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2119 - Der letzte Sturm

Titel: 2119 - Der letzte Sturm
Autoren: Unbekannt
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reagieren?
    Von dem Tal konnte Tess jetzt nichts mehr erkennen, aber als sie zum Bugfenster ging, traf sie fast der Schlag.
    Unter und vor ihnen ragten kleinere Berge auf, und auf ihren Kuppen standen Messerwerfer zwischen automatischen Geschützkuppeln der Valenter. Die RIGO musste ganz knapp über sie hinwegstreichen.
    Tess rief Benjameen und Eshmatay Amgen eine Warnung zu. Die beiden schienen sie nicht zu hören.
    Nur Norman kniete mit den Vorderbeinen auf dem Boden und hielt sich mit dem Rüssel die Augen zu.
    Ein Bild für die Götter - wenn die Lage nicht so ernst gewesen wäre.
    Tess wusste von ihrem Herflug, dass die auf den Kuppen und Gipfeln postierten Messerwerfer, schreckenerregende Gestalten von 2,50 Metern Höhe und über und über muskelbepackt, sie nicht sehen konnten. Das Gleiche galt für die Valenter. Aber war es auch jetzt noch so? Drehte sich der auf dem Gipfel zur Linken postierte Messerwerfer nicht schon um und bewegte den Kopf wie witternd? Als ob er eine Spur aufgenommen hätte? Tess schloss den Helm und sah über die Teleskopfunktion in sein maskiertes Gesicht, die weißen und schwarzen Flecken. Für einen Moment erkannte sie wieder fließende Formen und Farben darin und für einen ganz kurzen Augenblick sich selbst. Tess riß den Helm zurück und atmete tief. Der Messerwerfer rannte von links nach rechts und wieder zurück, seine gefährliche Waffe in der Hand. Wenn er sie warf, war es aus mit der RIGO.
    Tess zitterte, als sie über den Messerwerfer und die Stellungen der Valenter hinwegglitten und nichts geschah. Sie hatte das Gefühl, gleich ersticken zu müssen. Wenn sie jetzt in die Realität der Messerwerfer und Valenter zurückstürzten oder wechselten, war alles vorbei.
    „Schneller, Ailey!", sagte sie mit bebenden Lippen vor sich hin. „Geht das nicht schneller?"
    Aber sie wusste, dass der Maschinist sein Möglichstes tat. Sie hielt die Luft an und zählte bei sich bis fünfzig, dann waren sie außer Gefahr. Die Stellungen der Valenter und die Kette der Messerwerfer, die das Innere Sinkas bewachten, lagen hinter ihnen, das Gebirge auch. Vor ihnen breitete sich eine karge, kahle Hügellandschaft aus.
    Das Schlimmste, so schien es, war überstanden.
     
    *
     
    Noch einmal musste Tess zittern. Das war, als sie über dem Küstenstreifen waren und bereits fast über dem offenen Meer. Wie beim Herflug begegneten sie Staffeln von Propellerflugzeugen, die vor der Küste Aufklärung flogen. Aber auch diesmal nahmen sie keine Notiz von ihnen und flogen dennoch bedrohlich nahe an ihnen vorbei, zurück ins Innere von Sikma.
    Tess wünschte sich, dass sie sich nicht in der Gondel eines total veralteten Luftschiffs befände, sondern in einem modernen High Tech-Gleiter oder in einer Space-Jet. Aber das schied auf dem Planeten Linckx aus. Hier konnte keine fünfdimensional wirkende Technologie verlässlich arbeiten.
    Die „Blase", die den Planeten umgab, verhinderte das. Deshalb waren die Terraner und Arkoniden auch mit vier einfachen Walzenraumern gelandet, als Xiritten verkleidet, ein unbedeutendes Volk aus der Nordseite der Galaxis Tradom.
    Sie waren über dem Meer, und da geschah das, was Tess am meisten gefürchtet hatte: Die Verhältnisse kehrten sich um.
    Auf dem Herflug waren Eshmatay, Ailey, Norman, Benjameen und Tess in dieser Region in die andere Realität geraten, und nun vollzog sich das Ganze umgekehrt. Sie kehrten in ihre eigene Wirklichkeit zurück.
    Tess bekam Krämpfe. Oben und Unten existierten nicht mehr. Sie sah alles wie durch Schleier.
    Bunte Sterne tanzten vor ihren Augen. Sie hatte ein Gefühl, als würde ihr Innerstes nach außen gewölbt.
    Norman versuchte zu trompeten. Es klang kläglich und wie von kilometerweit her. Eshmatay schrie etwas, das sie nicht verstand. Ailey schrie von oben zurück. Seine Stimme war von Panik erfüllt. Nur Benjameen schwieg.
    Tess rutschte an der Innenwand der Kanzel ab, fiel auf den Boden. Sie zuckte wie unter Krämpfen und hatte das Gefühl, einen Fahrstuhl in ihrem Kopf zu haben, der sie höher hob, immer höher. Sie sah goldene Schatten vor sich tanzen. Sie füllten das gesamte Innere der Gondel aus. Tess versuchte, gegen das Erbrechen anzukämpfen.
    Und dann, mit einem Schlag, stand die Welt wieder still.
    Die RIGO trieb über dem Bittermeer, in das die beiden einzigen Kontinente Kaza und Sikma eingebettet waren, in einer Welt mit über neunzig Prozent Wasseroberfläche. Nur die gewohnten Stürme rüttelten noch an ihr. Aber es waren
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