Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen

2061 - Wächter des Portals

Titel: 2061 - Wächter des Portals
Autoren: Unbekannt
Vom Netzwerk:
möglich einzufangen. Das ist ein Befehl von höchster Stelle!"
    Leikene verspürte Erleichterung und Enttäuschung zugleich, doch die Erleichterung überwog bei weitem. Sie wusste nicht, was die Rangeurin im Obersten Rang mit dieser höchsten Stelle meinte. Aber es stand außer Frage, dass die Tayrobo den Befehl befolgen würden. Und was jetzt? fragte sie sich. Wie kommen wir aus diesem Patt wieder heraus? Jetzt mussten sie auf die Antipsi-Felder hoffen. Es konnte nicht mehr lange dauern, bis die ersten hochgefahren werden würden.
    Falls der Humanoide bis dahin nicht ebenfalls ins Ätherherz eingedrungen war...
     
    9.
     
    Ruben Caldrogyn: Die Entscheidung
     
    Ruben machte einen Schritt und tauchte in eine unbegreifliche Welt ein. Alles, was ihm bislang wie ein Wunder erschienen war, wie Magie oder zumindest wie so überlegene Technologie, dass sie ihm wie Magie erscheinen musste, das alles verblasste angesichts dessen, was sich ihm hier offenbarte. Er tauchte in diese Welt ein, verlor sofort das Gefühl für Zeit und Raum und gewann beides gleichzeitig zurück. Sein Aufenthalt in dieser Sphäre mochte nur Hiddyn dauern, doch subjektiv kam er ihm wie eine Ewigkeit vor - eine Ewigkeit, die ein nicht mehr messbares Millionstel eines Wimpernschlags währte.
    Erneut glaubte er, sich in körperlosem Zustand inmitten des Dommrathischen Netzes zu befinden. Doch diesmal war das Netz ihm untertan. Er war nicht nur Teil des Netzes, wie das Netz wiederum Teil von ihm war, er beherrschte es. Er spürte sofort, dass er mental, allein mit der Kraft seiner Gedanken, auf sämtliche Einrichtungen zugreifen konnte, die im Ätherherzen vorhanden und für ihn irgendwie wahrnehmbar dargestellt waren.
    Er glitt in die Portale und wusste, dass er sie von hier aus problemlos sperren oder öffnen konnte. Er spürte die Verkehrs ströme im Netz des Landes Dommrath, ein gewaltiges, flimmerndes Gewebe aus Myriaden einzelner Bestandteile, und wusste, dass er sie umleiten, ja sogar vollständig sperren konnte. Ruben sah sofort die Möglichkeiten, die diese mentale Macht ihm bot. Das längst untergegangen geglaubte Raubtier in ihm wurde wieder wach. Greif an! peitschte es ihn auf. Nutze die Gelegenheit! Wer weiß, ob sie sich dir noch einmal bieten wird! Und es mahnte zur Vorsicht. Sei behutsam! Fliehe lieber! Du weiß nicht, worauf du dich einlässt. Du befindest dich in einem völlig unbekannten Revier. Vielleicht lauert in diesem Netz eine riesige Spinne, die dich verschlingen wird, wenn du sie herausforderst! Doch der Forscher aus dem Volk der Sambarkin konnte nicht widerstehen. Sein Intellekt drängte den Instinkt zurück. Seine Neugier war überwältigend.
    Yezzikan Rimba, dachte er, und seine Gedanken glitten in das Portal seiner Heimatwelt, und er war das Portal. Er war der Schlüssel und das Schloss.
    Probeweise schaltete er das Portal von Yezzikan Rimba auf einen inaktiven Status. Er dachte den Gedanken, und das Portal verschwand aus seiner Wahrnehmung. Nein, nicht ganz, nur fast; es war kaum noch wahrzunehmen, auch für ihn. Er sah es nur noch als Schatten eines Schattens.
    Instinktiv war Ruben davon überzeugt - nein, er wusste -, dass das Portal auf Yezzikan Rimba genau in diesem Augenblick verschwunden war. Und dann war er auf seiner Heimatwelt, und er sah dort, wo gerade noch die Transmitter emporgeragt hatten, eine weitläufige Metallfläche. Nur die subplanetarischen Aggregate der Portale waren noch vorhanden. Und ganz am Rande seiner Wahrnehmung spürte Ruben Caldrogyn das Entsetzen und die Verzweiflung der Bewohner seiner Heimatwelt. Eine Erschütterung, die ihm plötzlich nur allzu verständlich war. Die Sambarkin und alle, die auf Yezzikan Rimba lebten, waren nicht mehr frei. Frei, durch Dommrath zu reisen, wie es ihnen beliebte und ihre Son-Chips es zuließen. Frei, alle Kulturen eines riesigen Landes kennenzulernen, andere Welten, andere Wesen, andere Sitten und Gebräuche.
    Ruben spürte die Bestürzung der Bevölkerung fast körperlich. Aber er war auch der Anführer der Astronautischen Revolution.
    Der Gedanke kam zwangsläufig und ganz natürlich zugleich. Er hatte die absolute Macht über das Dommrathische Netz. Was würde geschehen, wenn er sämtliche Portale des Do'Tarfryddan in diesen Zustand versetzen würde? Was, wenn es ihm gelänge, hier und jetzt das Netz einfach abzuschalten?
    Das wäre der Sieg der Astronautischen Revolution, auf eine Art und Weise errungen, die er sich nie hätte träumen lassen. Einfach,
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher