Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen

2118 - Quintatha

Titel: 2118 - Quintatha
Autoren: Unbekannt
Vom Netzwerk:
eine starke Reaktion ausgelöst, ich habe dich genau beobachtet. Was hast du gefühlt, Narrenbote? Beschreibe es mir!"
    Doch mit dem, was der vor Angst und Kälte bibbernde Zwerg hervordruckste, konnte Shirka auch diesmal nichts anfangen. „Brandblasen", „Raureif"... Nur inhaltslose Silben. Es war wie verhext.
    Vor Zorn und Frustration hätte er dem spindeldürren, hässlichen Püppchen am liebsten den Kopf abgerissen. Es nicht zu tun kostete ihn kein Geringes an Selbstbeherrschung.
    Dabei war er sich so sicher wie kaum je zuvor in seinem Leben, dass alldem eine tiefere Bedeutung innewohnte. Dass ihrer beider Schicksalsfäden verknüpft waren, bis zu einem vielleicht glorreichen, vielleicht desaströsen Ende. Und er glaubte zu spüren, dass auch der Zwerg ähnlich empfand.
    Nur, wir dringen nicht zueinander durch. Irgendetwas ist zwischen uns oder stellt sich uns immer wieder in den Weg, sobald wir über wirklich wichtige Dinge sprechen wollen, wie eine viele Meter dicke Wand aus Titanenfett.
    „Hilft es dir, wenn du das Messer noch einmal berührst, vielleicht diesmal für länger?"
    Der Zwerg wich zurück und winselte. „Ich werde so etwas nie mehr wieder angreifen, nicht für den Bruchteil einer Sekunde, hörst du, Kapitän? Nie mehr wieder. Eher lasse ich mich in Stücke hacken."
    „Ach! Nun sei doch nicht gleich immer so pathetisch, Winzling! In Stücke hacken. Was sollte das bringen?" Shirka stutzte. Ihm kam eine Idee. Er hatte doch ... irgendwo in seinem Umhang ... Richtig, da war es schon. Er hielt es dem Zwerg auf der flachen Hand hin.
    Der beäugte es misstrauisch. „Was ist das?"
    „Ein Rohling", sagte Shirka. „Ein Stück vom Zahn eines Titans, groß genug, um daraus ein Messer zu schmieden. Alle unsere Waffen werden aus dem Schädelskelett gefertigt, hast du das nicht gewusst?
    Diese Gebeine sind neben der Galle die wertvollsten Teile. Sag schon, was spürst du?"
    Bensha der Zwerg beugte sich argwöhnisch näher. „Hmmm ... Es ist... anders als das Messer, nicht so ... gierig, so bösartig. Es geht eine Kraft davon aus, aber ... keine Gefahr. Noch nicht."
    Ohne Vorwarnung warf ihm Shirka den Rohling hin. Wie er gehofft hatte, griff der Zwerg reflexhaft zu, öffnete aber seine Finger sofort wieder. Der Brocken polterte zu Boden.
    „Und jetzt? Wie war die Berührung?"
    Der Zwerg atmete heftig und starrte Shirka hasserfüllt an. Dann schloss er die Augen, legte den Kopf schief, horchte in sich hinein.
    „Harmlos, den Sternengöttern sei Dank. Kein Vergleich zu dem fertigen Messer." Er bückte sich nach dem Knochensplitter, zögerte, hob ihn dann auf, lauschte wieder. „Ja. Das... Potential ist bereits da, aber es ... schläft noch. Was um Himmels willen stellen eure Waffenmeister bloß mit diesen Dingern an?"
    „Keine Ahnung." Shirka kreuzte die Arme. „Das ist ihr Berufsgeheimnis. Behalt den Rohling, Matrose!", sagte er, als ihm der Zwerg den Splitter zurückgeben wollte. „Ich schenk ihn dir. Vielleicht hilft er mit der Zeit deinem Erinnerungsvermögen etwas auf die Sprünge."
    Der Zwerg blickte ihm lange Zeit von unten herauf ins Gesicht, wobei er wie prüfend das Stück Titanenzahn in der Hand wog. Schließlich steckte er es in den Fetzenbeutel, den er an Stelle eines Seesacks trug.
    „Danke", sagte er.
     
    *
     
    Um ein Haar hätte ich vor Verblüffung den Kopf geschüttelt - was sich höchstwahrscheinlich als böser Fehler entpuppt hätte.
    Aber ich war einfach total baff. Von Shirka dem Rächer bekam man schließlich nicht oft etwas geschenkt.
    Ganz umsonst war die Gabe allerdings doch nicht, wie sich gleich herausstellen sollte.
    „Erfüllst du mir im Gegenzug dafür einen Wunsch, Bensha?", fragte der Kapitän. Ich merkte seiner Stimme an, dass es ihm ungewohnt und sehr zuwider war, um etwas zu bitten. „Ich hätte gern, dass du in den nächsten Wochen, wann immer wir in Hellmock sind, eine der Schulen besuchst. Zwingen kann ich dich nicht, da du bereits als Matrose angeheuert wurdest."
    Nicht zwingen? Er, der mich mit einer einzigen, lockeren Handbewegung erschlagen konnte, auslöschen wie einen Lampendocht? Aber diese Gedanken behielt ich lieber für mich. Vielleicht gab es ja einen Moralkodex, der ihn daran hinderte, mir einfach so das Leben zu nehmen. Allzu genau wollte ich das gar nicht wissen.
    Stattdessen fragte ich: „Schulen? Für Kinder?"
    „Ja doch, für Kinder, für wen denn sonst?" Shirka grunzte, was etwa einem ungeduldigen Seufzer entsprach. „Ich weiß wohl,
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher