
    Dies war das eine Motiv, das ihn vorantrieb und hoffen ließ, so bald wie möglich der Umsorgung durch seine Mutter zu entwachsen. Das andere waren die beiden Galaktiker und der Pakt, den er mit ihnen geschlossen hatte. Hinterher, auf dem Weg hinauf zum Plateau, hatte er sich gefragt, ob er nicht zu voreilig gehandelt hatte. Konnte er der Aufgabe gewachsen sein, die er sich selbst gestellt hatte? Er hatte darüber nachgedacht, als seine Mutter schlief, und war zu der Überzeugung gekommen, richtig gehandelt zu haben. Das warme rote Licht der Sudah-Lampe oben unter der Decke der Kuppel hatte ihn im wahrsten Sinn des Wortes erleuchtet. Er hatte darin gebadet und alle Anstrengungen des abgelaufenen Tages vergessen. Er war aufgelebt und hatte nur noch zwei Wünsche gehabt: zu erfahren, wer sein Vater war, und den Pakt mit Leben zu füllen. Der erste Wunsch war in Erfüllung gegangen, wenn auch nicht zu seiner Zufriedenheit. Und der zweite...
    „Ich bin so weit, Troym", hörte er die Stimme der Mutter. Er schwitzte neue Tränen aus, denn ihm wurde klar, dass er seine erste wirkliche Bewährungsprobe vor sich hatte. Die Eltanen standen inzwischen fast hundertprozentig hinter ihm, nachdem sie ihn zuerst heftig abgelehnt hatten. Aber jetzt war er ihre Hoffnung, ihre Zukunft. Sie selbst waren nicht mehr in der Lage, die Verantwortung für ihr sterbendes Volk zu übernehmen, und waren daher schließlich glücklich über seine Geburt. Wenngleich es immer noch einige wenige Propheten gab, uralte Philosophen in ihren Höhlen, die davor warnten, die Eltanen in ein neues Zeitalter zu führen.
    Die Verantwortung lastete bleischwer auf seinen winzigen Schultern. Warum durfte er nicht Kind sein, wenigstens für einige Monate? So wie die anderen?
    Aber es gab keine anderen. Er war das erste Eltanenkind seit fünfzig Jahren. Er war klug und weise. Und er war der Hoffnungsträger einer ganzen uralten Zivilisation. „Wir können absteigen, Mutter", sagte er über seine künstlichen Sprechwerkzeuge. „Zum Funktionsstreifen, zu CAUSIO. Er wird mich als Eltanen akzeptieren müssen, selbst wenn ich nicht konditioniert bin."
    „Sicher, Troym", sagte Corina und tupfte ihm die Tränen ab. Wie er so etwas hasste!
    Corina EhGon und ihr Kind in seiner Halbkugel ließen sich in den Nullschwere-Feldern nach unten gleiten, dicht am Steilhang des künstlichen Gebirges. Es dauerte eine halbe Stunde, bis sie auf dem Funktionsstreifen aufsetzten. Sofort strömten mehrere Dutzend Gewährsleute des Trümmerimperiums herbei und umringten sie. „Wo sind die beiden Fremden?", fragte Troym LeCaro. Ein Medile drängte sich vor und sagte: „Fort. Sie sind mit einem Gleiter
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