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2132 - Der Saltansprecher

Titel: 2132 - Der Saltansprecher
Autoren: Unbekannt
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sich abgesprochen. Tieger zischte erneut, und sie kehrten an seine Seite zurück. Einige andere Saltans trieben einen Mönch aus dem Gang und hetzten ihn im Innenhof zu Tode, ohne dass sie aufgehalten wurden. Tiegers Zischlaute brachten sie erst danach zurück zur Gruppe. „Bei den Göttern ..." Molpo sank auf die Knie. Die Strahlenpistole entfiel seiner Hand. „Er ist der Saltansprecher. Die Prophezeiung hat sich erfüllt.
    Der Saltansprecher lebt unter uns!" Im gleichen Moment betrat Olibec den Innenhof.
    Pernaq war völlig außer Atem, als er den letzten Gang verließ und in die helle Morgensonne stolperte. Er stützte sich an einer Mauer ab und holte tief Luft. Um ihn herum knieten die Mönche des Klosters mit gesenkten Köpfen. Einige hielten wie Pernaq Strahlenpistolen in der Hand, aber niemand setzte sie ein. Tieger war der Saltansprecher, und in dieser Funktion war' er ebenso heilig wie die Saltans selbst. Ihn anzugreifen war ein unvorstellbarer Gedanke.
    Nur zwei Pfauchonen standen im Innenhof, starrten einander an wie Gegner in einem ungleichen Duell. Der eine war Tieger, umgeben von Tausenden Saltans, der andere Olibec, allein und unbewaffnet. Knie nieder!, dachte Pernaq. Wenn du überleben willst, geh endlich in die Knie! „Du wirst", sagte Olibec stattdessen zu Tieger, „in die Stallungen zurückkehren und die Saltans wieder einsperren. Danach werden wir über dich Gericht halten."
    Die Saltans bewegten sich auf einen gezischten Befehl. Zehn von ihnen glitten Olibec entgegen und hielten dicht vor ihm an. Ihre Oberkörper pendelten langsam hin und her, aber er wich nicht zurück. Tieger sah ihn an. „Ich bin der Saltansprecher. Du musst tun, was ich will."
    „Eher würde ich sterben, als den Befehlen eines Schwachsinnigen zu folgen. Es ist göttliche Ironie, dass du glaubst, der Saltansprecher zu sein, eine Lektion, die uns Demut lehren soll, nichts weiter. Wir haben sie verstanden, damit ist deine Aufgabe erfüllt. Also kehre zurück in die Stallungen, bevor die Götter deine Arroganz bestrafen."
    „Du machst also nicht, was ich sag?", hakte Tieger nach. Es war deutlich zu erkennen, dass er weniger als die Hälfte des Gesagten verstanden hatte. „Nein."
    Pernaq trat vor. „Olibec, es kann keinen Zweifel daran geben, dass er der Saltansprecher ist. Du hast ihn selbst in ihrer Sprache reden hören. Er ist der Oberste der Propheten, so steht es in den Schriften. Es ist Unrecht, dich über ihn zu erheben." Ein zustimmendes Raunen ging durch die Menge. Sie alle hatten die Schriften gelesen. Olibec lachte bitter. „Aber es steht auch in den Schriften, dass man den Saltansprecher an seiner Intelligenz und seinem Geschick erkennen wird. Sehr ihn euch doch an, ihr verblendeten Narren! Er ist nicht der Saltansprecher, er ist nur ein Scherz der Götter.
    Wenn ..."
    „Du glaubst mir nicht?" Pernaq hatte Tieger noch nie in einem so aggressiven Tonfall reden hören. „Dann zeig ich's dir."
    „Warte!" Molpo schrie diesen Einwand, aber es war bereits zu spät. Aus dem Stand sprangen vier der Saltans an Olibec empor. Ihre Saugrüsselschnauzen bohrten sich in seine Seite. Ein fünftes Tier fand sein Knie. Pernaq wollte sich abwenden, als die Schreie begannen, aber er war wie gelähmt. Mit weit aufgerissenen Augen sah er zu, wie Olibec zusammenbrach, bis seine Schreie abbrachen. Olibec war tot.
    Tieger rief die Saltans nicht zurück. Erst nach einer Weile hob er den Kopf. „Ich will einen Sternenkreuzer", sagte er. „Der soll mich und die Saltans nach Kazién fliegen. Krieg ich den?" Pernaq warf Molpo einen kurzen Blick zu und sah dessen Zustimmung. „Ja", antwortete er so laut, dass je der Mönch ihn verstehen musste. „Du bekommst, was immer du verlangst."
    Irgendwann während des Fluges erwachte Tieger aus der Benommenheit, die seinen Geist umgeben hatte. Seit dem Aufschließen der Tore hatte er das Gefühl gehabt, einen Fremden in seinem Körper zu beobachten. Dieser Fremde, nicht er, hatte den Saltans den Befehl zum Angriff gegeben, hatte zugelassen, dass die Mönche unter ihren Saugrüsseln starben, hatte Olibec getötet und war mit seiner Armee schließlich in das riesige, diskusförmige Raumschiff des Klosters gestiegen. Aber jetzt war der Fremde verschwunden, und zurück blieb nur Tieger, der zitternd vor Aufregung auf der Brücke des Sternenkreuzers stand. Ich bin der Saltansprecher, dachte er immer wieder. Ich bin der Oberste der Propheten.
    Er wusste, dass er nie verstehen würde, was das
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