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2092 - Der Ausgestoßene

Titel: 2092 - Der Ausgestoßene
Autoren: Unbekannt
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andere.
    „Ich bin Cairol der Dritte", erklang die sanfte und dennoch nachdrückliche Stimme. Sie sprach überflüssigerweise aus, was Samaho am wenigstens von allem hören wollte.
    „Cairol der Zweite ging mit MATERIA unter", bestätigte der Diener der Materie. „Es gelang ihm nicht, sich bis zur Kapsel CROZEIRO durchzuschlagen."
    Der Roboter gab keine Antwort. Die elastischen Kunstfinger lagen entspannt an den Oberschenkeln.
    Er hielt den Körper ein klein wenig zur Seite gedreht und bot Torr Samaho die rechte Schulter dar. Es sah nach Abwehrhaltung aus.
    Der ehemalige Kommandant MATERIAS fragte sich, ob Cairol der Dritte wußte, wie sein Vorgänger in Wirklichkeit ums Leben gekommen war. Das wäre eine Erklärung für seine Körperhaltung gewesen.
    „Wissen die Kosmokraten schon Bescheid?" rief Samaho. Er erschrak vor der Lautstärke seiner eigenen Frage. „Oder handelst du aus eigenem Gutdünken?"
    Sozusagen schablonenhaft wie bei allem, was an dir und in dir ist? setzte er die Frage in Gedanken fort.
    Cairol ging nicht einmal auf die Frage ein. „Ich bin gekommen, um dir das Urteil zu verkünden, das der Kosmokrat Hismoom über dich gefällt hat."
    Torr Samaho senkte den Kopf und starrte auf die Beine des Roboters. Sie waren schlank und elastisch, die Füße ruhten entspannt dicht über dem Bodennebel. Cairol der Dritte stand nicht, er schwebte.
    „Sprich weiter!" forderte Samaho den Roboter auf. „Ich habe keine Wahl, als mich dem Urteilsspruch zu beugen."
    „Du bist der erste Kommandant einer Kosmischen Fabrik, der seit Millionen von Jahren den Untergang seiner kosmokratischen Festung verursacht hat. Du hattest alles Glück des Universums, weil du dem Inferno entkommen konntest. Mehr kannst du nicht erwarten. Deshalb vernimm folgendes Urteil: Du wirst aus den Reihen der Ordnungsmächte verstoßen. Nie wieder wird man dir ein Kommando anvertrauen, schon gar nicht über eine Kosmische Fabrik. Du bist ein Geächteter für alle Zeiten. Deinen Crozeirenkörper hast du damals selbst vernichtet. Deshalb wirst du dein weiteres Leben als Maunari fristen."
    „Ich nehme das Urteil an", sagte Torr Samaho hastig. „Es ist hart, aber gerecht."
    Die Mundwinkel des Roboters veränderten sich leicht. Zumindest bildete er sich ein, daß der Roboter etwas wie Belustigung zeigte.
    „Das ist noch nicht alles", fuhr Cairol der Dritte fort. „Du wirst den Anzug der Macht ablegen und mir übergeben."
    Der Anzug! Er verstärkte Samahos Menta, die psionische Essenz seines Volkes. Sie hatte sich in ihm konzentriert, nachdem er alle noch lebenden Crozeiren zum Gomberach gezwungen hatte, zum Massensuizid. Die so gewonnene geistige Potenz hatte ihn einst zum Kommandanten von MATERIA befähigt. Davor war er ein unbedeutender Prinzregent über ein unbedeutendes, dem Untergang nahes Volk gewesen, dessen große Zeiten schon Jahrhunderttausende vorbei gewesen waren.
    Der Anzug der Macht war Torr Samaho einst von Parr Fiorano, dem Anzugmacher und Kommandanten der Fabrik KYMBRIUM, als Geschenk übergeben worden.
    Die Forderung des Roboters warf den Diener der Materie psychisch nieder. Übergangslos fühlte er sich in seinem mächtigen Körper kraftlos und hilfsbedürftig. Er wäre mit allem einverstanden gewesen, nur nicht damit.
    Gleichzeitig begriff er sehr wohl, warum Cairol ausgerechnet diese Forderung stellte. Der Anzug verstärkte sein geistiges Potential so sehr, daß er mit ihm beinahe schon die Fähigkeiten einer Superintelligenz erreichte. Die Kosmokraten konnten das nicht akzeptieren, jetzt, da er nicht mehr in ihrem Auftrag handelte. Sie hätten in ihm eine permanente Gefahr für den Fortbestand der kosmischen Ordnung gesehen.
    „Ich weigere mich", brach es aus ihm hervor. „Der Anzug ist mein Eigentum. Ich werde ihn nicht ablegen, solange ich lebe."
    Grimmig starrte er den Roboter an. Cairol gab keine Antwort. Er schwenkte leicht herum, bis seine Brust auf Samaho deutete.
    „Verstehst du mich?" fuhr der Zyklop fort. „Die Kosmokraten können Schadenersatz für die Fabrik von mir verlangen. Innerhalb meiner verbliebenen Lebensspanne von etwa zwei Millionen Jahren werde ich ihn sogar leisten können. Oder sie mögen mich irgendwo auf einen abgelegenen Planeten verbannen. All das würde ich ertragen. Aber auf den Anzug haben sie kein Anrecht."
    Für einen winzigen Augenblick, fast schneller, als das Zyklopenauge es wahrnehmen konnte, verwandelte sich Cairols Körper in ein optisches Negativ seiner selbst. Ein blendender
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