Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen

2096 - Kraschyns Ultimatum

Titel: 2096 - Kraschyns Ultimatum
Autoren: Unbekannt
Vom Netzwerk:
lag vor ihm. Das Winseln aber blieb. Und es wurde lauter. Kraschyn zuckte zurück. Seine Hand schlug gegen das Sensorfeld. Die Tür schloss sich. An die Wand gestützt, blieb der Arkonide stehen. Er presste die freie Hand gegen die Stirn. Ein Keuchen drang über seine Lippen. „Was ist mit dir?" erkundigte sich der Automat seiner Suite. Der Mascant stöhnte. „Mein Kopf..."
    „Ich kann nichts erkennen. Deine Körperwerte sind in Ordnung."
    „Es ... es wird ... immer ...lauter, es ist ein Jaulen, ein Jammern." Tief in seinem Bewusstsein erklang ein Schrei. Er drang ihm durch Mark und Bein. Jede einzelne Faser seines Gehirn vibrierte. Die Nervenknoten schickten fehlerhafte Impulse an die Gliedmaßen. Kraschyn verlor das Gleichgewicht und stürzte. Es gab einen hohlen Ton, als die Rüstung auf den Boden schlug. Halb blind wälzte er sich auf den Rücken.
    Seine Arme und Beine zuckten unkontrolliert. Die Zunge drängte aus dem Mund und bewegte sich wie ein eigenständiges Lebewesen. Durch seinen Körper raste stechen der Schmerz. Die Rüstung verschluckte es teilweise, dass sein Körper sich wie in einem epileptischen Anfall schüttelte und immer wieder aufbäumte. Schaum bildete sich um seinen Mund, Speichel lief aus dem Mundwinkel und tropfte zu Boden. Die Stimme in seinem Kopf wurde lauter. Sie schrie und nahm ihm einen Großteil seiner Wahrnehmungsfähigkeit. Dass er am Boden lag, war ihm nur noch undeutlich bewusst. Er spürte den Körper nicht mehr. Sein Mund öffnete sich zu einem lautlosen Schrei, als wolle er dem Toben in seinem Kopf ein Ventil verschaffen.
    Tausende von Nadeln stachen auf Kraschyn ein. Er wand sich unter dem Schmerz. Das Wimmern und Jaulen in seinem Kopf wurde zu seinem eigenen. Etwas traf seinen Körper mit voller Wucht. Es riss ihn auseinander. Aus geweiteten Augen sah er die blutigen Fetzen, die nach allen Seiten flogen. Gleichzeitig erlosch seine Wahrnehmung. Nur das Wimmern blieb, das Aufbäumen unter einer unendlich großen Qual. Das Stöhnen klang zornig und hilflos zugleich. Etwas riss entzwei, einer unsichtbaren Schnur gleich. Übergangslos schnitt es ihn von dem ab, was mit ihm verbunden war. Eine unsägliche Leere füllte ihn aus. In den Hohlraum hinein drang das Schluchzen, gefolgt von wiederholten Stichen des Schmerzes.
    Sein Kopf dröhnte, als stecke die AUMOKJON darin und versuche soeben einen Notstart. Aufhören! Aufhören! rasten seine Gedanken. Es war vergeblich. Die mentale Qual und der Schmerz blieben. Stundenlang.
    Irgendwann, er nahm es kaum wahr, ließen sie nach. Das Wimmern wurde leiser, blieb aber gegenwärtig. Empfindungen strömten in das Bewusstsein des Mascants. Sie umfassten Tod und Verderben, Trauer und Zorn. Er ließ sie auf sich wirken, weil er sie dadurch besser ertrug. Seine Sinne klärten sich. Er lag noch immer auf dem Boden. Sein Gesicht war schweißüberströmt, in der Rüstung fühlte er sich wie in einer Sauna. Nervös fingerte er an den Verschlüssen, bis er den Mechanismus endlich richtig bedienen konnte. Er rollte sich von dem bronzenen Panzer herunter und lag eine Weile reglos auf dem Rücken. „So ist es also geschehen", murmelte er halblaut vor sich hin. „Die Erzeugung eines Ablegers auf Larsaf In ist schiefgegangen." Er kannte nicht die Gründe, wollte sie gar nicht wissen. Dem Schmerz SEELENQUELLS entronnen zu sein bedeutete mehr für ihn als die Kenntnis des Vorgangs. Als Hand der Superintelligenz hatte er alles miterlebt, zu intensiv für einen normalen Menschen.
    Morkhero lebte nicht mehr, das stand für ihn fest. Der zweite Seelenquell in der Milchstraße hatte den Versuch mit dem Leben bezahlt. Es bedeutete zwangsläufig, dass SEELENQUELL keine Möglichkeit besaß, ins Larsaf-System zu kommen. Aus welchen Gründen auch immer. Der Mascant wusste nicht, woran es lag, aber er ahnte, dass die Konsequenzen weitreichend sein mussten. Kraschyn begriff vor allem, dass damit auch die bisherige Taktik gegenüber der Menschheit am Ende war. Der passive Widerstand, wie er auf den bewohnten Himmelskörpern der gelben Sonne Larsaf geleistet wurde, stellte kein Fundament stillschweigender Kooperation mehr dar.
    Kraschyn konnte sich in etwa denken, wie die nächsten Entscheidungen SEELENQUELLS aussehen würden. Es bereitete ihm keine Probleme, sie umgehend in die Tat umzusetzen. Die negative Superintelligenz musste sich nur mit ihm in Verbindung setzen und ihm ihre Wünsche kundtun. Aber SEELENQUELL verhielt sich wie in den vergangenen Tagen und
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher