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213 - Aruulas Grab

213 - Aruulas Grab

Titel: 213 - Aruulas Grab
Autoren: Christian Schwarz
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westliche Wüste, ebenfalls nach Süden. Er war sich absolut sicher, dass der Schatten nach El Assud wollte, um dort den Padischah zu stürzen und selbst an die Macht zu kommen.
    Nasrallahs Spione hatten in den letzten Wochen gute Arbeit geleistet. Der Berba wusste inzwischen, dass der Schatten, dessen wahre Identität allerdings noch immer ungeklärt war, seinen angehäuften Reichtum aus der Grabräuberei nach Arba geschafft hatte. Seit König Menandi ihn zum Staatsfeind Nummer eins erklärt hatte, noch vor den Nuubern, war es für den Schatten sehr gefährlich in Egeeti geworden. Gut, die Todesstrafe, die auf Grabräuberei stand, hatte den Kerl schon vorher nicht geschreckt. Aber nun hatte das hohe Kopfgeld von tausend Goldpjastern viele Jäger auf seine Spur gesetzt. Die Gefahr einer Entlarvung war für ihn also ungleich größer geworden. Also war es nur logisch, dass er seine Reichtümer – und danach sich selbst – außer Landes schaffte.
    Doch ein reich beladenes Schiff war von den Mossari gekapert worden. Nach neuesten Informationen eines seiner Leute in El Kahira war der Schatten sogar selbst mit an Bord gewesen, hatte als Einziger überlebt und zog nun mit einer Karawane Richtung El Assud.
    Was wollte der Schatten in der Stadt der Gottlosen?
    Geschäfte machen? Die hätte er auch weitaus gefahrloser von Arba oder Tuurk aus erledigen können. Also hatte er in El Assud etwas vor.
    Aber was? Nasrallah hatte da eine Theorie. Wer Reichtum besaß, wollte gewöhnlich auch Macht. Doch selbst dem Schatten würde es schwer fallen, den egeetischen oder nuubischen König zu entmachten. Beim Padischah von El Assud konnte das schon eher gelingen, wenn man es geschickt genug anstellte. Da sich gewöhnlich weder die Egeeter noch die Nuuber in die inneren Angelegenheiten El Assuds einmischten, musste der neue Padischah nur versichern, dass er den Frieden hielt und beide Reiche gleichermaßen behandelte, dann würde man ihn gewähren lassen. Allerdings nicht, wenn der egeetische König erfuhr, dass es sich bei dem neuen Herrscher um den Schatten handelte.
    Wie genau er vorgehen würde und welcher Vorteil aus welcher Situation zu schlagen war, das würde Nasrallah vor Ort entscheiden. Diese Möglichkeit, ihn König Menandi zu überreichen, hielt sich der listige Berba nur für den Fall offen, dass sich keine profitablere Möglichkeit ergab.
    Fangen würde er den Schatten aber auf jeden Fall. Denn es galt, die Wette gegen den verhassten Soldatenführer Ramid zu gewinnen. Nasrallah wollte den Egeeter in seinem Blut liegen sehen…
    ***
    Palast des Padischahs von El Assud, Ende Dezember 2523
    »Der Sultan Scharban liebte seine Lieblingsfrau Laila über alles. Und… äh, er wollte nicht, dass sie während seiner Abwesenheit, nun also… mit anderen Männern sprach und… und sich mit ihnen liebte?« Die junge Dinarzade saß auf weichen Kissen und schaute Sherzade die Dreiundsechzigste aus ihren großen schwarzen, ausdrucksvollen Augen erwartungsvoll an.
    Sherzade musterte das kaum fünfzehnjährige, hübsche Mädchen mit der hellen Haut besorgt. Dinarzade besaß ihre Qualitäten, aber dazu gehörte das Geschichtenerzählen ganz sicher nicht. Und so würde Dinarzade ihren zwanzigsten Geburtstag wohl nicht mehr erleben. Sherzade die Dreiundsechzigste verfluchte heimlich den Vater des Mädchens. Immer wieder gab es gewissenlose Männer, die auf alles oder nichts spielten. Der Einsatz war das Leben ihrer Töchter. Gewannen sie, wurde die ganze Familie mit einem Schlag märchenhaft reich, verloren sie, verlor ihre Tochter den Kopf. »Sherzade?«
    »Was?« Die dicke, pickelgesichtige Frau mit dem doppelten Doppelkinn, über das ein durchsichtiger Schleier gezogen war, fand in die Wirklichkeit zurück. Sie strich über ihr meergrünes Gewand und lächelte Dinarzade sanft zu. »Es heißt: der mächtige Sultan Scharban. Und er wollte nicht, dass seine Lieblingsfrau Laila in seiner Abwesenheit mit anderen Männern sprach oder gar mit ihnen lachte. Verstehst du? Mit ihnen lachte.«
    »Ja, Sherzade. Ich dachte nur, äh, weil Männer die Frauen doch immer gleich lieben wollen.«
    Sherzade die Dreiundsechzigste kicherte, was ihr Vierfachkinn schwabbeln ließ. »Das wollen sie durchaus, mein Kind. Vor allem, wenn die Frauen so hübsch sind wie du oder Sherzade die Achtundsechzigste. Aber du musst die Erzählungen wortgetreu lernen. Verstehst du? Wort für Wort! Denn es sind uralte Geschichten, die nur dann ihre Magie entfalten, wenn jedes
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