Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen

2087 - Die große Verheerung

Titel: 2087 - Die große Verheerung
Autoren: Unbekannt
Vom Netzwerk:
Regung. Er lächelte nicht, deutete nicht an, dass er zufrieden war, sich durchgesetzt zu haben.
    Ich hätte es auch mit der Supergondel versucht, dachte Mondra. Mir war diese Lösung sofort klar, als Parrim davon erzählte. Wenigstens lässt Atlan es dabei bewenden. Die Entscheidung ist gefallen, und jede weitere Diskussion wird so überflüssig. Icho Tolot nahm Dao-Lin-H'ay in die unteren Arme, und sie kehrten zu ihrer Gondel zurück. Wortlos nahmen sie die Sitzpositionen ein, die sie vorher innegehabt hatten. Myles Kantor suchte im Z-Atlas das Kabinett Kyszygyr heraus und programmierte es als Ziel ein. Wie zu erwarten war, nahm die Gondel diese Kabinettebene problemlos an.
    Der rasende Flug ging los.
    Wieso ist mein Zorn plötzlich verschwunden? fragte sich Mondra. Weil ich in Daos Worten Hilflosigkeit herausgehört habe? Mitgefühl?
    Mitfühlend waren sie alle, auch At/an. Er hat den ... Tod meines Sohnes bedauert. Er trauert mit mir um diesen Verlust. Als Eem'Ratma und Hopper uns aus dem Hinterhalt angriffen, war mir gerade eins klargeworden: Ich kann mich einfach nicht mit Unsterblichen vergleichen. Das heißt nicht, dass ich weniger wert bin, ganz bestimmt nicht.
    Aber in einem sind sie mir voraus: im kosmischen Denken. Sie haben Superintelligenzen entstehen und vergehen sehen, Schlachten geschlagen, an den Grundfesten kosmischer Geheimnisse gerüttelt. Ihnen wurde offenbart, was Normalsterbliche vielleicht gar nicht begreifen können. Kosmische Zusammenhänge, Existenzebenen weit über der unseren. Ich rebelliere aus persönlicher Betroffenheit gegen die Arroganz einer Superintelligenz, die mir das Wertvollste genommen hat, was ich je hatte. Meinen Sohn. Atlan, Icho, Myles und Dao haben ähnliches schon öfter erlebt. Sie haben schon so oft über das Schicksal von fremden Wesen gestaunt, um diese Wesen auch getrauert, dass sie das, was geschehen ist, vielleicht leichter akzeptieren können.
    Und sie waren nicht persönlich betroffen. Nicht so wie ich. Aber trotzdem schwebt noch immer ein dunkler Schatten über mir - der Verlust meines Sohnes. Ich lasse mir das Recht nicht nehmen, gegen die Arroganz von ES zu rebellieren. Aber ich muss mir endlich darüber klar werden, was ich nun tun will. Und ob ich Perry noch liebe. Ein Ruck ging durch die Gondel. Sie hatten Kyszygyr erreicht. Das Kabinett lag ebenfalls am äußeren.
    Rand der Wolkenkapsel, und der Flug hatte nur zehn Minuten gedauert. Augen auf, dachte Mondra. Du funktionierst wieder!
    Auf Kyszygyr gab es keinen Marktplatz mehr. Genau wie Parrim es geschildert hatte, existierte auf Kyszygyr nur noch Staub. Der Staub von Gebäuden, technischen Anlagen, von Lebewesen. Kniehoher, feiner Staub. Und eine Supergondel. Die anderen, die nicht in Gedanken versunken gewesen waren, hatten sie schon während des Anflugs entdeckt. Mondra atmete auf, als sie die Gondel wieder verlassen konnte. Hoffentlich zum letzten Mal, dachte sie. Es ist wirklich sehr eng hier. Sie wirbelten den Staub auf, als sie zur Supergondel gingen, und Mondra beobachtete fasziniert, wie er durch die Luft flog, Myriaden winziger Teilchen, sich zu Klumpen zusammenballte und wieder voneinander trennte und wie er wieder zu Boden fiel und ganz glatt liegen blieb.
    Der Staub sieht genauso aus wie zuvor, dachte sie. Ich kann keinen Unterschied ausmachen. Und doch sind diese Unterschiede da. Millionen, Milliarden Unterschiede. Milliarden Staubkörnchen liegen jetzt ganz anders als noch vor wenigen Sekunden, und doch sieht für mich alles genauso aus wie zuvor. Sie ging weiter, Schritt für Schritt, durch wirbelnden Staub. Der Staub ist wie mein Leben, dachte sie. Ein Fremder wird keinen Unterschied ausmachen können, doch für mich hat sich alles verändert. Alles. Die Transport-Plattform schien wirklich der einzige Gegenstand zu sein, der sich auf diesem Kabinett befand. Und sie sah genauso aus, wie Parrim der Pelz sie beschrieben hatte.
    Elliptisch geformt, 28 Meter lang, schätzte Mondra, 18 Meter breit. Die Ränder wurden von einem Geländer abgegrenzt. Die Führerkanzel, war ganz vorn auf der Ellipse angebracht. Atlan und Mohodeh Kascha blieben vor ihr stehen, als wolle jeder dem anderen den Vortritt lassen. Schließlich gab der Arkonide sich einen Ruck und betrat die Kanzel. Die anderen folgten ihnen. Seltsamerweise verspürte Mondra eine gewisse Scheu, als sie sich im Innenraum umsah. Warum eigentlich? dachte sie. Weil Parrim der Pelz sich ebenfalls hier befunden hat? Sonst weiß ich doch nichts
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher