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2077 - Die Dunkle Null

Titel: 2077 - Die Dunkle Null
Autoren: Unbekannt
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Steph sah an seiner gedrungenen Gestalt hinab und verzog das Gesicht, während Hermigo auf Keifans Schulter ein jämmerliches Piepsen ausstieß. „Da bin ich, glaube ich, gar nicht im grünen Bereich."
    Nicht nur ich mußte grinsen. Steph war bekannt dafür, den ganzen Tag lang am liebsten nichts zu tun, galt als träge und faul - andererseits konnte er, wenn es darauf ankam, im entscheidenden Augenblick förmlich „explodieren" und zu körperlicher Höchstform auflaufen.
    Atlan ballte die Hände. „Die Details ergeben sich, sobald wir mehr wissen. Auf der Erde habe ich ganz andere Strecken unter primitivsten Bedingungen zurückgelegt; es ist also zu schaffen.
    Uberdies kann SENECA aus den Informationen die benötigte Ausrüstung ableiten; jeder Teilnehmer der Expedition wird einen auf ihn individuell zugeschnittenen Anzug hergestellt bekommen - auch das ein Grund, weshalb wir noch mal zur SOL müssen."
    „Und wer ... ?"
    „Das entscheiden wir, wenn es soweit ist. Du, Tonko, wirst allerdings nicht dabeisein: So viele Leckereien und Verpflegung, wie du verbrauchst, können wir gar nicht mitschleppen!"
    Der Ertruser atmete geräuschvoll ein und aus - und steckte sich dann eine Handvoll Mozartkugeln in den beleidigt verzogenen Mund.
     
    *
     
    Tagebuch von Enza Mansoor: Ich erinnere mich an die wunderbare Zeit nach dem Ende der Monos-Herrschaft, als Myles aufwuchs. Es waren mit Abstand die schönsten Jahre in meinem Leben, von meiner eigenen Kindheit abgesehen. Myles war ein lebendiges Kind, bewegte sich schnell und war immer für eine Überraschung gut. Erst ab dem sechsten Lebensjahr wurde er ruhiger, wuchs nicht mehr so rasch und blieb längere Zeit erschreckend mager. „Das Gespenst" hatten wir ihn eine Weile scherzhaft genannt, dann hatte er plötzlich einen Schub bekommen, war kräftiger und größer geworden. Und dabei immer stiller und nachdenklicher. Sein Geist entwickelte sich, und bald übertraf er jeden Gleichaltrigen an Intelligenz und Wissen.
    Sein Verstand übernahm die absolute Dominanz, und sein Körper magerte erneut ab und blieb gegenüber den Leistungen des Gehirns deutlich zurück, was zur Folge hatte, daß Myles vom fünfzehnten Lebensjahr an all seinen Altersgenossen körperlich unterlegen war Dennoch sagten die Ärzte immer, er sei kerngesund und ihm fehle rein gar nichts.
    Schließlich kam es zu dem Phänomen, das Notkus „Takvorianismus" nannte. Es zeigte sich in unregelmäßigen Abständen in Form verlangsamter Körperfunktionen. Myles ging zu Bett wie immer, doch nachts wachte er aus unerfindlichen Gründen auf, ging auf das Dach ans Teleskop oder schritt hinaus in den Garten, setzte sich zwischen die Büsche und redete mit den Blumen.
    Alles viereinhalbfach verlangsamt!
    Es gab nur einen einzigen körperlichen Befund: Jedesmal veränderte sich Myles' Blutbild, als müsse sein Körper gegen eine Krankheit ankämpfen, obwohl er absolut gesund war Mit der Zeit stellte sich heraus, daß er seinen Körper nicht mehr so belasten konnte. Vom zwanzigsten Lebensjahr an ermüdete er bei geistiger und körperlicher Anspannung schneller als andere. Er brauchte regelmäßigen Schlaf, und wenn er eine Phase des Takvorianismus hinter sich hatte, konnte er sich am nächsten Morgen nie daran erinnern. Er spürte nur, daß in seinem Körper etwas, vorgegangen war.
    Er erholte sich innerhalb weniger Tage, das Blutbild wurde wieder normal. Dutzende Male sah er sich die Aufzeichnungen seines nächtlichen Tuns an, war aber genauso ratlos wie Notkus und ich. Er war intelligent, eifrig, unbefangen und verantwortungsbewußt zugleich. Vielleicht ein wenig reifer und ernsthafter als Gleichaltrige, aber das war der einzige Hinweis darauf, daß er sich mit einem Problem herumschlug, das nicht alltäglich war. Nur wer in seine großen, dunklen Augen sah, wußte, daß er etwas Besonders war - eine solche Ausdruckskraft fand man nur bei wenigen Menschen.
    Nach dem Einsatz des Metalysators, bei dem Notkus' Bewußtsein nicht aus NATHANS Syntronverbund in den Körper zurückkehrte, wurde Myles nicht mehr von den Impressionen heimgesucht, die ihn in seiner Jugend bedrückt hatten. Erlitt auch nicht mehr unter der Verlangsamung der Körperfunktionen.
    Dann kam der Tag im Oktober 1171 NGZ, der Anschlag auf Myles im Waringer Building, bei dem seine Beine bis fast zum oberen Ende der Oberschenkel völlig verbrannt wurden. Statt sich jedoch Prothesen anpassen zu lassen, verwendete er sein „Kantormobil", bis ... ja, bis er
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