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2132 - Der Saltansprecher

Titel: 2132 - Der Saltansprecher
Autoren: Unbekannt
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konnte er sie auch endlich wieder erreichen.
    Tieger ließ sich treiben auf den Speichen des Universums. Am Morgen hatte er sich beinahe verraten, hatte von einer Vision gesprochen, die er damals, lange vor seinem Kampf, nicht verstanden hatte. Aber weder Molpo noch Pernaq schienen etwas gemerkt zu haben. Sein Geist dehnte sich aus.
    Wie ein Tänzer bewegte sich Tieger über die Pfade, die von den Göttern von Zabar Ardaran für ihn gelegt worden waren. Am Ende eines jeden Weges begegnete ihm das Gesicht der Zukunft, nicht unabänderbar, sondern verknüpft mit anderen Pfaden durch filigrane Netze, die er mit absoluter Klarheit sah.
    Inmitten der Saltans und getragen von den Schwingen seiner Visionen, nahm Tieger nicht wahr, wie die Jahre nur so dahinflogen. Wenn er durch diese Visionen schwebte, kannte er keine Langsamkeit und keine Schwere. Dann war er ein Vogel, der frei über den Himmel glitt, so als sei es von jeher seine Bestimmung gewesen zu fliegen. Hatte seine Mutter ihm nicht prophezeit, dass er Großes erreichen würde? Und waren diese Reisen durchs Universum vielleicht die Belohnung, die er sich durch sein trostloses Leben verdient hatte? Oder lockten sie ihn nur mit der Hoffnung auf Klarheit und Frieden?
    Es waren Fragen, auf die Tieger, selbst in seinen Visionen keine Antwort fand, denn er sah nie sich selbst, nur die Schicksale anderer. Seit langem wusste er, dass Molpo in hohem Alter friedlich einschlafen und Pernaq bei einem Gleiterabsturz ums Leben kommen würde. Beides schockierte ihn nicht, denn diese Endpunkte waren mit neuen Anfängen verknüpft, mit Geburten, Wendungen und Schöpfungen. Sie waren nur Teil des Weges.
    An einem Abend fand Tieger jedoch das Ende eines anderen Weges. In seiner Vorfreude auf die neue Vision hatte er vielleicht ein wenig viel gabraunizisz genommen, denn er fand sich plötzlich an einem dunklen Ort wieder, den er noch nie zuvor betreten hatte. Es schien keine Verbindungen zu anderen Pfaden zu geben, kein Abweichen von dem Weg, der vor ihm lag. Zum ersten Mal empfand Tieger eine Vision als unheimlich. Vorsichtig ging er weiter, zuckte immer wieder zusammen, wenn Bilder wie Blitze durch seine Gedanken schossen. Er sah Raumschiffe, die einen Planeten verdunkelten, dann Feuer, das vom Himmel regnete.
    Sein Kopf begann zu schmerzen und er schüttelte sich, versuchte von sich aus die Vision zu beenden. Dann stürzte das Universum auch schon über ihm zusammen. Da sind Schiffe, Hunderte oder Tausende. Sie schweben über dem Planeten. Ein achtmal achtköpfiges Ungeheuer lässt Feuer regnen, brennt sich durch die Galaxis, bis nichts mehr übrig ist außer erkaltenden Welten und erloschenen Sternen. Der Auftrag der Pfauchonen ist gescheitert, ihre Ehre verloren. Tieger wand sich unter dem Wissen und spürte unendliche Scham. Dann riss die Vision ihn erneut hinweg.
    Sihame, die Gattin des Prinzenkriegers Soner. Sie ist in der Gläsernen Stadt, auf dem Planeten Kazién in der Speiche Kaza. Dort ist ein Raum, in dem sie sitzt. Angst flackert in ihrem Blick.
    Sie allein kann sich über das Chaos erheben, die Ehre der Pfauchonen bewahren und die Schmach verhindern. Aber sie ist gefangen, dem Tode geweiht. Doch da ist jemand. Er kommt aus dem Nichts, fegt die Wachen hinweg und rettet die Prinzessin. Sein Gesicht spiegelt sich im Glas der Scheiben. Tieger riss die Augen auf und fuhr hoch. „Ich?"
    Noch nie war Tieger einen so schweren Weg gegangen. Barfuss und nach Saltan stinkend stand er im Korridor vor der schweren Holztür und wartete, dass sich sein Schicksal entschied. Sein Herz setzte vor Schreck einen Schlag aus, als die Tür geöffnet wurde und ihm ein junger Mönch entgegentrat. „Er wird dich jetzt empfangen." Tieger verneigte sich und betrat das Büro. Tiefe Teppiche schluckten das Geräusch seiner Schritte und kitzelten unter den Fußsohlen.
    Olibec stand am Fenster und drehte ihm den Rücken zu. Sein langes weißes Haar glänzte. Der Saltan mit seinen grauen Altersflecken stand waage - recht daraus hervor. Tieger konnte seine Aufregung spüren. „Ich hätte nicht gedacht, dass du es noch einmal wagst, mir unter die Augen zu treten", sagte Olibec. „Was willst du?"
    Tieger trat unruhig von einem Bein auf das andere. Seine rechte Hand begann die Bilder an der Wand zu zählen. Er befahl ihr, damit aufzuhören. „Ich hab 'ne Vision gehabt." Olibec drehte sich um. Seine Stimme gewann an Schärfe. „Braucht man dafür nicht gabraunizisz?"
    „Hab ich gestoh... geholt." Er
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