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2104 - Durch das Sternenfenster

Titel: 2104 - Durch das Sternenfenster
Autoren: Unbekannt
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mochten, kein Einziger von ihnen konnte einem ertrusischen das Wasser reichen. Die umweltangepassten Riesen der Schwerkrafthölle waren in dieser Hinsicht jedem Kollegen von der Erde weit voraus.
    Und so viele gab es auf Terra ja nun auch wieder nicht. Es hatte wohl durchaus auch politische Gründe, dass ich überhaupt an Bord der LEIF ERIKSSON war. Der Terranische Resident wollte damit ein Zeichen setzen, Unabhängigkeit und Eigenständigkeit beweisen.
    Er war unsterblich und dachte in so langfristigen Bahnen, dass sich mir manche seiner Gedanken sicher nicht einmal ansatzweise offenbarten.
    „Doch, ich kann", riss Mozun mich in die Wirklichkeit zurück. „Die LEIF ERIKSSON wird bald den Vorstoß in die Galaxis Tradom wagen, und dieser Flug stellt ein nicht einzuschätzendes Risiko dar. Ein außerordentlich hohes, gewaltiges Risiko. Und deshalb wirst du hier in der Milchstraße bleiben, Zim."
    Mozun sprach äußerst beherrscht und kontrolliert, wie immer. Der Klang seiner Worte kündete von einer geschulten Klarheit. Auch mit geringer Lautstärke setzte sich Mozuns Stimme stets durch.
    Während meiner Ausbildungsstunden war ich dankbar für diese Eigenschaft. Doch nun hasste ich ihn dafür.
    Mir war klar, ich würde ihn nicht umstimmen können. Ich war - streng genommen - schließlich nur der Auszubildende des ertrusischen Emotionauten, ein Praktikant. Ich hätte mir selbst etwas in die Tasche gelogen, hätte ich behauptet, ich sei vollständig mit der LEIF ERIKSSON vertraut.
    Doch unter Mozuns Anleitung hatte ich bereits die ersten Probeflüge als eigenverantwortlicher Pilot absolviert. Anders ließ sich das nicht machen, denn an Bord des LFT-Flaggschiffs war lediglich eine einzige SERT-Haube installiert.
    Ich hatte diese Flüge fehlerlos hinter mich gebracht. Ich konnte die LEIF fliegen. Und ich verspürte nicht den geringsten Zweifel daran, dass ich sie oder ein anderes Schiff eines Tages auch als eigenverantwortlicher Emotionaut steuern würde. Trotz meiner Jugend brachte ich alles mit, was mich einmal befähigen würde, ein eigenes Kommando zu führen.
    Nach Absolvierung dieses Praxis-Jahrs würde ich wieder auf die Akademie zurückkehren und eventuell irgendwann einmal Mozuns Nachfolge als Emotionaut der LEIF ERIKSSON antreten ...
    Hatte der Ertruser etwa davor Angst?
    Ich musste mich zusammenreißen, um nicht leise aufzulachen. Nein, ich konnte Rock unterstellen, was ich wollte, das war es nicht. Ich war von mir überzeugt, aber nicht vermessen.
    Ich war nur unglaublich wütend, dass Rock nicht ehrlich zu mir war. Nicht die Wahrheit sagte.
    Die ganze Wahrheit.
    Obwohl Mozun es nicht offen aussprach, war mir völlig klar, worum es in Wirklichkeit ging. Der Erste Pilot hielt mich schlicht und einfach für zu jung, um an dem lebensgefährlichen Einsatz teilzunehmen.
    Er wollte mich schützen. War vielleicht besorgt um mich.
    Aber ich würde es schaffen. Ich hatte die LEIF ERIKSSON schon mehrmals geflogen und nicht die geringsten Probleme dabei gehabt.
    „Ich halte deine Entscheidung für falsch, Rock", sagte ich. „Ich bin nicht damit einverstanden, und ich lasse mir das nicht gefallen."
    Mozun hob die Hand und fuhr sich über den Schädel. Langsam, konzentriert. Kontrolliert.
    Sein Kopf wurde im Unterschied zu allen anderen Ertrusern, denen ich je begegnet war, nicht von einen Sichelkamm, sondern von zwei geschmückt. Es handelte sich dabei um millimeterkurz geschorene schwarze Streifen, jeder zehn Zentimeter breit. Sie setzten ziemlich vorn auf dem Schädel an, dort, wo der Durchschnittsterraner seine Geheimratsecken hatte. Die Haarstreifen zogen sich schräg über den gesamten Kopf und liefen im Nacken zusammen.
    Die Sichelkämme verliehen ihm ein irgendwie unwirkliches Aussehen. Von hinten erinnerte Mozuns Frisur an ein V, doch von vorn ließ sie den Schädel sehr eckig wirken.
    Dieser fremdartige Eindruck wurde noch verstärkt von dem starken, für Ertruser völlig unüblichen Bartwuchs, den Mozun entwickelt hatte. Der Emotionaut bezeichnete diese Stoppeln als „Zwölfstundenbart". Sie bestanden aus grauen, widerspenstigen Borsten von drei Millimetern Länge und bedeckten Oberlippe, Kinn und Wangen.
    Es war ein echter Extremweltbart. Trüge ich so etwas im Gesicht, ich könnte es als Drahtbürste verwenden!
    Mozun hatte mir einmal verraten, dass dieser Bart ein genetisch rezessives Merkmal war. Damals, als er mich noch ausgebildet und nicht wie einen dummen kleinen Jungen behandelt hatte.
    Mozuns
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