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2119 - Der letzte Sturm

Titel: 2119 - Der letzte Sturm
Autoren: Unbekannt
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der durch die sich ständig verändernden Verwerfungen führte. Und dieser Kurs konnte sich von Sekunde zu Sekunde ändern.
    „Wir heben ab", teilte Eshmatay Amgen am Steuer- und Höhenruder mit. „Ich verlasse mich ganz auf dich, Ben."
    Benjameen gab keine Antwort. Auf seiner Stirn bildeten sich feine Schweißperlen.
     
    *
     
    Tess Qumisha fühlte sich elend. Das rührte zum einen von den pararealen Strömen in der Umgebung her, zum anderen kam sie sich überflüssig vor. Benjameen stand mit geschlossenen Augen neben dem alten Fährmann und flüsterte ihm Dinge zu, die sie nicht verstand.
    Eshmatay Amgen selbst steuerte das Luftschiff nach diesen Angaben und seinen eigenen Empfindungen. Ailey arbeitete oben an den Maschinen. Sie alle, außer Norman, versuchten das fast Unmögliche, nämlich die RIGO wieder auf Kurs nach Norden zu bringen, hinaus aufs Bittermeer und dann nach Kaza, zur Hauptstadt Shinkasber.
    Und sie als Hyperphysikerin konnte nichts tun. Sie stand am Fenster, die Handflächen gegen das durchsichtige Plastik gedrückt, und sah hinaus. Die RIGO befand sich in der Luft. Der Start war gelungen. Jetzt kämpfte das Luftschiff gegen die Stürme, die an der Bespannung zerrten, und die unsichtbaren Ströme und Felder.
    Das Tal blieb unter dem Luftschiff zurück. Es schien zusammenzuschrumpfen, und immer noch reagierten die Valenter nicht auf ihre Anwesenheit. Sie sahen sie einfach nicht. Für die Polizisten des Reiches war die RIGO nicht vorhanden.
    Plötzlich flackerte die Luft. Die RIGO wurde erschüttert. Tess musste sich festhalten. Sie hörte, wie Eshmatay Amgen lauthals fluchte. Ben schwieg.
    Übergangslos verschwand das steinige Tal mit dem Becken, der „Schule" und der Kaserne. Wo es gewesen war, breiteten sich jetzt grüne Wiesen aus - fast so, wie Tess es schon einmal gesehen hatte. Ein Fluss teilte das Land. Herden von großen Tieren tranken von seinem Wasser. Es war eine Idylle, zu der Tess sich hingezogen fühlte. Eine magische Kraft ging von dem Bild aus.
    Im nächsten Moment schrie die ehemalige Mutantin auf. Die RIGO bekam einen heftigen Schlag ab.
    Eshmatay Amgen fluchte noch lauter. Unter dem alten Einkörperschiff breitete sich jetzt eine geneigte Ebene aus, über die Lava floss, die aus Kratern geschleudert wurde. Das Planeteninnere schoss hoch in die Luft. Es hätte die RIGO treffen müssen, aber das Schiff blieb unverletzt. Die glühenden Brocken schossen entweder an ihm vorbei oder durch es hindurch. Zwischen ihnen zogen Flugsaurier ihre weiten Kreise, und auf ihren Schultern saßen Valenter mit Feuerspeeren!
    Die Gondel schaukelte, ihr Boden erzitterte und erbebte. Tess war kreidebleich. Ihr Herz schlug bis zum Hals.
    Benjameen stand ruhig neben dem Kapitän und gab ihm Anweisungen. Tess schloss die Augen, und als sie sie wieder öffnete, war der Spuk verschwunden. Die RIGO flog wieder über nacktes Gestein, und in der Ferne war das Tal zu sehen. Sie hatte sich unerwartet schnell von ihm entfernt und halb gedreht. Sie flog jetzt in westlicher Richtung und drehte sich weiter in der Luft. Bald würde die Spitze des zigarrenförmigen Ballons nach Norden zeigen.
    Benjameen schwitzte stärker. Der Zeroträumer musste Unglaubliches leisten. Was erfassten seine Sinne? In welche Räume tauchten sie ein? Er war voll konzentriert, und der Tanz von Eshmatay Amgens Stachelhaaren zeigte, dass er ebenfalls angestrengt auf Hyperimpulse und Hyperströmungen lauschte.
    Gleichzeitig hielt er sich an Benjameens Anweisungen. Die beiden ergänzten sich fabelhaft. Wenn es jemand gelang, die RIGO nach Kaza zurückzubringen, dann ihnen.
    Tess fühlte sich furchtbar überflüssig. Da half es auch nichts, dass Norman ihr den Rüssel um die Taille legte und sie an sich zog. Tess streichelte ihn und redete auf ihn ein - mit dem Ergebnis, dass er sie losließ, das letzte Stück Sumbai vom Kartentisch nahm und es ihr reichte.
    „Danke, Norman", sagte sie. „Danke, ich weiß es zu schätzen, aber iss es lieber selbst. Ich habe keinen Hunger."
    Das stimmte zwar nicht, aber essen konnte sie in diesen Minuten und Stunden nichts. Dazu war sie zu aufgewühlt.
    Sie ging zu Eshmatay Amgen und warf einen Blick auf den Kompass. Tatsächlich, die RIGO befand sich fast auf Nordkurs. Ein heftiger Ruck warf sie fast um, und Tess eilte wieder zum Fenster, wo es Griffe zum Festhalten gab. Wieso fiel Benjameen nicht? Wie konnte er in seinem marionettenhaften Zustand auf jede Schieflage, auf jede Erschütterung
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