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2135 - Der Zeitbrunnen

Titel: 2135 - Der Zeitbrunnen
Autoren: Unbekannt
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wenden? Ihr Herz schlug heftig, ihre Gedanken jagten sich. Sie war nicht fähig, sich fortzubewegen. Jede Richtung konnte die falsche sein. Der Turm, an der Basis fünfhundert Meter breit, an der Spitze „nur"noch achtzig, hing wie eine riesengroße Keule in der Luft über ihr. Er konnte sie treffen, wohin sie sich auch wandte.
    Und jede Erschütterung würde ein Erdbeben auslösen, bei dem alle Häuser zerstört würden - Überleben War damit nur schwerlich möglich. Plötzlich kam ihr ein Gedanke. Dies hier war die Zehnte Stadt. Es musste hier also auch einmal eine Bevölkerung gegeben haben, die sich ebenso wie die in den neun anderen Schreiberstädten um die Turmresidenz des Philosophen geschart hatte. Sihame dachte dabei nicht an die degenerierten Visienten, die sich von Robotern durch die Straßen tragen ließen. Sie wertete sie nicht als Bevölkerung. Sie waren für sie nur Abfall...
    Aber wenn es eine Bevölkerung gegeben hatte - bedeutete dies dann nicht, dass die Zehnte Stadt genau wie alle anderen über Fernbeförderungsmittel verfügt haben musste? Die übrigen neun Städte waren durch unterirdisch verkehrende Rohrbahnzüge miteinander vernetzt. Was war mit dieser Stadt?
    Die Prinzessin hatte die Züge oft benutzt. Sie wusste daher genau, dass es keine Stationen und keine Abzweigungen gab, die in irgendeiner Form mit der Zehnten Stadt in Verbindung stehen könnten. Dennoch beschloss sie, sich gezielt auf die Suche zu machen. Sihame warf dem Turm einen letzten Blick zu und schauderte. Dann ging sie wahllos in eine Richtung, die fort von ihm und der spiegelnden Fläche führte, über welcher der Turm in der Luft verankert war. Sie war verloren, wenn er weiter kippte, aber sie biss die Zähne zusammen.
    Die Pfauchonin bewegte sich durch die bunten, verwinkelten Gassen der Stadt. Kastenförmige Roboter mit degenerierten Visienten darauf überholten sie, ohne Rücksicht zu nehmen. In blinder Flucht vor dem stürzenden Turm rempelten sie die Pfauchonin an, brachten sie sogar zweimal zu Fall.
    Sihame schimpfte und verwünschte sie lautstark. In den Eingängen der Häuser und auf den vielen Balkonen glaubte sie sich bewegende Schatten zu sehen. War das möglich? Ihre Phantasie musste ihr Streiche spielen.
    Sihame irrte durch die Straßen und Gassen, hielt immer wieder Ausschau nach etwas Besonderem, Außergewöhnlichem. Bunte Tücher, aufgehängt an Leinen, die sich von Haus zu Haus spannten, versperrten ihr den Weg. Sie schlug sie zurück oder verhedderte sich darin. Ihre Flucht wurde zum Albtraum. Sie sah nicht mehr hoch zum Turm, aus Angst davor, was sie erblicken würde.
    Die Minuten schienen sich zu Stunden zu dehnen, Stunden zu Tagen. Sihame suchte den Boden ab und verwünschte sich selbst. Wie konnte sie nur ernsthaft hoffen, in einer so großen Stadt einen Einstieg in die Unterwelt zu finden? Wenn es ihn gab, lag er vielleicht in der genau entgegengesetzten Richtung oder auch „nur" eine Straße weiter links, weiter rechts. Doch als sie schon bereit war, alle Hoffnung aufzugeben und sich in ihr Schicksal zu ergeben, entdeckte sie einen Schacht.
    Der Schacht war durch ein schlichtes Portal verschlossen, durchmaß etwa zwei Meter und führte schräg nach unten. Die Pfauchonin wollte es nicht glauben: Das Portal war kaum gesichert, es gab nur ein mechanisches Schloss, das sich problemlos aufbrechen ließ. Über breite Stufen schritt sie in die Tiefe hinab. Ihre Augen gewöhnten sich rasch an die Dunkelheit, bis plötzlich einige Leuchtplatten an der Decke aufflammten. Die Prinzessin ahnte, dass sie einen verborgenen Kontakt ausgelöst hatte.
    Jedenfalls war es hell genug, um sie die Umgebung erkennen zu lassen. Als sie das Ende der Treppe erreichte, schätzte sie, dass sie sich rund zwanzig Meter unter der Oberfläche befand. Sihame sah sich um. Der Gang gabelte sich, aber direkt vor ihr gaben deutliche Lichtsymbole klar zu erkennen, wohin sie sich zu wenden hatte. Sie folgte den Symbolen, die denen in den anderen neun Städten der Pangalaktischen Statistiker glichen. Es schien keine Sperren zu geben, was sie nicht wunderte: Auch in den anderen Städten war der Verkehr nur wenig reglementiert; man konnte die Transportmittelohne Probleme benutzen.
    Nach einigen hundert Metern betrat sie eine große unterirdische Halle, in deren Mitte es zwei Magnetschienenstränge gab. Auf ihnen ruhten zwei Züge mit der für Rohrbahnvehikel typischen Form. Links und rechts mündeten die Schienen in die ebenfalls typischen
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